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E-Commerce iPhones gegen Geld: Gebrauchtwaren-Start-up Refurbed mischt deutschen Markt auf

Der Wiener Onlinemarktplatz für neuaufbereitete Elektronik bekommt eine Finanzierungsrunde. Er rüstet sich so für eine Werbeschlacht um Secondhandware.
05.08.2021 - 04:05 Uhr Kommentieren
Der Mitgründer von Refurbed, Kilian Kaminski. Quelle: Refurbed
Kilian Kaminski

Der Mitgründer von Refurbed, Kilian Kaminski.

(Foto: Refurbed)

Hamburg Gebrauchte iPhones mit Garantie, Mode aus der vergangenen Saison, kaum genutzte E-Bikes: Risikokapitalgeber pumpen derzeit einiges an Geld in professionelle Geschäftsmodelle mit Gebrauchtware. Am Donnerstag will der Elektronikmarktplatz Refurbed eine neue Finanzierungsrunde verkünden. Die Wiener bekommen 45,5 Millionen Euro. Damit rüsten sie sich auch für die anstehende Werbeschlacht in Deutschland. Konkurrenten haben in den vergangenen Wochen bereits Geld eingesammelt.

Mehrere Gründer machen den Bereich attraktiv für Investoren. Zum einen steigt das Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei Verbrauchern und Unternehmen. Die börsennotierten Modehändler Zalando und About You etwa polieren mit dem Aufbau ihrer Secondhandangebote ihr Image auf – und bringen den Online-Secondhandmarkt so in den Mainstream.

Im Elektronikbereich, in dem Refurbed aktiv ist, spielen zum anderen wiederaufbereitete Geräte schon länger eine Rolle, etwa weil große Unternehmen ihre IT-Ausrüstung regelmäßig austauschen und so viele Altgeräte auf den Markt kommen. Derzeit sind zudem viele Neugeräte wegen des globalen Mangels an Halbleitern knapp. Bei den steigenden Preisen für Neugeräte suchen Konsumenten und Unternehmen Alternativen. Die Analysten von IDC schätzten bereits zuvor, dass 2023 allein mit gebrauchten Smartphones weltweit etwa 67 Milliarden Dollar umgesetzt werden könnten.

Knapp die Hälfte seiner Kunden nutze das Angebot, weil sie nachhaltiger konsumieren wollten, schätzte Refurbed-Mitgründer Kilian Kaminski im Gespräch mit dem Handelsblatt. Sie seien daher bereit, Preise recht nah am Neupreis zu bezahlen. Den übrigen Kunden gehe es vor allem um Rabatte. Allerdings erreiche das Angebot noch nicht alle potenziellen Käufer. „Viele Menschen kennen das Angebot an vollständig erneuerter Elektronik einfach noch nicht“, sagte er.

In den kommenden Monaten dürfte das Bewusstsein für die Gebrauchtangebote jedoch steigen. Nicht nur Refurbed will stärker in Fernsehwerbung investieren. Der wichtigste Konkurrent der Wiener, Back Market aus Frankreich, hat bereits eine Werbeoffensive angekündigt. Erst im Mai hatte der Anbieter 276 Millionen Euro unter anderem von General Atlantic erhalten. Gründer Thibaud Hug de Larauze will damit auch den deutschen Markt stärken.

Konkurrenz mit Mietmodellen

Back Market und Refurbed agieren als Marktplätze, bringen also Käufer mit unabhängigen Anbietern von aufbereiteter Elektronik wie Asgoodasnew zusammen. Sie konkurrieren dabei etwa mit dem bekanntesten deutschen Aufbereiter Rebuy, der über seinen eigenen Onlineshop verkauft und sich so die Provision für die Marktplätze spart.

Dabei müssen sich die Anbieter auch gegen die Vermietmodelle durchsetzen. Der Anbieter Grover meldete jüngst, eine Kreditfinanzierung über rund 840 Millionen Euro für neue Leihprodukte gesichert zu haben. Auch er wirbt derzeit stark.

Kaminski gab sich dennoch selbstbewusst: „Wir wollen das Amazon für Refurbished-Produkte in Europa werden“, rief er als Ziel aus. Der 31-Jährige arbeitete selbst einige Zeit bei dem US-Händler und baute das europäische Gebrauchtartikelgeschäft mit auf, bevor er mit zwei Partnern Refurbed gegründet hat. Er meint, spezialisierte Anbieter könnten den Gebrauchtmarkt besser vorantreiben als herkömmliche Anbieter, weil sie nicht vertraglich an die Anbieter von Neuware gebunden seien.

Für das laufende Jahr plant der gebürtige Hamburger Kaminski deutliches Wachstum. Der Außenumsatz seines Marktplatzes soll sich von zuletzt 100 Millionen Euro verdoppeln. Das Team soll bis Ende des Jahres um 30 Leute auf 150 Mitarbeiter wachsen, die sich um drei neue Länder in Nord- und Osteuropa kümmern. Bislang ist Refurbed in 13 Ländern aktiv.

Insgesamt arbeitet Refurbed nach Unternehmensangaben mit 130 Händlern zusammen. Sie prüfen die aufgekauften Gebrauchtgeräte, löschen den Speicher und tauschen bei Bedarf Ersatzteile aus. Dabei sind viele Werkstätten auf einzelne Marken spezialisiert. Neben Unterhaltungselektronik bietet Refurbed auch Haushaltsgeräte wie Staubsauger an. Künftig könnten neue Kategorien wie Waschmaschinen oder Drohnen hinzukommen, kündigte Kaminski an.

Gut 24 Millionen Euro der aktuellen Finanzierung sollen in den deutschen Markt fließen. Das Geld kommt unter anderem von den neuen Investoren Hermes GPE, C4 Ventures und SevenVentures, dem Investmentarm von Pro Sieben Sat 1. In eineinhalb Jahren könnte die nächste Finanzierungsrunde anstehen, denn profitabel ist Refurbed auch wegen der starken Investitionen ins Wachstum nicht. Zunächst müsse das Unternehmen den Schwung im Segment nutzen, um ausreichend Stammkunden zu gewinnen, meinte Kaminski.

Mehr: Momox-Gründer verkauft seine Anteile

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