Drogeriemarkt-Pleite Justiz erhebt Bankrott-Anklage gegen Anton Schlecker

Sie alle sollen auf der Anklagebank Platznehmen: Firmengründer Anton Schlecker (2.v.l.), seine Ehefrau Ehefrau Christa (2.v.r.) und die beiden Kinder Meike und Lars. (Bildmontage)
Düsseldorf Anton Schlecker war ein Mann der Superlative. Der gelernte Metzger machte seine Drogeriemarktkette mit zuletzt rund 14.000 Läden in 17 Ländern zu Europas Nummer eins. Im Januar 2012 kam die Pleite – ebenfalls die größte, die der deutsche Einzelhandel je erlebt hat. Mehr als 22.000 Gläubiger blieben auf Forderungen von über einer Milliarde Euro sitzen. Nun droht ein nicht minder schlagzeilenträchtiger Strafprozess.
Über drei Jahre prüfte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft den Fall. Vor wenigen Tagen reichte sie nach Handelsblatt-Informationen beim Landgericht Stuttgart ihre Anklage gegen den mittlerweile 71-jährigen Pleitier ein. Auf mehr als 250 Seiten legen die Fahnder dem Firmenpatriarchen insgesamt 36 Straftaten zur Last. Auch Schleckers Ehefrau Christa und die beiden Kinder Meike und Lars werden beschuldigt.
Die Anwälte der Familie wollten sich zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft auf Anfrage nicht äußern. Doch die Strafverfolger sehen es als erwiesen an, dass Schlecker vor der Pleite seines Drogeriekonzerns große Vermögenswerte verschob, um sie vor Gläubigern zu schützen.
„Bankrott“ heißt diese Straftat. Gleich 13 Mal soll Schlecker sie in „besonders schwerem Fall“ begangen haben. Möglich wäre für jede der Taten eine Höchststrafe von zehn Jahren Haft. Zudem soll der Patriarch unrichtige Angaben in seiner Bilanz gemacht haben. Auch eine Falschaussage an Eides Statt wirft die Staatsanwaltschaft dem Unternehmer vor. Schleckers Kindern Lars und Meike wird gemeinschaftlich begangene Untreue, Insolvenzverschleppung und Beihilfe zum Bankrott vorgeworfen. Das sehen die Ankläger auch bei Schleckers Frau Christa in zwei Fällen als erwiesen.
Als Tatzeitraum werden die Jahre 2010 bis 2012 genannt. Damals begann das Drogerie-Imperium bereits zu erodieren. Während die Konkurrenten dm und Rossmann wuchsen, schrumpfte Schleckers Umsatz Monat für Monat um zweistellige Millionenbeträge. In jener Zeit, so lautet jetzt die Anklage, soll sich Anton Schlecker strafbar gemacht haben. Mit Hilfe überzogener Rechnungen habe er an Firmen seiner Kinder Millionen von Euro verschoben.
2011 soll Schlecker zum Beispiel seiner Tochter eine 60.000 Euro teure Reise auf die Karibikinsel Antigua geschenkt haben, seine Enkel wurden laut Anklage mit 800.000 Euro bedacht. Zwar ist es nicht strafbar, seiner Familie Geschenke zu machen. Doch als „eingetragener Kaufmann“ haftete Anton Schlecker persönlich mit seinem Vermögen für die Schulden des Unternehmens. Wenn er also Vermögen verschenkte, schadete er seinen Gläubigern, argumentiert die Staatsanwaltschaft. Nun muss das Gericht entscheiden, ob es zum Prozess kommt.
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