Einzelhandel Die Zerschlagung der Supermarktkette Real beginnt

Edeka ist wohl an mehreren Standorten interessiert.
Düsseldorf Der Lebensmittelhändler Edeka hat jetzt beim Bundeskartellamt angemeldet, dass er Märkte des Konkurrenten Real übernehmen möchte. „Es geht um eine hohe zweistellige Zahl von Standorten“, bestätigte ein Sprecher der Wettbewerbsbehörde dem Handelsblatt auf Nachfrage. In der Vergangenheit war in der Branche von bis zu 100 Märkte die Rede. Edeka wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern.
Damit beginnt nach langer Verzögerung die Zerschlagung von Real. Die Metro AG hatte nach langen Verhandlungen beschlossen, die defizitäre Verbrauchermarktkette an den Immobilienentwickler Redos zu verkaufen. Diesen Verkauf hatten Redos und Metro Anfang Oktober beim Kartellamt angemeldet.
Redos hatte aber von Anfang an klargemacht, dass er nur einen kleinen Teil der Standorte behalten und unter der Marke Real weiterführen will. Die Rede war von etwa 60 der 277 verbliebenen Häuser. Der Rest soll an Konkurrenten weitergegeben oder geschlossen werden. Bis zu 40 Standorte sind den Plänen zufolge von der Schließung bedroht.
Eine ähnliche Zahl von möglichen Schließungen war jedoch auch schon in früheren internen Businessplänen von Real vorgesehen. An der Gesellschaft, die diesen Kern von Real weiterführen soll, bleibt Metro vorläufig mit 24,9 Prozent beteiligt. In drei Jahren erst kann der Konzern dann komplett bei Real aussteigen und sich wie geplant ganz auf den Großhandel konzentrieren.
Es wird jetzt damit gerechnet, dass in Kürze weitere Lebensmittelhändler ihr konkretes Interesse an einer Übernahme von Real-Standorten von Redos bekunden. Dies muss jeweils separat beim Kartellamt angemeldet werden. Als Interessenten gelten unter anderem Rewe und Kaufland. Auch Globus wird als Kandidat gehandelt.
Rewe wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern, ob das Unternehmen in konkreten Gesprächen mit Redos ist. In Unternehmenskreisen war aber zu erfahren, dass Interesse an maximal fünf bis sechs Standorten bestehen könnte. Bisher hat Rewe nichts beim Bundeskartellamt angemeldet. Kaufland hatte zuletzt gesagt, dass das Unternehmen „im aktuellen Redos-Prozess kein Angebot für mögliche Filialpakete abgegeben“ habe.
„Wenn jetzt die Anmeldungen eingehen, werden wir die regionalen Absatzmärkte genauer prüfen“, beschrieb der Kartellamtssprecher das weitere Prozedere. Dazu würden nun Auskunftsgesuche an alle Marktteilnehmer rausgehen, um das valide bewerten zu können.
Metro hatte mit zahlreichen Investoren über einen Verkauf von Real gesprochen. Im Mai hatte der Großhändler dann mit Redos Exklusivität für weitere Verhandlungen vereinbart. Eigentlich sollte der Verkauf schon im September abgeschlossen sein, hatte sich aber wegen der Komplexität immer weiter verzögert.
Mehr: Der neue chinesische Partner von Metro treibt die digitale Transformation des Einzelhandels schon seit mehr als 20 Jahren an – wenn nötig sogar vom Gefängnis aus.
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