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Ebay„Wir sind noch nicht am Ende der Reise“
Mit dem Abo-Programm Ebay Plus wehrt sich der Marktplatz gegen den übermächtigen Konkurrenten Amazon. Im Interview erklären die Deutschland-Chefs, ob das Erfolg hat und welche Neuheiten Kunden noch erwarten können.
Nach fünf Jahren verlässt Stephan Zoll (Foto) das Unternehmen, ihm folgt Stefan Wenzel, der bisher den Modebereich von Ebay verantwortet hat.
An der Spitze von Ebay-Deutschland steht ein Einschnitt bevor. Nach fünf Jahren verlässt Stephan Zoll das Unternehmen, ihm folgt Stefan Wenzel, der bisher den Modebereich von Ebay verantwortet hat. In einem Doppelinterview mit dem Handelsblatt sprechen sie darüber, was Ebay von der Konkurrenz unterscheidet, welche Perspektiven lokale Marktplätze bieten und warum Ebay die tagesgleiche Lieferung skeptisch sieht.
Ende vergangenen Jahres haben Sie das Treue-Programm Ebay Plus eingeführt. Wie ist die Resonanz? Stephan Zoll: Innerhalb der ersten sechs Monate haben wir bereits die Zahl von 100.000 Mitgliedern überschritten. Die meisten davon waren auch bisher schon Ebay-Kunden, aber wir haben auch ganz neue Mitglieder gewinnen können, die das Programm angezogen hat.
Macht sich das auch wirtschaftlich bemerkbar? Stephan Zoll: Als wir gestartet sind, waren etwa neun Prozent des Handelsvolumens von gewerblichen Anbietern im Rahmen von Ebay Plus verfügbar, jetzt liegen wir schon bei 16 Prozent. Die Kurve geht weiter nach oben. Alle Parameter liegen über unseren Erwartungen. Ebay Plus-Mitglieder kaufen häufiger bei uns und haben auch größere Warenkörbe. Mit diesem Start sind wir sehr zufrieden.
Was schätzen die Kunden am meisten? Stefan Wenzel: Die kostenlosen Retouren. Und wir fangen jetzt auch an, mehr und mehr Promotions drum herum zu bauen, wie beispielsweise Vergünstigungen für das private Verkaufen.
Die Antwort auf die Konkurrenz Amazon Prime funktioniert also? Stephan Zoll: Wir haben nie gesagt, dass das Programm eine Antwort auf Amazon Prime ist. Aber der Effekt, dass die Kunden mit größerer Selbstverständlichkeit für ihre Käufe zu Ebay kommen, dass die Kundenbindung höher ist, der ist eingetreten.
Bemerkenswerte Auktionen bei Ebay
Der bisher teuerste über Ebay verkaufte Artikel ist eine Luxus-Jacht. Für 168 Millionen Dollar ging sie 2006 an den russischen Milliardär Roman Abramowitsch. Den vorherigen Rekord hielt seit 2001 ein Gulfstream-Privatjet für 4,9 Millionen Dollar.
Der Hof Liebon bei Bautzen ist als „Ebay-Dorf“ bekannt. Liebon, aus einem Wohnhaus und mehreren Stallgebäuden bestehend, wurde 2009 als ganzes Dorf zur Auktion gestellt. Bei der Online-Versteigerung fand es nicht direkt einen Käufer. Besitzer Andreas Reitmann erwarb das Anwesen erst später.
Eine „Superman“-Ausgabe wechselte 2014 für 3,2 Millionen Dollar den Besitzer.
Ein Käsesandwich, auf dem man mit etwas gutem Willen ein Frauengesicht erkennen konnte (interpretiert als das Antlitz der Gottesmutter Maria), wurde 2004 für 28.000 Dollar verkauft.
Dem Hersteller Levi's war 2001 eine seiner Hosen aus dem 1880er Jahren über 46.532 Dollar wert.
Ein VW Golf, den einst Joseph Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI. fuhr, wurde bei Ebay 2005 für 188.936,88 Euro von einem US-US-Kasino gekauft. Verkäufer war ein Zivildienstleistender, der den Gebrauchtwagen für knapp 10.000 Euro erworben hatte. Als die Amerikaner zwei Jahre später den Golf wieder versteigern wollten, wurde der von ihnen verlangte Mindestpreis verfehlt.
