Datenschutzuntersuchung Neuer Schlag gegen Tech-Konzerne in China – Aktien von Didi-Investor Softbank verlieren fünf Prozent

Erst am Mittwoch hatte das Unternehmen an der New Yorker Börse vier Milliarden Dollar eingesammelt.
Peking Die chinesische Cyberspace-Regulierungsbehörde hat App-Stores in China am Sonntag angewiesen, die App des Fahrdienstleisters Didi Chuxing aus ihrer Angebotsliste zu entfernen. Grund seien schwerwiegende Verstöße bei der Sammlung und Nutzung persönlicher Daten durch das Unternehmen.
Sie forderte Didi auf, seine Probleme gemäß den gesetzlichen Anforderungen und nationalen Standards zu beheben und die Sicherheit der persönlichen Daten seiner Nutzer effektiv zu schützen. Wer die App bereits heruntergeladen hatte, konnte sie Sonntagabend Ortszeit jedoch noch benutzen und Fahrer über das Programm bestellen.
Erst am Mittwoch war Didi an der Börse in New York gestartet und hatte dabei mindestens vier Milliarden US-Dollar eingesammelt. Doch schon am Freitag hatte das Unternehmen mit Sitz in Peking Gegenwind von der chinesischen Cyberspace-Behörde bekommen, die eine Datenschutzuntersuchung ankündigte.
Die Mitteilung hatte die Aktien zum Absturz gebracht, sie fielen bis zum Börsenschluss am Freitag um mehr als fünf Prozent. Auch an den asiatischen Börsen sorgte die Nachricht für Kursrückgänge bei Tech-Aktien. Die Papiere des japanischen Didi-Investors Softbank fielen am Montag in Tokio um fünf Prozent, in Hongkong gaben Alibaba um 2,4 Prozent und Tencent um 3,9 Prozent nach.
Wie am Montag bekannt wurde, gehen die Behörden nun auch gegen zwei weitere Tech-Unternehmen vor. So wird nun gegen die Online-Bewerbungsplattform Boss Zhipin und die Lkw-Miet-Apps der Firmen Yunmanman und Houchebang ermittelt, die zusammen unter dem Namen Full Truck Alliance auftreten. Wie Didi waren Boss Zhipin und Full Truck Alliance im Juni in New York an die Börse gegangen. Details zu den Hintergründen der Ermittlungen sind bisher nicht bekannt.
Die chinesische Regierung geht bereits seit mehreren Monaten hart mit Tech-Konzerne in der Volksrepublik um. Prominentestes Beispiel ist bislang Ant („Alipay“), dessen Milliardenbörsengang im vergangenen Jahr gut zwei Tage vor dem geplanten IPO gestoppt worden war. Das Finanzdienstleistungsunternehmen befindet sich inzwischen auf Druck der chinesischen Regulierer in einer großen Umstrukturierung.
Peking treibt den Datenschutz voran
Didi ist in China mit 493 Millionen aktiven Nutzern der nahezu unangefochtene Marktführer unter den Fahrdienstleistern. Das Unternehmen ist mehr oder weniger groß in 14 anderen Ländern vertreten, etwa in Japan, Australien und Russland. Doch den größten Teil seines Geschäfts macht es in der Volksrepublik. 2016 hatte Didi die Aktivitäten von Uber in China übernommen.
Didi steht schon seit Längerem unter besonderer Beobachtung. Im April war es eines von 30 Tech-Unternehmen, die von der chinesischen Wettbewerbsbehörde SAMR, der Cyberregulierungsbehörde und der Steuerbehörde zu einem Treffen zitiert wurden. Alle Firmen wurden aufgefordert, innerhalb eines Monats eine Selbstinspektion durchzuführen.
Zum einen dient das Vorgehen gegen die chinesischen Tech-Konzerne dazu, die Unternehmen stärker unter die Kontrolle der Staatsführung und der Kommunistischen Partei zu bekommen. Zum anderen war die Branche lange Zeit weitgehend unreguliert.
Es mag mit Blick auf die immer weiter ausgebaute Überwachung durch die chinesische Staatsführung paradox klingen, aber Peking will die Daten seiner Bürger besser vor unbefugten Zugriffen durch Kriminelle oder exzessive Datensammlungen durch Unternehmen schützen. In den vergangenen Monaten hatte die chinesische Führung mehrere Regeln auf den Weg gebracht, die dem besseren Datenschutz dienen.
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