eDreams Odigeo Opodo-Mutter stellt sich selbst zum Verkauf

Die spanische Opodo-Mutter stellt sich zum Verkauf.
Düsseldorf Ein europäisches Gegengewicht zum US-Urlaubsportal Expedia sollte er werden, der spanische Flugreisevermittler eDreams. Mit dieser Absicht jedenfalls hatte ihn die Private-Equity-Firma Permira 2010 übernommen, nachdem der Onlineanbieter zehn Jahre zuvor in Barcelona sein Hauptquartier bezogen hatte. Permira zahlte für die Übernahme nicht nur 350 Millionen Euro, die Finanzfirma fügte gleich auch noch ehemalige Wettbewerber hinzu – darunter den 2001 in Deutschland gestarteten Flugticket-Verkäufer Opodo.
Wie gründlich der Plan am Ende schiefging, zeigte sich nach dem Börsengang 2014. Hohe Verluste, Gewinnwarnungen, aber auch Meldungen über Kundenabzocke sorgten bald dafür, dass von dem Ausgabepreise von 10,25 Euro an der Madrider Börse kaum etwas übrig blieb. Bei einem Aktienkurs von knapp über drei Euro ist eDreams Odigeo, wie der Konzern inzwischen heißt, nur noch knapp über 200 Millionen Euro wert. Zum Vergleich: US-Rivale Expedia wird an der Börse – trotz jüngster Kursverluste – immer noch mit 14,55 Milliarden Euro bewertet.
Unter das gescheiterte Experiment will das Führungsgremium um Dana Philip Dunne nun einen Schlussstrich ziehen. Man prüfe „verschiedene strategische Optionen“, ließ er am Donnerstag verkünden, darunter eine mögliche Übernahme, an der die Aktien des Konzerns beteiligt seien.
Dass es Dunne nicht darum geht, selbst zuzukaufen, verriet er im nachfolgenden Absatz: „Die einstimmige Entscheidung des Aufsichtsrats folgt einer unaufgeforderten Interessenbekundung eines möglichen Investors.“ Die Prüfung des Angebots sei in einem frühen Stadium, teilte eDreams Odigeo mit. Gleichwohl habe man Morgan Stanley als Finanzberater unter Vertrag genommen.
Den Anlegern indes reichte das dürre Statement als Anreiz, sich kräftig mit Papieren des offiziell in Luxemburg beheimateten Online-Reiseanbieters einzudecken. Bis zum Nachmittag schnellte der Aktienkurs um 18,68 Prozent nach oben.
In den vergangenen Monaten kannten die Papiere fast nur eine Richtung: nach unten. Dabei schaffte es Dunne seit seinem Amtsantritt im Februar 2015, das außer Kontrolle geratene Unternehmen zu stabilisieren.
Hatte der Reiseportal-Betreiber in den ersten neun Monate 2015 noch bei jedem Euro Umsatz 24 Cent vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) oben drauf gelegt, verdiente er im gleichen Zeitraum 2016 bereits sechs Cent. 2017 waren es sogar 18.
Weil Dunne im Unternehmen kräftig sparte, verringerten sich die Kosten pro Buchung seit dem Weihnachtsquartal 2015 um 23 Prozent. In den ersten neun Monaten 2017 verbesserte sich dadurch der Nettogewinn um 78 Prozent auf 19,4 Millionen Euro, zudem gab es mit 42 Millionen Euro erstmals wieder einen positiven operativen Cashflow. Gestern korrigierte eDreams Odigeo seine Ertragserwartungen nicht nur leicht nach oben, zuvor schon hatte auch die Ratingagentur Moody‘s ihre Bonitätsbewertung – ein mäßiges „B2“ – mit einem positiven Ausblick versehen.
Das alles aber half der eDreams-Aktie bislang nicht. Auch nicht, dass das Hauptquartier in Barcelona vor wenigen Tagen mit dem Billigflieger Ryanair vor Gericht Frieden schloss. Die Airline hatte eDreams verklagt, weil es „Ryanair“-Anfragen bei Google automatisch auf die eigenen Seiten lotste. Die Iren ärgerten sich darüber, dass sie anschließend für die Vermittlungen zahlen mussten.
Für den Druck auf die Aktie hatte Vorstandschef Dunne offenbar selbst gesorgt. Um die Kunden nicht weiter zu verärgern, hatte er auf seinen Internetseiten eine deutlich verbesserte Preistransparenz versprochen. Das aber, warnten zuletzt die Analysten von Moody‘s, könne in nächster Zeit die Margen drücken. Die neue Ehrlichkeit, so die bittere Erkenntnis, hat eDreams nun offenbar in einen Übernahmekandidaten verwandelt.
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