Immer mehr Onlinehändler bieten jetzt die Lieferung am gleichen Tag an, Sie sind da weiter zurückhaltend. Warum? Stefan Wenzel: Wir beobachten den Markt natürlich intensiv, ich denke aber nicht, dass bereits der entscheidende Wendepunkt erreicht ist. Da ist mehr Dynamik drin als noch vor einem Jahr und irgendwann wird die taggleiche Lieferung im Markt sicher zumindest für bestimmte Bereiche Standard werden. Wir legen den Schwerpunkt derzeit auf andere Themen, zum Beispiel den Ausbau von Ebay Plus.
Auch andere Anbieter wie Zalando locken die großen Marken mit eigenen Shops auf ihre Plattform. Wie setzen Sie sich vom Wettbewerb ab? Stefan Wenzel: Bei Ebay haben die Marken große Freiheit, wie sie sich darstellen, wir machen da nicht viele Vorgaben. Wir sind ein offener Marktplatz. Zweitens haben wir eine enorme Reichweite. Und drittens sind wir ein reiner Marktplatz. Anders als Mitbewerber haben wir kein eigenes Handelsgeschäft, wir machen Marken und Händlern keine Konkurrenz um den Kunden.
Für den Kunden bedeutet das aber, dass er je nach Marke ein uneinheitliches Bild bekommen. Kann das nicht auch enttäuschen? Stefan Wenzel: Da sind wir noch nicht am Ende der Reise, das ist richtig. Unser Ziel ist es, das Einkaufserlebnis für unsere Kunden und den Zugang zu unserem Inventar noch inspirierender zu machen.
Worauf man als Ebay-Verkäufer achten muss
Wenn man sich einen bestimmten Preis für seinen Artikel wünscht, dann sollte man ein Mindestgebot angeben. Denn sollte der Artikel weit unter Wert „ersteigert“ werden, dann ist man als Verkäufer zur Herausgabe verpflichtet. So kann man sich verpflichten z.B. die ganze Kücheneinrichtung für nur 10 Euro abzugeben. Im wichtigen Urteil ging es um ein Auto, das weit unter Wert ersteigert wurde (Aktenzeichen: 223 C 30401/07, Amtsgericht München, Urteil vom 09.05.2008).
Wer private Dinge verkaufen möchte sollte aufpassen, dass es nicht zu viele werden. Denn ab einer nicht eindeutig definierbaren Grenze kann man als gewerblicher Nutzer und damit als Unternehmer eingestuft werden. Sollte dies eintreffen gelten strengere Regeln für den Ebay-Nutzer. Denn ein Unternehmer darf Privatkäufern gegenüber die Gewährleistungsrechte nicht ausschließen und muss eine Widerrufsbelehrung seinen Produkten hinzufügen. Tut er dies nicht, können teure Abmahnungen durch andere Unternehmer die Folge sein. Für die Schwelle des gewerblichen Nutzens hat die Rechtsprechung gewisse Kriterien entwickelt: Man gilt demnach als Unternehmer wenn man viele Bewertungen innerhalb eines kurzen Zeitraums erhalten hat, immer die gleichen Artikel oder regelmäßig neue Artikel verkauft. (Landgericht Berlin, Aktenzeichen: 103075/06)
Dass man bei der Produktbeschreibung für falsche Angaben haftet, ist offensichtlich. Doch die Haftung reicht noch weiter: Wer übertriebene Angaben zu seinem Produkt macht, haftet für diese Angaben. Er muss dem Käufer dann ein Produkt mit den genannten Eigenschaften liefern. Kann er dies nicht, schuldet er Schadensersatz. Dieser kann ziemlich hoch ausfallen. So hatte z.B. Ein Verkäufer hatte ein „echt silbernes Teeservice“ angeboten und es für gut 30 Euro verkauft. Dabei sah dies nur silbern aus. Der Käufer forderte schließlich ein echtes Silberservice. Da der Verkäufer keins hatte, musste er schließlich Schadensersatz leisten: 450 Euro. Ähnliches kann auch bei Angaben wie „Lederjacke“ der Fall sein, wenn die Jacke nur optisch ledern ist. (Landgericht Frankfurt a.M., Aktz. 2-16 S 3/06, Urteil vom 31.01.2007)
Als privater Verkäufer kann man einen Haftungsausschluss vereinbaren. Dabei verwechseln jedoch häufig Nutzer den Unterschied zwischen Garantie und Gewährleistung. Eine Garantie ist ein freiwillig abgegebenes Versprechen, dass man verschuldensunabhängig für das Vorhandensein bestimmter Eigenschaften einstehen will. Die Gewährleistung ist dagegen die gesetzlich festgelegte Haftung für Fehler an der Kaufsache, die grundsätzlich jeden Verkäufer trifft. Als Verbraucher kann man diese Gewährleistung ausschließen, was die Regel bei Ebay ist. Die Gerichte machen es hier den Verbrauchern relativ leicht. Schreibt der Verkäufer nämlich: „Privatverkauf, keine Garantie“, dann wertet das Gericht dies laiengünstig als Ausschluss der Gewährleistung. (Landgericht Osnabrück, Aktz.: 12 S 555/05)
