Einzelhandel Lidl-Mutter vollzieht den Führungswechsel: Gerd Chrzanowski übernimmt Leitung der Schwarz-Gruppe

Der Topmanager führt seit Dezember die Schwarz-Gruppe.
Düsseldorf Die Schwarz-Gruppe, Europas größter Handelskonzern, hat den lange erwarteten Führungswechsel vollzogen. Wie das Unternehmen mitteilte, wird zum 1. Dezember Gerd Chrzanowski das Amt des Komplementärs der Gruppe vom Inhaber Dieter Schwarz übernehmen. Das ist die oberste Leitungsposition im Unternehmen zu dem die Discount-Ketten Lidl und Kaufland gehören.
Damit findet ein erbitterter Machtkampf an der Spitze des Familienunternehmens sein Ende. Jahrelang hatte Klaus Gehrig als Vertrauter des Inhabers das Unternehmen geführt. Trotz seiner 73 Jahre hatte er sich aber immer wieder dagegen gewehrt, an einen Nachfolger zu übergeben. Auch Chrzanowski wollte er bis zuletzt verhindern.
Doch im Juli kam es darüber zum Streit mit Inhaber Schwarz. Bis zuletzt hatte Gehrig versucht, seine Vertraute, die erst 30-jährige Melanie Köhler, als Alternative zu Chrzanowski in Stellung zu bringen. Letztlich vergeblich: Gehrig musste das Unternehmen verlassen, der Weg für Chrzanowski an die Spitze war frei.
Um einen gleitenden Übergang zu gewährleisten und Ruhe ins Unternehmen zu bringen, hatte Dieter Schwarz jedoch zunächst das Amt des Komplementärs vorübergehend selbst übernommen. Nun zieht er sich wieder zurück, und Chrzanowski, der bisher schon Vorstandsvorsitzender ist, bekommt die komplette Führungsgewalt.
Damit kann auch die zweite wichtige Personalentscheidung im Unternehmen vollzogen werden. Ebenfalls Anfang Dezember wird Kenneth McGrath, der schon im Juli in den Lidl-Vorstand berufen wurde, neuer Lidl-Chef. Dieses Amt hatte Chrzanowski zuvor in Personalunion inne.
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Auch die Beförderung von McGrath war von langer Hand geplant. „Der internationale Handelsexperte und Manager mit langjähriger Erfahrung wurde in den vergangenen Wochen intensiv von Gerd Chrzanowski auf seine künftigen Aufgaben vorbereitet“, teilte die Schwarz-Gruppe mit.
Neuer Schwarz-Chef setzt auf Teamarbeit in der Führung
Mit dem neuen Lidl-Chef komplettiert Chrzanowski sein künftiges Führungsteam. Zuvor schon hatte Carsten Theurer als neuer CEO der Schwarz Dienstleistungen die Nachfolge von Melanie Köhler angetreten und ist damit de facto Finanzchef der Gruppe.
Nach dem Abgang von Gehrig hatte Chrzanowski auch andere Führungskräfte gestärkt und damit deutlich gemacht, dass er auf Teamarbeit in der Führung setzt. So wurden auch die Leiter der Bereiche Entsorgung, Thomas Kyriakis, Digitalisierung, Rolf Schumann, Produktion, Jörg Aldenkott, und IT, Christian Müller, jeweils zu Vorstandsvorsitzenden ihrer Bereiche ernannt.
Der 50-jährige Chrzanowski ist seit über 20 Jahren in verschiedenen Positionen für die Schwarz Gruppe tätig. Er will das Handelsunternehmen künftig modernisieren und dabei auch neue Geschäftsbereiche wie die Abfallentsorgung aufbauen. Auch die Digitalisierung des Händlers ist eine seiner großen Herausforderungen.
Eine wichtige Stütze ist für ihn dabei der neue Lidl-Chef McGrath. Bevor er zur Schwarz-Gruppe kam, hatte er den US-Discounter Save-A-Lot geleitet und bringt damit auch einen Blick von außen mit.
Dort hatte der 46-Jährige bereits auf Technologie und Digitalisierung gesetzt. So bietet Save-A-Lot in Zusammenarbeit mit dem Start-up Instacart einen Abhol- und Lieferservice in den Geschäften an. In der Einführung sind eine eigene App und ein Kundenbindungsprogramm.
Genau das dürfte McGrath auf das Radar von Dieter Schwarz und Gerd Chrzanowski gebracht haben. Denn auch Lidl hat wie die meisten anderen deutschen Discounter Nachholbedarf bei der Digitalisierung des Geschäfts. Lidl hat vor Kurzem erst mit Lidl Plus eine eigene App zur Kundenbindung eingeführt.
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