Der ICE wird 25: Schwuler Fußballer bei der Deutschen Bahn
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Der ICE wird 25Schwuler Fußballer bei der Deutschen Bahn
Schwule Fußballer sind noch immer ein Tabu. Für einen Werbe-Spot greift die Deutsche Bahn die Thematik auf. Genug Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken dürfte dem Konzern damit sicher sein.
01.06.2016 - 17:21 Uhr
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Berlin Ein neuer Werbe-Spot der Deutschen Bahn kratzt an einem Tabu: Schwule im Fußball. Gut eine Woche vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich zeigt der Clip ein schwules Paar. Der eine fiebert zu Hause vor dem Fernseher mit und jubelt im Stadion mit Fanschal auf der Tribüne. Der andere ist im Zweikampf auf dem Platz zu sehen und beim Torschuss. Der Spieler fährt am Schluss mit dem Mannschaftsbus, sein Partner im ICE – beide treffen sich am Bahnsteig. Es folgt eine intensive Umarmung. Am Mittwoch hatte „Bild.de“ bereits über den 1 Minute und 40 Sekunden langen Spot berichtet.
Er soll nach Angaben der Deutschen Bahn ab sofort auf YouTube und ab Donnerstag auf verschiedenen sozialen Medien zu sehen sein. An dessen Ende ist die doppeldeutige Botschaft zu lesen: „Verbindet mehr als A und B“ – und dann: „25 Jahre ICE“. Anlass des ungewöhnlichen Werbeclips: Am 2. Juni 1991 begann für Bahnreisende in Deutschland das Hochgeschwindigkeitszeitalter, als der erste Intercity-Express fahrplanmäßig startete. „Wir wollen zum 25. Geburtstag des ICE zeigen, dass er mehr verbindet als Bahnhöfe und Städte“, so Berthold Huber, Vorstand Verkehr und Transport bei der Deutschen Bahn. „Der Spot setzt ein Zeichen für Vielfalt und Weltoffenheit.“
Hier baut die Bahn 2016
Von Mai bis Mitte Juli Weichen- und Gleiserneuerung. Umleitungen im Fernverkehr mit bis zu 30 Minuten längerer Fahrzeit, im Nahverkehr 15 Minuten.
Von Mitte Juli bis Anfang September teilweise Totalsperrung und Umleitungen. 40 Minuten mehr Fahrzeit im Fernverkehr. Auch Nahverkehr betroffen.
Möglicherweise kurzfristig Austausch von Schotter. Zeitplan und Umfang möglicher Sperrungen will die Bahn „in Kürze“ bekannt geben.
Längere Fahrtzeiten von fünf Minuten wegen eines Stellwerksbaus von Ende April bis Anfang September und Mitte November bis Dezember.
Von Anfang August bis Anfang November teilweise Sperrungen und Umleitungen einzelner Fernzüge, 22 Minuten längere Fahrzeit.
Ab Anfang August sind Fernzüge wegen einer Umleitung 20 Minuten länger unterwegs. 75 Regionalzüge zwischen Flughafen Schönefeld und dem Süden Brandenburgs fallen pro Tag aus.
Teilausfälle Ende April und Anfang Mai sowie von August bis Oktober
Längere Fahrzeiten im Fernverkehr wegen Umleitung über Düsseldorf ab Juli. Grund sind Gleiserneuerungen zwischen Solingen und Opladen.
Von Ende Juli bis Mitte September Teilausfälle und längere Fahrtzeiten von 20 Minuten wegen Gleis- und Brückenarbeiten, im Nahverkehr 30 Minuten.
Der Werbeclip soll an diesem Donnerstag in sozialen Medien wie Facebook und Twitter veröffentlicht werden, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn in Berlin, aber nicht im Fernsehen. Wegen des großen Interesses an dem Clip habe man entschieden, ihn bereits ab Mittwochnachmittag auf YouTube zu zeigen. Man rechne damit, dass der Beitrag viral werde, sich also sehr schnell in großem Umfang in den sozialen Medien verbreite.
