Deutsche Bahn bekommt Konkurrenz: Gerangel um den Sylter Autozug
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Deutsche Bahn bekommt KonkurrenzGerangel um den Sylter Autozug
Seit mehr als 80 Jahren roll der Autozug auf die Insel Sylt. Das Angebot ist beliebt. Die Deutsche Bahn muss fürchten, die Nutzungsrechte der Trassen zu verlieren. Sogar Schleswig-Holstein will den Autozug betreiben.
Westerland/Kiel Die Fahrt ist kurz, aber einzigartig. Eine gute halbe Stunde lang sitzt der Autofahrer auf dem Weg nach Sylt in seinem Wagen, genießt die Aussicht auf Wiesen, Schafe und Wattenmeer und rollt, auf der Insel angekommen, vom Autozug herunter. Einen weiteren Zug dieser Art gibt es in Deutschland nicht - bei anderen Autoreisezügen sitzen Fahrgäste in separaten Waggons, das Auto rollt „unbemannt“ mit.
Die Sylter Strecke über den Hindenburgdamm wird schon seit Ende der 20er Jahre mit einem Autozug befahren. Einzigartig ist heute unter anderem die Möglichkeit, über eine Leine aus jedem Auto heraus die Notbremse zu ziehen. Einträglich ist die Strecke auch: Jährlich werden 490.000 Fahrzeuge je Richtung mit dem Sylt-Shuttle zwischen Westerland und Niebüll befördert. Für Hin- und Rückfahrt verlangt die Deutsche Bahn derzeit 90 Euro.
Die Strecke weckt Begehrlichkeiten: Sowohl das Kölner Bahnunternehmen Railroad Development Corporation Deutschland (RDC D) als auch das Land Schleswig-Holstein haben bei der DB Netz AG Anträge für die Nutzung der Trassen gestellt. Auch die Deutsche Bahn selbst will den Sylt-Shuttle weiter betreiben.
Fakten zur Deutschen Bahn
Die Logistiksparte der Bahn transportierte Güter mit einem Gesamtgewicht von 189,9 Millionen Tonnen (ein Minus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr).
Die Zahlen stammen aus dem 1. Halbjahr 2014.
Fahrgäste Bahnverkehr im ersten Halbjahr in Deutschland: 1,001 Milliarden (Vorjahr: 991 Millionen). Davon waren 62,2 Millionen im Fernverkehr unterwegs (minus 0,5 Prozent).
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug im ersten Halbjahr 2013 1,088 Milliarden Euro (1,018 Milliarden Euro im Vorjahr).
Halbjahresergebnis nach Steuern: 642 Millionen Euro (Vorjahr: 554 Millionen Euro).
Mitte Juni 2014 hatte der Staatskonzern etwa 296.900 Mitarbeiter, 0,4 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt 2013.
Die Deutsche Bahn verbuchte im ersten Halbjahr 2014 einen Umsatz von 19,73 Milliarden Euro (19,37 Milliarden Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum).
Dass sich auch das Land bewirbt, ist auf dieser Strecke ein Novum. Sollte es Erfolg haben, würde es über die Ausschreibung Einfluss nehmen können. „Es geht darum, einen Fuß in der Tür zu haben“, sagt eine Sprecherin des Kieler Verkehrsministeriums. Das Land wolle auch an den Bedarf für Reisende ohne Auto denken - vielleicht ließen sich für sie noch Wagen ankoppeln. Ein Gutachten soll weitere Möglichkeiten prüfen, etwa die Verlängerung nach Flensburg.
Auf Sylt selbst wird eine mögliche Verlängerung des Autozuges etwa nach Flensburg nicht positiv gesehen, sagt die Bürgermeisterin der Gemeinde Sylt, Petra Reiber. „Was machen wir bei Sturm?“ Die Fahrt verlängere sich sehr, die Reisenden könnten etwa unterwegs nicht zur Toilette gehen. „Alles, was die Anreise verlängert - da können wir nicht dafür sein.“ Reiber plädiert vielmehr für einen Expresszug von Hamburg nach Sylt.
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