E-Commerce Gewinnwarnung und Chefwechsel: Corona-Boom ist für Online-Modehändler Asos vorbei

Der Online-Händler Asos warnt vor Lieferengpässen und sinkenden Gewinnmargen.
London Online-Modehändler zählten zu den großen Gewinnern der Coronapandemie. Während der Lockdowns boten sie Shoppern eine der wenigen Gelegenheiten, Geld auszugeben. Nun jedoch scheint der Corona-Boom vorerst vorbei: Die Konsumfreude lässt nach, steigende Löhne und Frachtkosten drücken die Gewinnmargen.
Der britische Modehändler Asos warnte am Montag, dass der Vorsteuergewinn im laufenden Geschäftsjahr um mehr als ein Drittel fallen könnte. Als Gründe gab die Firma die Lieferkettenprobleme infolge von Corona und Brexit an. Der akute Arbeitskräftemangel im Königreich führt dazu, dass die Stundenlöhne für Lagerarbeiter um 20 Prozent auf zwölf Pfund (gut 14 Euro) gestiegen sind. Der Aktienkurs fiel am Montag um 16 Prozent.
Mit der Gewinnwarnung ist Asos nicht allein. Vor zwei Wochen hatte schon der britische Rivale Boohoo verkündet, dass die Gewinnmargen wegen der höheren Kosten für Einkauf und Personal sinken werden. Auch der deutsche Onlinehändler Zalando hatte für das zweite Quartal einen Gewinnrückgang gemeldet.
Asos gab zudem einen weitreichenden Umbau des Managements bekannt. Vorstandschef Nick Beighton verlässt die Firma mit sofortiger Wirkung nach sechs Jahren im Amt. Nach Unternehmensangaben wollte er sich nicht auf weitere fünf Jahre verpflichten, um die internationale Expansionsstrategie umzusetzen. Aus Sicht von Beobachtern hat der Abgang jedoch auch mit der enttäuschenden Bilanz in diesem Jahr zu tun.
Finanzvorstand Matthew Dunn wird die Geschäfte interimistisch führen, bis ein Nachfolger für den Chefposten gefunden ist. Außerdem bekommt die Firma mit dem ehemaligen Marks-and-Spencer-Manager Ian Dyson einen neuen Chairman.
Interimschef Dunn will Umsatz deutlich steigern
Für das Geschäftsjahr bis Ende August meldete Asos einen Vorsteuergewinn von 177 Millionen Pfund, umgerechnet etwa 209 Millionen Euro – ein Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allerdings lag das Ergebnis deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Für das laufende Geschäftsjahr senkte Asos die Gewinnprognose auf 110 bis 140 Millionen Pfund.
Der Umsatz stieg um ein Fünftel auf 3,9 Milliarden Pfund. Zum Wachstum trug unter anderem der Kauf der Marken Topshop und Miss Selfridge von der insolventen Arcadia-Gruppe im Februar bei. In den kommenden drei bis vier Jahren will Interimschef Dunn den Umsatz auf sieben Milliarden Pfund steigern. Dies soll vor allem durch die Gewinnung neuer Kunden in den USA und Europa gelingen. Derzeit hat die Firma 26 Millionen Kunden in 200 Ländern.
Dunn warnte vor Lieferengpässen in der Weihnachtssaison, traditionell die umsatzstärkste Zeit im Einzelhandel. Das Angebot bei einigen Marken werde „niedriger sein, als wir es uns wünschen“, sagte er. Der Druck auf die globalen Lieferketten sei in der Zeit vor Weihnachten bis zum chinesischen Neujahrsfest im Februar am größten.
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