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Einzelhandel Breuninger-Chef Blecker: „2G hat schwere wirtschaftliche Folgen“

Der Chef der Warenhauskette Breuninger befürchtet massive Ausfälle im Weihnachtsgeschäft. Nur mit einer Impfpflicht sei die Rückkehr zur Normalität möglich.
02.12.2021 - 12:11 Uhr Kommentieren
Der Chef des Warenhausunternehmens Breuninger befürwortet eine allgemeine Impfpflicht zur Eindämmung der Coronapandemie. Quelle: Breuninger
Holger Blecker

Der Chef des Warenhausunternehmens Breuninger befürwortet eine allgemeine Impfpflicht zur Eindämmung der Coronapandemie.

(Foto: Breuninger)

Düsseldorf Der Chef der Warenhauskette Breuninger, Holger Blecker, hält die Einführung der 2G-Regel im Einzelhandel für schädlich. „Pandemiebekämpfung und geöffnete Ladentüren mit guten Hygienekonzepten sind kein Widerspruch“, sagt er im Interview mit dem Handelsblatt. Dafür seien die bisherigen Maßnahmen ausreichend. „Erneute Einschränkungen in der Weihnachtszeit werden für Händler massive Ausfälle in der wichtigsten Zeit des Jahres bedeuten“, prognostiziert er.

Zugleich spricht er sich für eine allgemeine Impfpflicht aus. „Klar ist für mich, der einzige Weg aus der Pandemie ist die Impfung“, betont der Breuninger-Chef. „Die Rückkehr zur Normalität ist langfristig nur durch eine Immunisierung der Bevölkerung zu erreichen“, so Blecker.

Daher müsse die Impfkampagne noch mehr Fahrt aufnehmen durch ein niederschwelliges Angebot wie zu Beginn des Jahres. Erst- und Zweitimpfungen, aber auch Booster müssten leicht zugänglich sein.

Lesen Sie hier das komplette Interview

Herr Blecker, die Politik will die 2G-Regel auch auf den Einzelhandel ausweiten. Welche Auswirkungen hat eine solche Zugangsbeschränkung für das Geschäft des Handels?
Im Jahr 2020 mussten die Geschäfte am 16. Dezember schließen, über Nacht war uns sozusagen die Geschäftsgrundlage entzogen worden. Und nicht nur uns, sondern ich spreche hier für die Innenstädte und den Handel gesamt. Erneute Einschränkungen in der Weihnachtszeit werden für Händler massive Ausfälle in der wichtigsten Zeit des Jahres bedeuten, mit schweren wirtschaftlichen Folgen für Unternehmen und Arbeitsplätze. Pandemiebekämpfung und geöffnete Ladentüren mit guten Hygienekonzepten sind kein Widerspruch – wie im Lebensmittelhandel auch.

Wie haben sich die bisherigen Corona-Schutzmaßnahmen, wie ein zeitweiser Shutdown, Begrenzung der Kundenzahl und Maskenpflicht, auf den Umsatz von Breuninger ausgewirkt?
Durch die Lockdowns und Teil-Lockdowns 2020 und zu Beginn 2021 haben wir einen hohen Millionenbetrag an Umsatz stationär verloren. Der gleichzeitige starke Onlinezuwachs konnte die hohen Fixkosten des stationären Handels allerdings nicht ausgleichen. Unsere Kundinnen und Kunden kommen seit der Wiederöffnung im Sommer wieder in unsere Häuser, und wir sind sehr dankbar dafür. Ich hoffe, dass wir im gegenwärtigen Geschehen aufgrund eines erprobten und erwiesenermaßen funktionierenden Hygienekonzepts keine weiteren Einschränkungen erleben müssen.

„Vom Handel geht kein erhöhtes Infektionsrisiko aus“

Konnten Sie es nachvollziehen, dass in der Vergangenheit Geschäfte des täglichen Bedarfs geöffnet bleiben durften, während andere Bereiche wie beispielsweise der Modehandel schließen mussten?
Nein, denn generell sind die gleichen Voraussetzungen gegeben. Außerdem wurde nachgewiesen, dass kein erhöhtes Infektionsrisiko vom Handel ausgeht. Zugangsbeschränkungen machen nur dann Sinn, wenn sie langfristig dazu beitragen, die Pandemie zu bekämpfen. Und das erreichen wir nur, wenn wir die Impfquote erhöhen. Ausnahmeregelungen für bestimmte Einzelhandelsformate führen aber dazu, dass gerade die Bevölkerungsgruppen, die bislang nicht geimpft sind, den Beschränkungen weiterhin problemlos ausweichen können.

