Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Deutsche Bahn Weiterfahren im Sparmodus

Sonderangebote locken mehr Fahrgäste in die Fernzüge. Die Deutsche Bahn experimentiert deshalb ganz offen mit immer neuen Bahncards und flexiblen Preisen. Leider kann der Gewinn dabei nicht mithalten.
05.07.2016 - 17:13 Uhr
Fahrgäste lösen Fahrkarten am Automaten: Die Deutsche Bahn experimentiert mit neuen Preismodellen. Quelle: AP
Deutsche Bahn

Fahrgäste lösen Fahrkarten am Automaten: Die Deutsche Bahn experimentiert mit neuen Preismodellen.

(Foto: AP)

Düsseldorf Die Deutsche Bahn steuert nach Angaben der Fernverkehrschefin des Konzerns Birgit Bohle auf einen neuen Fahrgastrekord im Fernverkehr zu. Von Januar bis Mai stieg die Zahl der Kunden in den ICEs und ICs um zehn Prozentpunkte auf 54,7 Millionen Reisende. Bohle verbucht das als einen Erfolg der Sparpreisoffensive der Bahn. Die soll deshalb fortgesetzt werden mit neuen Bahncards, verlängerten Buchungsfristen und flexiblen Preisen.

Bohl sprach von „aggressivem Wettbewerb“ sowohl durch Fernbusse, Fluggesellschaften wie auch Carsharing und Mitfahrzentralen. Die „Kunden können täglich neu entscheiden“. Als besonders erfolgreich wird das 19-Euro-Ticket angesehen. So wären nach Umfragen der Bahn 40 Prozent der zusätzlich gewonnenen Kunden mit dem Fernbus gefahren. Dieses Sonderangebot soll bis zum 12. September verlängert werden. Die Zahl der insgesamt verkauften Sparpreistickets ist in den vergangen Monaten um 25 Prozent gestiegen.

Was sich künftig noch ändert: Ab Anfang August können Kunden die Sparpreis-Tickets bis zum Vortag der Reise umtauschen oder erstatten lassen, zudem kann ab dann die Bahncard50 dauerhaft mit Sparpreisen kombiniert werden. 19-Euro-Sonderangebote soll es auch künftig für begrenzte Zeiträume gehen. Für junge Erwachsene bis 26 Jahre wird die MyBahncard für 69 Euro in der zweiten Klasse und 251 Euro in der ersten Klasse dauerhaft eingeführt. Auch für Fahrgäste ab 60 wird es ab dem 30. September eine neue Bahncard zum Preis von 99 Euro in der zweiten und 149 Euro in der ersten Klasse geben.

Darüber hinaus will die Bahn weitere Neuerungen künftig erst einmal austesten, bevor sie flächendeckend eingeführt werden. Bohle sagte, die Bahn probiere jetzt einfach verschiedene Angebote aus. Zum Beispiel erwies sich die Ein-Monats-Bahncard als Flop. Sie wird nicht eingeführt. Ab August wird dagegen zwischen Frankfurt und Köln und München und Nürnberg ein neuer Flexpreis getestet. An unterschiedlichen Tagen werden dann die Tickets unterschiedlich hohe Preise haben.

So gefährlich ist Bahnfahren
Stress bei der Deutschen Bahn
1 von 9

Aufgeschlitzte Sitze, Schlägerei nach der Disco und Hooligans, die ihren Frust nach Niederlagen ihres Fußballvereins am Kontrolleur auslassen – in Zügen und auf Bahnhöfen gibt es immer wieder Stress. Zuletzt sind diese Orte für Reisende allerdings etwas sicherer geworden. Laut Bahn und Bundespolizei sank die Zahl der Straftaten 2015 um drei Prozent. Meist geht es um Schwarzfahren und Taschendiebstahl.

