Deutsche Tochter Airbus-Umbau bedroht 1000 Stellen bei Premium Aerotec

Während die großen Komponenten bei Airbus verbleiben sollen, soll der Bau von Einzelteilen ausgelagert werden.
Frankfurt Der geplante Umbau bei Airbus könnte bei der deutschen Tochter Premium Aerotec (PAG) bis zu 1000 Stellen gefährden. So viele Stellen müssten wohl abgebaut werden, sollte die PAG anders als geplant komplett im Konzern verbleiben. Das geht aus einem Papier des Managements für den Betriebsrat und die Gewerkschaften hervor, aus dem die Nachrichtenagentur Reuters zitiert. Airbus selbst äußerte sich nicht dazu. Das Konzernmanagement will die Fertigung von Teilen und Komponenten neu strukturieren.
Während der Bau größerer Komponenten enger an den Konzern rücken soll, will Airbus die Einzelteilfertigung ausgliedern und an Investoren verkaufen. Das abgetrennte Unternehmen soll dann auch für andere Hersteller Teile bauen. Gewerkschaft und Betriebsrat laufen dagegen Sturm. Am Montag will der SPD-Kanzlerkandidat und Bundesfinanzminister Olaf Scholz nach Informationen der „Nordwest-Zeitung“ das Aerotec-Werk in Varel besuchen.
Die Frage, welche Teile Airbus selbst fertigt und welche nicht, beschäftigt das Management schon seit Langem. Vor vielen Jahren entschied sich das Management dazu, diese Aktivitäten zwar aus dem Konzern zu lösen und in den Gesellschaften Stelia (Frankreich) und Premium Aerotec (Deutschland) zu bündeln. Die damit „unabhängigen“ Töchter blieben aber im Besitz von Airbus.
Was die deutschen Arbeitnehmervertreter besonders erzürnt: Während der französische Teil, also die Stelia, komplett bei Airbus verbleibt, soll dieser Bereich in Deutschland geteilt werden. Das befeuert die alte Rivalität zwischen Deutschland und Frankreich. Beide Länder halten Anteile an Airbus. Das Vorhaben hat längst auch die deutsche Politik auf den Plan gerufen, wie der Besuch von Scholz zeigt.
Das Airbus-Management begründet die eigenen Pläne zweifach. Zum einen sei die Fertigung bei Premium Aerotec zu teuer. Zum anderen müsse der Konzern die Entwicklung nachhaltiger Flugzeuge vorantreiben. Dafür seien völlig neue Konzepte nötig. Für deren Entwicklung müsse der Bau von großen Komponenten enger an den Konzern rücken, damit schon bei der Entwicklung die notwendigen Voraussetzungen für die spätere Produktion einfließen können. Bei Einzelteilen sei das nicht der Fall.
Gewerkschaft und Betriebsräte haben dem Management mehrfach angeboten, gemeinsam an dem Thema Kostenstruktur zu arbeiten. Doch die Airbus-Spitze hatte das zuletzt noch einmal abgelehnt. „Unsere bevorzugte Lösung bleibt, einen starken, externen Partner für dieses Geschäft zu finden, der – davon sind wir überzeugt – langfristig ein nachhaltiges Geschäft für die Mitarbeiter und die Standorte sichern wird“, heißt es in einem Ende Juli verbreiteten Statement. Das sei Teil der Pläne zur Neuausrichtung des industriellen Set-ups, um die Zukunft von Airbus sowie eine emissionsfreie Luftfahrt vorzubereiten.
Mehr: Airbus verdoppelt Gewinnprognose – und richtet Kampfansage an Boeing
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.