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Delivery Hero und Co. Das knallharte Geschäft der Lieferdienste

Start-ups haben aus dem Liefern von Essen ein Milliardengeschäft gemacht. Delivery Hero, einer der großen deutschen Player, ist nun an der Börse. Doch das Geschäft ist hart – für Firmen und Fahrer.
30.06.2017 - 10:42 Uhr Kommentieren

Erfolgreiches Börsendebüt für Delivery Hero

Berlin Als Andreas Hartl sich einloggt, dauert es keine 30 Sekunden, bis der erste Auftrag reinkommt. Mehrere Portionen Sushi von einem japanischen Restaurant, 1,6 Kilometer entfernt, in acht Minuten. Der 30-Jährige in leuchtend pinkem Trikot, Helm und großem Rucksack wendet sein Rennrad und tritt in die Pedale. Er wird die Strecke in sechs Minuten schaffen.

Hartl ist in Berlin Auslieferfahrer für Foodora, einer Tochterfirma von Delivery Hero, die Essen bei Restaurants abholen und per Fahrrad zu Kunden nach Hause bringen lässt. Sie erhalten ihre Aufträge per App auf ihre Handys. Alle Foodora-Fahrer sind angestellt, die meisten als Mini- oder Midijobber, Hartl sogar in Vollzeit. Bezahlt werden sie pro Stunde. Hartl mag seinen Job. „Es ist so entspannt: Man arbeitet vor sich hin und wenn man fertig ist, fährt man nach Hause.“

Doch nicht alle Fahrer von Foodora sind so zufrieden mit ihrer Arbeit. Erst am Mittwoch hat die Gewerkschaft FAU einmal mehr gegen die Arbeitsbedingungen bei Foodora und Konkurrent Deliveroo demonstriert. Die Lieferdienste sollen die Kosten für Arbeitsmittel – Fahrräder und Handys – übernehmen. Außerdem gebe es zu wenig Schichten für zu viele Fahrer.

Zwar verdienen diese laut Foodora mit neun bis elf Euro etwas mehr als es der gesetzliche Mindestlohn verlangt. Trotzdem kämen viele im Monat kaum über 500 Euro, entgegnet FAU-Sprecher Clemens Melzer: „Die Fahrer stehen in ständiger Konkurrenz miteinander.“ Im Hintergrund skandieren rund 50 Demo-Radler: „Foodora and Deliveroo – Shame on you!“ („Foodora und Deliveroo – schämt euch!“).

Zwei Tage später in Frankfurt. An diesem Freitag versammelte sich wieder eine Menschenmenge, wieder geht es um Delivery Hero. Dieses Mal wurde der Essenslieferdienst jedoch nicht öffentlich geächtet, sondern gefeiert. Der Börsengang stand an. Zu dem Zeitpunkt, wo Chef Niklas Östberg die Börsenglocke läutete, wurde sein Unternehmen mit mehr als vier Milliarden Euro bewertet. Der erste Kurs lag am Freitagmorgen bei 26,90 Euro und damit über dem Ausgabepreis von 25,50 Euro. Anschließend fiel der Kurs der Aktie wieder etwas zurück auf 26,25 Euro.

Die größten Börsengänge in Deutschland
Delivery Hero
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Der Berliner Essenslieferdienst Delivery Hero geht an die Börse. Die Aktien des Unternehmens aus der Start-up-Schmiede Rocket Internet wird an diesem Freitag zum ersten Mal an der Frankfurter Börse gehandelt. Den Ausgabepreis der neuen Aktien setzte das Unternehmen auf 25,50 Euro fest. Das ist das obere Ende der zuvor ausgegebenen Preisspanne. Damit nimmt das Start-up mit dem Börsengang knapp eine Milliarde Euro ein. Die richtig großen Börsengange gibt es allerdings hier...

(Foto: Reuters)
Platz 10: Rocket Internet
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Rocket Internet ist ein Internet-Inkubator. Das 2007 von den Samwer-Brüdern gegründet Unternehmen identifiziert Internet-Geschäftsmodelle und überträgt diese dann auf neue Märkte, die zumeist in schnell wachsenden Schwellenländern liegen. Ende 2016 befanden sich 125 (Vorjahr: 182) voll- und 48 (51) teilkonsolidierte Töchter im Portfolio der Rocket Internet. Bei dem Börsengang wurde die Aktie zehnfach überzeichnet, wurde mit 42,50 Euro pro Aktie ausgegeben, was 6,7 Milliarden Euro entspricht. Am Ende betrug der Wert an der Börse aber nur 1,4 Milliarden Euro.

