E-Commerce Selbst der Onlinehandel leidet jetzt unter der Corona-Epidemie

Aktuell profitieren Lieferdienste für Lebensmittel noch von Hamsterkäufen.
Düsseldorf Auf den ersten Blick scheint der Onlinehandel ein möglicher Gewinner der Angst vor dem Coronavirus zu sein. Die Logik: Wenn die Menschen sich aus Ansteckungsangst nicht mehr in die Öffentlichkeit trauen, bestellen sie vermehrt im Internet.
Doch auch diese Hoffnung scheint zu trügen. Abgesehen von den Hamsterkäufen bei Lebensmitteln geraten die Deutschen offenbar in eine allgemeine Kaufzurückhaltung.
So geben 41 Prozent der befragten Onlinehändler an, dass sie jetzt schon einen Nachfragerückgang spüren. Das ergab eine Umfrage des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (bevh) unter 135 Onlinehändlern. Die Händler gehen davon aus, dass der Höhepunkt noch nicht erreicht ist. Mehr als 60 Prozent erwarten, dass es im Jahresverlauf zu weiteren Nachfragerückgängen kommt.
Eine Sonderkonjunktur erlebten in den vergangenen Wochen nur die Lieferdienste für online bestellte Lebensmittel. Sie konnten sich zeitweise vor Bestellungen nicht retten, Lieferslots waren langfristig ausgebucht. Doch auch bei ihnen ebbt der Ansturm jetzt wieder etwas ab, wie aus der Branche zu hören ist.
Noch gefährlicher als der Nachfragerückgang sind für die Onlinehändler jedoch drohende Probleme in der Lieferkette. So geht gut jedes zweite E-Commerce-Unternehmen von Umsatz- und Ergebnisminderung durch Lieferengpässe aus. Insbesondere die grenzüberschreitende Lieferung von Waren wird immer mehr erschwert.
Zulieferbetriebe müssen schließen
Heikel sind auch innerbetriebliche Probleme durch mögliche Infektionen von Mitarbeitern. Gut 50 Prozent der Unternehmen rechnen momentan mit einer temporären Schließung zumindest von einzelnen Bereichen im Jahresverlauf. Deshalb arbeiten die Unternehmen intensiv daran, Abteilungen zu separieren, um insbesondere die Logistik nicht zu gefährden.
Deshalb wünschen sich auch die E-Commerce-Unternehmen ebenfalls Unterstützung vom Staat. Ganz vorn auf der Wunschliste stehen dabei Liquiditätshilfen. Fast zwei Drittel der Unternehmen sehen Kurzarbeitergeld und die Finanzierung von Lohnfortzahlungen bei infektionsbedingter Schließung als sehr sinnvolle Unterstützung. Eine befristete Mehrwertsteuersenkung lehnen sie mehrheitlich ab.
Allerdings könnte sich die Situation wieder etwas drehen, wenn das öffentliche Leben tatsächlich zum Erliegen kommt. Sollten zahlreiche Geschäfte geschlossen werden und mehr Menschen in häuslicher Quarantäne leben, dürfte die Nachfrage im Onlinehandel wieder anziehen und die Umsätze dort steigen – falls die Unternehmen dann noch genug Fahrer haben, um die Waren auch auszuliefern.
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