Die Idee zu dem Spot mit zwei Jungschauspielern aus England in den Hauptrollen hatte die Werbeagentur BBDO. Bei der Umsetzung gehen die Werber eher vorsichtig vor: Die beiden schwulen Partner umarmen sich zwar – Küsse gibt es aber nicht.
Hochgeschwindigkeit mit Beilagensalat
1,8 Milliarden Kilometer
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Die Deutsche Bahn hat etwa 250 ICE verschiedener Generationen im Einsatz, die jährlich eine halbe Million Kilometer unterwegs sind. Seit 1991 hat die immer wieder gewachsene Flotte 1,8 Milliarden Kilometer zurückgelegt.
Der ICE 1 ist auf Höchstgeschwindigkeiten von 280 Stundenkilometern ausgelegt. Für Bahnfahrer bot er 1991 ein völlig neues Reisegefühl: Anders als beim Intercity konnten sie auf einmal ohne lästiges Türenöffnen bequem durch den ganzen Zug laufen, sogar Telefonzellen waren an Bord.
Seit 1996 ist der ICE 2 im Einsatz, mit dem sich zwei Zugeinheiten koppeln und unterwegs wieder trennen lassen. 1999 kam der ICE T, ein Jahr später der ICE 3, der erste serienmäßige Zug für Tempo 300. Der ICE 4 soll im Herbst in den Probebetrieb gehen.
(Foto: AP)
ICE 4
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Wenn Ende 2017 die jüngste ICE-Generation aufs Gleis kommt, ist die Höchstgeschwindigkeit auf 250 Stundenkilometer beschränkt – den Vorgänger bejubelte die Bahn noch als Deutschlands ersten Zug für Tempo 300.
Die Bundesbahn gab 1983 einen „Intercity Experimental“ in Auftrag, zwei Jahre später übergab die Industrie das erste Modell. Dieser Versuchszug knackte im November 1985 erstmals die Marke von 300 Stundenkilometern.
Andere Länder waren weit voraus: In Frankreich fährt der Hochgeschwindigkeitszug TGV seit 1981. Japan hat seinen Shinkansen gar seit 1964 in Betrieb.
Zum Start des ICE warb die damalige Bundesbahn mit dem Spruch: „Halb so schnell wie das Flugzeug und doppelt so schnell wie das Auto“. Manch einer klagt zwar über die hohen Preise, aber der Hochgeschwindigkeitszug macht das Bahnfahren zu einer Alternative. Flugverbindungen zwischen Frankfurt am Main und Köln sowie zwischen Berlin und Hamburg werden überflüssig.
1998 erlebt der ICE seine schwärzeste Stunde: Am 3. Juni um 10.58 Uhr entgleist der ICE 884 „Wilhelm Conrad Röntgen“ wegen eines gebrochenen Radreifens und prallt kurz vor dem niedersächsischen Bahnhof Eschede gegen eine Brücke. Bei dem schwersten Zugunglück in der Geschichte der Bundesrepublik sterben 101 Menschen.
Der ICE sorgt immer wieder für Ärger bei Fahrgästen: Verspätungen, Zugausfälle, defekte Klimaanlagen. Seit dem Bruch einer Achse bei einem ICE im Sommer 2008 müssen die Züge deutlich häufiger als sonst zur Inspektion. Dadurch stehen in der Folge kaum noch Züge als Reserve zur Verfügung - Züge fallen aus oder sind mit großen Verspätungen unterwegs. 2010 und 2011 plagen Probleme mit Klimaanlagen Teile der ICE-Flotte.
Homosexualität im Fußball ist nach wie vor ein Tabuthema. Anfang 2014 bekam Thomas Hitzlsperger - ehemaliger Fußball-Nationalspieler und WM-Teilnehmer von 2006 - viel Aufmerksamkeit und auch öffentliche Anerkennung für sein Coming-Out. In weiten Teilen der Gesellschaft werde schon recht offen mit dem Thema Homosexualität umgegangen, sagte er damals. „Der Profisport hat da eindeutig Nachholbedarf.“ Daran hat sich wenig geändert. Für Werber bieten sich dadurch Chancen: Tabubrüche verschaffen Aufmerksamkeit.