(Foto: dpa)
Platz 10: Symrise
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Am 11. Dezember 2006 debütierte die Aktie des Duft- und Aromenherstellers Symrise. Rund 1,4 Milliarden Euro erlösten das Holzmindener Unternehmen und der schwedische Finanzinvestor EQT mit 81 Millionen Aktien zu je 17,25 Euro. EQT hatte 2002 die Bayer-Tochter Haarmann & Reimer gekauft und mit dem Familienunternehmen Dragoco verschmolzen.

(Foto: dpa)
Platz 9: Telefónica Deutschland
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Der Vorstandsvorsitzende der Telefonica Deutschland, Rene Schuster, posiert am 2012 in der Deutschen Börse in Frankfurt am Main mit einem Telefon. Die Aktie von Telefonica Deutschland war damals bei ihrer Erstnotiz über ihren Ausgabepreis gestiegen. Nachdem die Anteilsscheine des Telekom-Unternehmens, das unter der Marke O2 auftritt, für 5,60 Euro an die Zeichner zugeteilt worden waren, notierten die Papiere kurz nach Handelsstart in Frankfurt am Main mit knapp zwei Prozent im Plus bei 5,78 Euro. Insgesamt spülte der Teilverkauf der deutschen Tochter dem spanischen Telefonica-Konzern inklusive der Mehrzuteilungsoption etwa 1,45 Milliarden Euro in die Kassen.

(Foto: dapd)
Platz 8: Covestro
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Der Bayer-Kunststofftochter Covestro gelang 2015 ein erfreulicher Börsengang. Der Kurs lag mit 26,50 Euro deutlich über dem Ausgabepreis von 24 Euro. Die Bookbulding-Spanne von Covestro lag bei 21,50 bis 24,50. Nach Angabe des Unternehmens hatten Anleger deutlich mehr Aktien gezeichnet als überhaupt ausgegeben würden. Die Covestro AG ist einer der weltweit führenden Anbieter von Hightech-Materiallösungen und -Polymerwerkstoffen für zahlreiche Branchen. Am Ende betrug der Wert der Aktie 1,5 Milliarden Euro.

(Foto: AFP)
Platz 7: Deutsche Postbank
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Am 23. Juni 2004 kam die Postbank an den Markt. Die Deutsche Post verkaufte 55 Millionen Aktien und eine Umtauschanleihe und sammelte 2,6 Milliarden Euro ein. Doch verlief der Börsengang nicht problemlos: Ursprünglich waren mehr Aktien zu einem höheren Preis angeboten worden. Für Aufruhr sorgte, dass der im Emissionskonsortium vertretenen Deutschen Bank Interesse an der Postbank nachgesagt wurde – heute ist sie tatsächlich an ihr beteiligt. Am Ende war die Emission zweifach überzeichnet, der erste Kurs lag mit 29 Euro über dem Ausgabepreis. Am Ende für das Unternehmen mit 1,6 Milliarden Euro bewertet.

(Foto: Reuters)
Platz 6: Tognum
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Der Hersteller von Dieselmotoren für Schiffe, Panzer und Schienenfahrzeuge sammelte mit seinem Debüt am 2. Juli 2007 zwei Milliarden Euro ein, wovon der Großteil an den schwedischen Finanzinvestor EQT ging. An der Börse startete die Aktie etwas über dem Ausgabepreis von 24 Euro. Wenige Monate später wurde sie in den MDax aufgenommen.

(Foto: AP)

Der niederländische Konkurrent Takeaway.com hat im September vergangenen Jahres bereits vorgelegt. Nach dem Sprung aufs Amsterdamer Börsenparkett schwankte die Aktie der Lieferando-Mutter zunächst, konnte sich dann aber fangen und bald an Wert zulegen. Heute kostet das Papier etwas unter 40 Euro, die Marktkapitalisierung liegt bei rund 1,6 Milliarden Euro.

Für die Essenszusteller geht es um viel Geld: Einer McKinsey-Studie zufolge setzt die weltweite Branche derzeit mehr als 80 Milliarden Euro im Jahr um - Tendenz eindeutig steigend. Eine Summe, um die sich eine Handvoll internationaler Schwergewichte wie Just Eat aus Großbritannien und Grubhub aus den USA (beide ebenfalls börsennotiert) und eben auch Delivery Hero reißen.

Schwerer Weg in die schwarzen Zahlen
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