Katerstimmung beim Bierbrauer Carlsberg
Hamburg Es ist das ständige Ringen um die Preise. Deutschlands Brauer, meist Mittelständler, wünschen sich mehr Kraft für ihre Marken, um mehr zu verdienen. Die Supermärkte hingegen wünschen sich Lockangebote – Bierkästen unterhalb der Schwelle von 9,99 Euro. Denn: Deutschlands Biertrinker sind extrem preisbewusst. Auch das – und nicht nur das miese Wetter und fehlende Fußball-Großereignisse – haben den Brauern im ersten Halbjahr 2015 das Geschäft vermiest.
Der Absatz sank laut Statistischen Bundesamt deutlich um 2,7 Prozent auf 38,6 Millionen Hektoliter. Das zeigt: Die Preiserhöhungen einiger Brauer schlagen durch. Statte 7,7 Prozent verlor etwa die schon länger angeschlagene Marke Warsteiner. Die Kunden hätten sich schon im Vorfeld der angekündigten Preisaufschläge eingedeckt, teilte der Sauerländer Mittelständler mit. Kein Einzelfall: Bitburger blamierte sich schon vor geraumer Zeit in der Branche, als eine angekündigte Preisrunde kurzfristig ausfiel.
Doch selbst Weltkonzerne kommen bei Preiserhöhungen mit ihren rein deutschen Marken nicht immer durch: AB Inbev etwa musste seine nordostdeutsche Marke Hasseröder wieder billiger machen. So viele Kunden waren zur Konkurrenz gewechselt, dass das Ergebnis der deutschen Tochter deutlich unter Druck geriet, wie der belgisch-brasilianische Konzern im Geschäftsbericht einräumen musste.
Allerdings: Den Weltkonzernen bleibt ein Ausweg, der den deutschen Mittelständlern fehlt. Sie positionieren ihre globalen Marken als neue Premiumprodukte – preislich über den alteingeführten nationalen deutschen Marken. AB Inbev will ab dem kommenden Jahr seine mexikanische Marke Corona in Deutschland deutlich ausbauen – mit massiver Werbung.
Das sind die beliebtesten Biere Deutschlands
Der Eigner der Hamburger Holsten-Brauerei, Carlsberg, spürt die Schwäche in Westeuropa ebenfalls. Zudem machen ihm Probleme in Russland und der Ukraine zu schaffen. Der bereinigte Gewinn sank im abgelaufnenen Quartal um fast ein Fünftel auf 2,92 Milliarden dänische Kronen (rund 390 Millionen Euro), wie der weltweit viertgrößte Bierbrauer am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten im Durchschnitt rund 3,24 Milliarden Kronen erwartet. Auch für das Gesamtjahr rechnet der Konzern nun mit einem leichten Gewinnrückgang.
Konkurrent Heineken verdiente zwar ordentlich: 1,55 Milliarden Euro im ersten Halbjahr, ein organisches Plus von über drei Prozent. Allerdings verlor der Konzern ebenfalls im europäischen Heimatmarkt drei Prozent Umsatz.
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In dem Bericht sind diverse Fehler zu berichtigen:
Das "Bayrische Reinheitsgebot" ist keineswegs das älteste Lebensmittelgesetz in Deutschland. Wir Franken waren schon eine Generation früher dran: http://www.franken-bierland.de/news/525jahre-bamberger-reinheitsgebot/
Der Hype mit den "Craft-Bieren" ist ein uralter Hut, der keineswegs jetzt die Provinz erreicht: Wenigstens in der oberfränkischen Provinz gibt es eine uralte Tradition der handwerklichen Brauereien. Viele Familienbetriebe wissen noch, wie man auch ohne moderne Technik Bier brauen kann. Beispielsweise gibt es da "ungespundetes" Bier, das ganz wenig Kohlensäure enthält. Schmeckt lecker!
Nicht nur ich zahle gerne 15 EUR und mehr für einen Kasten individuelles, handwerklich hergestelltes Bier. Davon trinke ich selten mehr als zwei Flaschen am Tag - also warum sollte ich an solchen Centbeträgen sparen? Der Bayern-Fan, der jedes Tor seiner Mannschaft mit einer neuen Flasche Bier runterspülen muss, sieht das natürlich anders. Bei der üblichen Münchner Fabrikplempe auch kein Wunder...