(Foto: Imago)
Sicherheitsleute werden Opfer
2 von 9

„Fakt ist, bei der Bahn passiert sechsmal weniger als im restlichen öffentlichen Raum“, sagt Bahn-Sicherheitschef Hans-Hilmar Rischke. Doch bestimmte Täter machen nach wie vor große Probleme. Und die eigenen Sicherheitsleute werden immer häufiger zum Opfer.

(Foto: Imago)
Hooligans
3 von 9

Hooligans will sich die Bahn künftig härter vorknöpfen. „Fußballfans sind verdammt wichtige Kunden“, sagt Rischke. Doch an Bahnhöfen treffen gewaltbereite Anhänger aufeinander. Die Folge: Randale, nicht nur beim Derby. Jedes Wochenende gebe es 55 bis 60 Straftaten. „Das bindet Kräfte, die uns an anderer Stelle fehlen“, sagt Bundespolizeipräsident Dieter Romann. Die Bahn will sich beim Fußball etwas abschauen: Gewalttätige Hooligans sollen noch am Bahnhof direkt die rote Karte bekommen.

(Foto: dpa)
Vandalismus
4 von 9

Vandalismus ging deutlich zurück. Im Vergleich zu 2012 zählte die Bahn 2015 nur noch halb so viele Fälle von beschädigten Sitzen, zerkratzten Scheiben oder zerstörten Fahrkartenautomaten. Trotzdem gab es Schäden im Wert von mehr als 26 Millionen Euro.

(Foto: Imago)
Graffiti
5 von 9

Einen kompletten Zug zu bemalen – auch „bomben“ genannt – bringt in der Sprayer-Szene besondere Anerkennung. Die Bahn hat dadurch im Jahr einen Schaden von mehr als acht Millionen Euro. Dreimal könne man einen Zug reinigen, sagt Rischke. „Dann ist der Lack ab.“ Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen die Sprayer daher besonders im Visier – die Taten gingen um 15 Prozent auf 16.240 zurück.

(Foto: Imago)
Metalldiebe
6 von 9

Metalldiebe schlugen ebenfalls seltener zu. Die Bahn registriert im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 16 Prozent. Dennoch kamen deswegen rund 7.000 Züge insgesamt 105.000 Minuten zu spät. „Kunden kamen nicht pünktlich zur Arbeit. Das muss ein Ende haben“, mahnt Rischke.

(Foto: Imago)
Angriffe gegen Mitarbeiter
7 von 9

Angriffe gegen Mitarbeiter nehmen deutlich zu. Laut Rischke kommen die Täter aus allen Bevölkerungsgruppen: „Wir hatten Jugendliche, die Zugbegleiter anspuckten, ein 70-jähriges Ehepaar, das den Kontrolleur aus dem Zug stieß.“ Eine Mutter sei einem Mitarbeiter mit dem Kinderwagen so heftig ans Schienbein gefahren, dass er stürzte und mit dem Kopf aufschlug. Ein Geschäftsmann schüttete dem Zugpersonal heißen Kaffee ins Gesicht. Eine „Horde Wildgewordener“ habe eine Mitarbeiterin durch den Zug gehetzt und sie gezwungen, die Bluse zu öffnen. „Die Verrohung der Gesellschaft, der Mangel an Respekt vor Uniformträgern nimmt dramatisch zu“, warnt Rischke.

(Foto: Imago)

Die Sache hat allerdings einen kleinen Haken. Die Preisoffensive bringt zwar mehr Fahrgäste, geht aber zu Lasten des Ergebnisses. Bahnmanagerin Bohle wollte dazu nichts weiter sagen. Doch nach internen Unterlagen stellt sich die Lage so dar: Das operative Ergebnis der Deutschen Bahn lag in des ersten Monaten des Jahres 2016 um 42 Millionen Euro unter dem Wert des Vorjahres. Und das bei 23 Millionen Euro mehr Umsatz. Den Fahrgästen wird das sicher egal sein.

Startseite
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%