Discounter Einkaufen mit QR-Code und Kamera: Auch Aldi Nord eröffnet einen Laden ohne Kasse

Die Kunden können in der neuen Filiale mit dem Handy einchecken. Die Käufe werden später automatisch abgerechnet.
Düsseldorf Immer mehr deutsche Supermarktketten und Discounter experimentieren mit Supermärkten ohne Kasse, bei denen die Kunden per Handy einchecken und die Einkäufe später automatisch abgerechnet werden. Nun hat auch Aldi Nord einen solchen Laden angekündigt.
Ein neuer Aldi-Markt in der Innenstadt von Utrecht in den Niederlanden soll ab Anfang 2022 ganz ohne Kasse auskommen. Über eine App checken die Kunden per QR-Code ein und wieder aus. Die Warteschlange an der Kasse entfällt so.
Sensoren in den Regalen und eine spezielle Kameratechnik erfassen, welche Waren die Kunden in ihren Einkaufswagen legen. So sollen alle Einkaufsbewegungen im Geschäft zuverlässig den richtigen Kunden zugeordnet werden.
Wenn sie den Laden verlassen, werden alle Einkäufe automatisch und kontaktlos abgerechnet. Bezahlt werden die Waren über die Zahlmethode, die der Kunden vorher in der App ausgewählt hat.
Aldi Nord ist nicht der erste Einzelhändler, der solche Konzepte testet. So setzt die Discount-Schwester Aldi Süd in einem Laden im Londoner Stadtviertel Greenwich testweise eine ähnliche Technologie ein. Bisher dürfen dort aber nur Mitarbeiter des Unternehmens einkaufen. Wann der Test auch für Kunden geöffnet wird, sagt Aldi Süd auch auf Nachfrage nicht.
Auch Rewe hat jetzt unter dem Namen „Pick and go“ einen Markt eingerichtet, bei dem die Kunden automatisch über die App bezahlen können. Auch die Supermarktkette testete das Konzept erst mit Mitarbeitern. In dem Geschäft von Rewe soll es allerdings parallel möglich sein, sowohl kassenlos wie traditionell über die Kasse einzukaufen.
Vorreiter Amazon
Pionier in diesem Bereich ist Amazon. Seine selbst entwickelte Technologie „Amazon Go“ setzt der Onlineriese bereits in zahlreichen stationären Geschäften in den USA ein. Seit Kurzem gibt es auch kassenlose Geschäfte von Amazon in London.
Bei den Amazon-Go-Shops in London handelt es sich jedoch nicht um vollwertige Supermärkte, sondern um Convenience-Shops, die auf einer kleinen Fläche ein begrenztes Angebot haben. Hauptsächlich bieten sie Waren zum direkten Verzehr, beispielsweise Getränke, Sandwiches oder vorgefertigte Salate.
Aldi Nord nutzt für seinen Test in Utrecht keine selbst entwickelte Technologie, sondern ist eine Partnerschaft mit dem israelischen Start-up Trigo eingegangen. Das Unternehmen hat eine Infrastruktur für Einzelhandelsgeschäfte entwickelt, die mittels Künstlicher Intelligenz eine hohe Zuverlässigkeit bei der Zuordnung der Einkäufe zu den Kunden gewährleisten soll.
Auch Rewe nutzt bei seinem Test-Shop in Köln die Technologie von Trigo. Um dieses begehrte Start-up noch enger an sich zu binden, hat sich Rewe sogar mit einem Minderheitsanteil an Trigo beteiligt. Es gibt jedoch keine Exklusivvereinbarung, sodass Trigo auch mit Konkurrenten zusammenarbeiten kann.
„Wir sind sehr stolz darauf, mit Aldi zusammenzuarbeiten, weil die Marke für Innovation im Lebensmitteleinzelhandel steht. Dank der eingesetzten Technologie im Markt können die Kundinnen und Kunden bequem einkaufen, während Aldi einen besseren Überblick bei der Warenverfügbarkeit erhält“, erklärt Michael Gabay, Co-Gründer und CEO von Trigo.
Nachbestellung von Produkten
In der Tat verspricht sich der Discounter von der neuen Technologie nicht nur einen besseren Service für die Kunden. Die automatische Erfassung der Einkäufe in Echtzeit kann auch die Abläufe im Geschäft effizienter gestalten und helfen, den Nachschub besser zu organisieren. So könnte dann beispielsweise die Nachbestellung von Waren für die Geschäfte komplett automatisiert und beschleunigt werden.
Die App bietet den Kunden aber noch mehr Möglichkeiten als das kassenlose Einkaufen: So können die Kunden in der App ihre Einkaufshistorien verwalten, notwendige Erstattungen beantragen oder ein Feedback zum Einkauf abgeben. Auch bekommen sie auf diese Weise einen elektronischen Kassenbon, wodurch der ansonsten gesetzlich vorgeschriebene Ausdruck eines Bons gespart wird.
Aldi verspricht sich viel von der Technologie. Der zunächst auf zwölf Monate angesetzte Test in Utrecht soll „wichtige Erkenntnisse zu künftigen Einsatzmöglichkeiten der Technologie im Discount ergeben“, wie das Unternehmen mitteilt. Die Innenstadtlage sei ideal, um das System mit einer hohen Kundenfrequenz am Tag testen zu können.
Um möglichen Sorgen der Kunden vorzubeugen, betont der Discounter zugleich, dass alle datenschutzrechtlichen Standards selbstverständlich eingehalten würden. „So sorgt die intelligente Technik beispielsweise dafür, dass Gesichtsdaten direkt herausgefiltert und nicht verarbeitet werden“, heißt es in der Mitteilung.
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Ich moechte gerne wie gewohnt zur Kasse gehen. Hier geht es doch nur darum weiter Arbeitsplaetze abzubauen und die Prozesse auf uns Kunden abzuwaelzen, anstelle wirklichen Mehrwert fuer die Kunden zu kreieren.