Normalerweise kann man eine Auktion bei Ebay nicht ohne Weiteres beenden. Sollte ersichtlich sein, dass man den gewünschten Preis nicht erzielen wird und daraufhin die Auktion beendet, kann der Käufer auf Schadensersatz klagen. Nämlich auf die Differenz des letzten Gebotes und des wahren Wertes des Artikels. (Aktenzeichen: 8 U 93/05)
Wird die angebotene Sache gestohlen, muss man grundsätzlich dem Käufer Schadensersatz statt der Leistung zahlen. Dem kann man sich allerdings entziehen, indem man in seinen Angebotsregeln bei Diebstahl ein Ende der Auktion vereinbart. Wird der angebotene Artikel dann wirklich mal gestohlen, endet die Ebay-Auktion nach Ansicht des BGH. Eine solche Klausel macht deshalb durchaus Sinn. (BGH, Aktenzeichen VIII ZR 305/10)
Wer ein Produkt bei Ebay anbieten möchte, sollte immer ein eigenes Bild erstellen. Selbst wenn es sich um neue Originalware oder ein Markenprodukt handelt, darf man als Verkäufer nicht Bilder des Herstellers oder anderer Fotografen benutzen. Ein selbsterstelltes Bild liefert in der Regel auch einen besseren Eindruck über den Zustand des Artikels. Die Verwendung fremder Bilder stellt eine Urheberrechtsverletzung dar und kann Schadensersatzforderungen nach sich ziehen. Da man auch meist die Anwaltskosten tragen muss, kann dies mehrere hundert Euro kosten. (OLG Brandenburg, Aktenzeichen: 6 U 58/08)
Was machen Sie, um das zu verbessern? Stephan Zoll: Wir haben 900 Millionen Angebote auf der Seite. In der Vergangenheit war es so, dass diese Angebote oft nicht eindeutig einem bestimmten Produkt zugeordnet werden konnten. Jetzt bauen wir Kataloge auf, in denen für eine Vielzahl von Produkten die relevanten Daten hinterlegt sind. Und zweitens fordern wir für immer mehr Produktbereiche von den Verkäufern eindeutige Produktkennzeichnungs-Nummern, die ein Angebot einem bestimmten Produkt zuordnen.
Was hat der Kunde davon? Stefan Wenzel: Ein Vorteil für den Kunden ist, dass er bei eBay nicht mehr nur Käuferbewertungen zu Transaktionen bekommt, sondern zunehmend auch Produktbewertungen findet, die wir gerade eingeführt haben. Außerdem können wir besser nachvollziehen, was der Kunde genau gesucht hat und ihm zielgerichteter Empfehlungen für andere Produkte geben. Und wir können die Produkte besser in Themenwelten zusammenstellen. So kann der Kunde beispielsweise alle Angebote für iPhones auf einer Seite sehen.
2 Kommentare zu "Ebay: „Wir sind noch nicht am Ende der Reise“"
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achso, die Umsatzverteilung Amazon / Ebay sieht so aus: 95% Amazon Rest Ebay.
Vor 3 Jahren hatten wir Gleichstand, ebay versinkt aus unserer Sicht im nirgendwo irgendwo.
locked...
Die Ebayplus Kunden machen bei uns 1,6% der Käufer aus, befreundete Händler melden noch weit weniger Ebay Plus Kunden. Ebay schmeisst mit Paypack Punkten etc um sich um Kunden zu werben. Statt das Ebay sich auf das offensichtliche konzentriert wird versucht Amazons Strategie zu verfolgen, für mich ein Fehlschlag nach dem anderen und das schon seit Jahren.
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achso, die Umsatzverteilung Amazon / Ebay sieht so aus: 95% Amazon Rest Ebay.
Vor 3 Jahren hatten wir Gleichstand, ebay versinkt aus unserer Sicht im nirgendwo irgendwo.
Die Ebayplus Kunden machen bei uns 1,6% der Käufer aus, befreundete Händler melden noch weit weniger Ebay Plus Kunden. Ebay schmeisst mit Paypack Punkten etc um sich um Kunden zu werben. Statt das Ebay sich auf das offensichtliche konzentriert wird versucht Amazons Strategie zu verfolgen, für mich ein Fehlschlag nach dem anderen und das schon seit Jahren.