Einhorn im E-Commerce „Disruptiver Marktführer der Konsumgüterbranche” – Berlin Brands Group mit Milliardenbewertung

Der Gründer der Berlin Brands Group will mit frischem Kapital weltweit Markenhändler übernehmen.
Düsseldorf Das E-Commerce-Unternehmen Berlin Brands Group verbessert durch einen neuen finanzstarken Partner seine Wachstumschancen. Das Privat-Equity-Unternehmen Bain Capital übernimmt den 40-Prozent-Anteil des Investors Ardian. Im Zuge dieser Übernahme wird BBG mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet und damit zum jüngsten europäischen Einhorn.
Zugleich hat sich der Onlinehändler eine zusätzliche Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung in Höhe von 700 Millionen Dollar gesichert. Damit will er auch durch Übernahmen weiterwachsen. Bereits Anfang dieses Jahres hatte BBG eine Finanzierungsrunde von 240 Millionen US-Dollar verkündet, um insbesondere in den USA und in Großbritannien aufstrebende E-Commerce-Marken zu akquirieren.
„Mit dem Engagement von Bain Capital und den zusätzlichen Mitteln haben wir den nächsten Meilenstein auf unserem Weg zu einem Global House of Brands gesetzt“, sagt Peter Chaljawski, Gründer und CEO von BBG. „So können wir unsere strategischen Ziele, den Aufkauf und Entwicklung von Marken weltweit und den operativen und logistischen Ausbau unserer Plattform in Angriff nehmen.“
„Das Management und die Mitarbeiter von BBG haben ein hervorragendes Gespür für die Trends der Zukunft im Consumer-Bereich und bespielen diese frühzeitig mit Marken und Produkten, die Konsumenten und Tester gleichermaßen überzeugen“, lobt Marc Abadir, Managing Director im deutschen Expansion-Team von Ardian. Ardian war vor sechs Jahren als Minderheitsgesellschafter bei BBG eingestiegen. Die Mehrheit der Anteile halten weiterhin Chaljawski und das Führungsteam.
„BBG ist ein disruptiver Marktführer in der sich schnell verändernden Konsumgüterbranche“, begründet Miray Topay, Managing Director bei Bain Capital Private Equity, den Einstieg des neuen Investors. Er wolle BBG dabei unterstützen, der weltweit führende Anbieter im Consumer-E-Commerce zu werden. GCA Altium hat die Transaktion für BBG begleitet. Die Deutsche Bank hat Bain Capital bei der Transaktion beraten.
Berlin Brands Group plant massiven Ausbau der Logistikkapazität
Das Unternehmen, das selbst entwickelte Produkte unter mittlerweile 34 verschiedenen Eigenmarken vertreibt, ist auf einem rasanten Wachstumskurs. Im vergangenen Jahr hat es seinen Umsatz um 50 Prozent auf 334 Millionen Euro gesteigert. Nach Auskunft des Gründers Chaljawski ist der Händler seit seiner Gründung im Jahr 2005 profitabel.
Seit Ende vergangenen Jahres hat BBG damit begonnen, andere Onlinehändler aufzukaufen, die erfolgreich eine Marke auf dem Amazon-Marketplace aufgebaut haben. 20 Unternehmen hat BBG bisher übernommen und integriert, darunter den Sportartikelanbieter Boarderking, den Badeausstatter Dombach und den Haushaltswarenhersteller Glaswerk.
Um dieses Wachstum auch operativ bewältigen zu können, baut BBG die eigenen Logistikkapazitäten massiv aus. Auch dafür sollen die neuen Finanzmittel eingesetzt werden. So hat das Unternehmen angekündigt, zusätzliche Versandzentren mit einer Gesamtkapazität von rund 150.000 Kubikmetern zu erreichen.
Ein zweites neues Versandzentrum in Deutschland soll mit mehr als 90.000 Kubikmetern die Gesamtkapazität für Deutschland auf 100.000 Paketsendungen pro Tag erhöhen. BBG hat bereits ein Lager mit einer Kapazität von 55.000 Kubikmetern in Kamp-Lintfort. Ende des Jahres folgt ein Logistikzentrum in UK. In Planung sind darüber hinaus eigene Zentren in Spanien, Frankreich, und Osteuropa.
„Wir hatten recht früh analysiert, dass es zu logistischen Knappheiten im Markt kommt“, sagte Chaljawski dem Handelsblatt. Deswegen habe sich das Unternehmen entschlossen, die Logistik in die eigenen Hände zu nehmen. „Das war beim ersten Lager eine harte Erfahrung. Heute verschaffen uns eigene Logistikzentren einen Wettbewerbsvorsprung“, erklärt der BBG-Gründer.
Vor dem Hintergrund der instabilen globalen Lieferketten sind so höhere Lagerbestände möglich. Das sei insbesondere für die Integration und die Skalierung neu erworbenen Marken wichtig, die für Kunden schneller verfügbar gemacht werden können. Das sei ein strategischer Vorteil beim Kampf um die Übernahme attraktiver Marken.
Mehr: Berlin Brands Group forciert die Jagd auf begehrte Amazon-Marken
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