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Seit 90 Jahren gibt es die deutsch-griechische Handelskammer. Selten hat sie solch turbulente Zeiten erlebt wie in diesen Tagen. Doch der wahre Härtetest dürfte Unternehmen auf beiden Seiten noch bevorstehen.
Passanten lesen am Freitag die Schlagzeilen griechischer Zeitungen. Auch bei den Unternehmern wächst die Nervosität vor dem Referendum am Sonntag.
(Foto: ap)
Düsseldorf/Athen In der deutsch-griechischen Industrie- und Handelskammer in Athen herrscht seit Wochen Hochbetrieb. Immer wieder rufen besorgte deutsche Unternehmer an, um sich nach ihren griechischen Geschäftspartnern zu erkundigen. Wie ist die finanzielle Lage der Firma X, wie steht es um die Zahlungsmoral von Firma Y? „Die Unsicherheit ist derzeit sehr groß“, sagt Athanassios Kelemis, Geschäftsführer der Kammer. Deren Hauptaufgabe ist es ja auch, ihre Mitglieder mit Informationen zu versorgen. Und die werden jetzt, da sich die Krise derart zugespitzt hat, stärker nachgefragt denn je.
So wollen deutsche Firmen oft wissen, ob Warenlieferungen abgesichert sind. Kelemis und seine Mannschaft versuchen, die Unternehmer zu beruhigen und sie davon zu überzeugen, dass die griechischen Partner natürlich stark daran interessiert sind, dass die Handelsbeziehungen so normal und zuverlässig wie irgend möglich weitergehen. „Leider können wir nicht immer alle überzeugen“, räumt Kelemis ein. So lieferten manche Firmen ihre Waren nur noch gegen Vorkasse. Griechische Lieferanten hätten diese Bedenken dagegen nicht: „Sie wissen, dass ihre Partner in Deutschland stark und leistungsfähig sind“, sagt Kelemis.
Die Kammer in Athen ist eine der ältesten bilateralen Handelskammern in Europa. Erst im vergangenen Jahr konnte sie ihr 90-jähriges Bestehen feiern. Nach ihren Angaben sind in Griechenland 119 deutsche Unternehmen und Firmen mit deutscher Beteiligung tätig. Sie beschäftigen 29.000 Menschen und setzten zuletzt rund sieben Milliarden Euro um, immerhin drei Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes.
Nur noch 60 Euro täglich dürfen die Griechen seit Wochenbeginn an den Geldautomaten abheben - zu wenig, um größere Ausgaben zu stemmen. Das ganze Land hält vor dem für Sonntag angesetzten Referendum über neue Sparmaßnahmen den Atem an. Stimmt die Mehrheit dagegen, droht Griechenland der Abschied vom Euro, warnen Ökonomen und europäische Politiker. Ohne Reformen wollen die internationalen Gläubiger dem Land kein neues Geld geben. Eine Staatspleite wäre unausweichlich.
Das verlieren die Euro-Länder, wenn Griechenland pleitegeht
88,7 Milliarden Euro
67,9 Milliarden Euro
59,2 Milliarden Euro
40,5 Milliarden Euro
19,3 Milliarden Euro
11,9 Milliarden Euro
9,4 Milliarden Euro
6 Milliarden Euro
4,5 Milliarden Euro
2,9 Milliarden Euro
2,7 Milliarden Euro
1,6 Milliarden Euro
IWF, EU-Kommission, EFSF, ESM, EZB, Bank of Greece, Berechnungen des ifo Instituts.
„Diese Woche ist die Situation noch zu bewältigen“, sagt auch der Chef des Unternehmerverbandes ESEE, Vassilis Korkidis. „Aber nächste Woche werden sich die Probleme vervielfachen.“ Er listet die Schwierigkeiten auf, die vor allem kleine und mittelständische Unternehmen treffen. So haben diese haben keinen Zugang zum elektronischen Zahlungsverkehr, was vor allem Importeure lähmt. Diese können noch nicht einmal Lkw bestellen, die Waren ins Land transportieren, da diese auf der Rückfahrt leer bleiben würden und die Spediteure solche unrentablen Fahrten vermeiden wollen. Vorabzahlungen an Lieferanten sind kaum zu machen.
2 Kommentare zu "Deutsch-griechischer Handel: „Die griechische Wirtschaft friert ein“"
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Herr Christoph Kohl
So schlecht ist die griechische Wirtschaft gar nicht. Es gibt mehr als nur Landwirtschaft (6% des BIP) und Tourismus. Textil, Zement, Chemikalien, Kohle- und Ölprodukte, Metallprodukte und auch Telekommunikationsunternehmen. Klar, ist kein Big Player dabei, nicht vergleichbar mit Siemens, BASF oder VW, aber Mittelstand ist durchaus vorhanden und könnte ausgebaut werden.
Was fehlt ist eine funktionierende Verwaltung (=Staat)! Korruption, zu viele Beamten, ein verkrustete Arbeitsmarktpolitik (z.B. bei den Taxifahrern, aber auch bei vielen anderen Bereichen), dazu dann noch ineffizient im Steuer eintreiben, kein richtiges Katasteramt...daran krankt das Land! An der Elite, nicht am wirtschaftlichen Potenzial!
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So schlecht ist die griechische Wirtschaft gar nicht. Es gibt mehr als nur Landwirtschaft (6% des BIP) und Tourismus. Textil, Zement, Chemikalien, Kohle- und Ölprodukte, Metallprodukte und auch Telekommunikationsunternehmen. Klar, ist kein Big Player dabei, nicht vergleichbar mit Siemens, BASF oder VW, aber Mittelstand ist durchaus vorhanden und könnte ausgebaut werden.
Was fehlt ist eine funktionierende Verwaltung (=Staat)! Korruption, zu viele Beamten, ein verkrustete Arbeitsmarktpolitik (z.B. bei den Taxifahrern, aber auch bei vielen anderen Bereichen), dazu dann noch ineffizient im Steuer eintreiben, kein richtiges Katasteramt...daran krankt das Land! An der Elite, nicht am wirtschaftlichen Potenzial!
Die ääähhh...griechische Wirtschaft???