Sie haben bereits gegen die Schließung Ihrer Geschäfte geklagt. Würden Sie das wieder tun, wenn die Geschäfte erneut schließen müssten?
Wir haben zu Beginn des Jahres geklagt, weil wir trotz der vorgenommenen Hygiene- und Schutzmaßnahmen zur Schließung gezwungen wurden. Und das ohne Öffnungsperspektive, sodass keinerlei Planbarkeit vorhanden war. Hinzu kam die ungleiche Behandlung von Händlern im Hinblick auf das Sortimentsangebot. Ich hoffe, dass wir nicht noch einmal in die gleiche Situation kommen und kein weiteres Schließungsszenario erleben müssen.

Mit welchen Maßnahmen begegnen Sie der Gefahr von Ansteckungen in Ihren Geschäften?
Aufgrund unseres umfangreichen Breuninger-Hygienestandards, den wir bereits seit Ende April 2020 aktiv umsetzen, stellen wir sicher, dass Infektionsquellen minimiert werden. Hiermit haben wir bereits früh effektive Vorkehrungen getroffen, um flächendeckend allen Kundinnen und Kunden ein sicheres Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Zudem existieren mittlerweile zahlreiche Studien, die die Effektivität von konkreten Maßnahmen wie einer regelmäßigen Reinigungs- und Desinfektionsfrequenz, dem Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen sowie ausreichendem Sicherheitsabstand belegen. Auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden fortwährend geschult und informiert, sodass unsere Services sicher angeboten werden können.

Hatten Sie bereits Coronafälle unter Ihrem Verkaufspersonal?
Uns ist kein Infektionsgeschehen auf der geöffneten Fläche, also im Verkaufsraum, bekannt. Wir bieten allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit von kostenlosen Schnelltests an.

„Der einzige Weg aus der Pandemie ist die Impfung“

Was sind aus Ihrer Sicht die richtigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie?
Klar ist für mich, der einzige Weg aus der Pandemie ist die Impfung. Daher muss die Impfkampagne noch mehr Fahrt aufnehmen durch ein niederschwelliges Angebot wie zu Beginn des Jahres. Erst- und Zweitimpfungen, aber auch Booster müssen leicht zugänglich sein. Dazu passiert gerade politisch einiges.

Würden Sie eine allgemeine Impfpflicht begrüßen?
Die Sicherheit unserer Kundinnen und Kunden sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat bei uns höchste Priorität. Es ist nachgewiesen, dass Impfungen das Risiko einer Ansteckung senken und einen schweren Verlauf der Krankheit verhindern können. Die Situation auf den Kranken- und Intensivstationen ist dramatisch. Die Belastung der Pflegekräfte ist zu hoch, und dass Behandlungen verschoben werden müssen und wir über Triage sprechen, ist kein Zustand. Daher begrüße ich eine Impfpflicht.

Könnte eine allgemeine Impfpflicht weitere Beschränkungen für den Handel verhindern?
Die Rückkehr zur Normalität ist langfristig nur durch eine Immunisierung der Bevölkerung zu erreichen. In letzter Konsequenz bedeutet das eine allgemeine Impfpflicht. Wir und viele weitere Unternehmen sind weiterhin bereit, neue Impfkampagnen der Bundes- oder Landesregierung schnell und massiv zu unterstützen. In der aktuellen Situation, die bereits sehr akut ist, müssen wir den Infektionszahlen durch die Beibehaltung der bewährten Schutzmaßnahmen wie der Maskenpflicht und einer flächendeckenden 3G-Regelung entgegenwirken.

Unterstützen Sie mit eigenen Aktionen die Impfkampagne?
Im Rahmen der Initiative „Leben statt Lockdown“ unterstützen wir gemeinsam mit vielen anderen Händlern die Impfkampagne. Zum Beispiel stellen viele der an der Initiative beteiligten Händler Flächen für Impfungen für Besucherinnen und Besucher sowie Kundinnen und Kunden bereit. Außerdem wird die Initiative auf umfangreichen Werbeflächen beworben, und wir schaffen zusätzliche Impfangebote für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Angebot muss schließlich dort ermöglicht werden, wo Menschen anzutreffen sind.

Welche Auswirkungen erwarten Sie insgesamt durch die erneute Verschärfung der Pandemie auf das Weihnachtsgeschäft?
Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel die wichtigste Umsatzperiode des Jahres. Dabei handelt es sich nicht nur um die Vorweihnachtszeit, sondern auch um die Wochen danach, in denen Kundinnen und Kunden Gutscheine einlösen, Ware umtauschen und die oft freie Zeit nutzen, um in die Innenstädte zu gehen. Der konkrete Einfluss der sich verschärfenden Pandemielage hängt von den kommenden Maßnahmen der neuen Bundesregierung und den Entschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz ab. Wir spüren eine wachsende Verunsicherung der Kundinnen und Kunden.

Mehr: 70 Prozent Zustimmung – Beschäftigte mehrheitlich für Impfpflicht

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