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Einzelhandel Typy Store will die deutsche Alternative zu Amazon Go werden

Supermärkte ohne Kasse und Mitarbeiter sind international bereits Realität. Als Folge der Pandemie könnte sich das Konzept auch in Deutschland durchsetzen.
05.12.2020 - 16:08 Uhr Kommentieren
Hier muss der von der App generierte QR-Code eingescannt werden. Quelle: Campo
Eingang des Typy Stores in Düsseldorf

Hier muss der von der App generierte QR-Code eingescannt werden.

(Foto: Campo)

Düsseldorf Der Standort ist gut gewählt. Im Düsseldorfer Medienhafen gab es bislang keinen Supermarkt, aber viele Berufstätige, die abends gern länger oder auch am Wochenende arbeiten. Nun haben die Gründer von Typy dort im November eine neue Art des Einkaufens gestartet: Die Kunden können per App ganze Mahlzeiten oder Weine vorher oder vor Ort ordern, aber auch rund um die Uhr die wichtigsten Lebensmittel einkaufen.

Der Typy Store des Start-ups Campo ist der erste digitale Selbstbedienungsladen in Düsseldorf. Er bietet einen Vorgeschmack, wie der Einkauf der Zukunft aussehen könnte, womöglich sogar der näheren Zukunft. Denn die langen Schlangen vor den Ladeneingängen und Kassen erschweren den Lebensmitteleinkauf in Corona-Zeiten. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens PwC gehen bereits 41 Prozent der deutschen Verbraucher seltener einkaufen. Ihr Kalkül: Sie reduzieren damit Kontakte und damit ihr Infektionsrisiko.

Geschäftsführer und Mitgründer Carlo Caldi, 49, zuvor Manager der Raststättenkette Tank & Rast, hat große Pläne: „Wir haben die Vision, der mobilen Gesellschaft eine flächendeckende Infrastruktur von Typy Stores zu bieten.“

Der Laden ist ein schlicht, aber modern gestalteter Raum. Im Eingangsbereich kann man einen Coffee to go ziehen. Rechts neben dem Eingang befindet sich ein Terminal, an dem der von der App generierte QR-Code eingescannt werden muss. Ein Bildschirm zeigt anschließend an, in welcher Station die Bestellung abgeholt werden kann. Ein Roboter im Hintergrund regelt den Rest. Fünfzehn Sekunden später blinkt die Abholstation auf „Waren entnehmen“. Das kann ein frisch zubereitetes Abendessen inklusive passendem Wein sein, aber auch einfach Milch, Kaffee, Brot. Kassen und Mitarbeiter? Fehlanzeige, bezahlt wird per App.

Amazon plant Kette von automatisierten Läden

Läden ohne Kassen und Personal galten aber schon vor Corona als Modell der Zukunft. Bereits seit 2018 testet Onlineriese Amazon mit den Amazon-Go-Stores in den USA, wie ein voll digitaler Supermarkt aussehen könne. Überzeugt der Test, soll das Konzept zu einer Kette ausgebaut werden. In Asien ist das automatisierte Einkaufen bereits ein verbreitetes Einkaufskonzept, Handelskonzerne wie Alibaba und JD.com betreiben Hunderte solcher Läden.

In Deutschland gibt es ebenfalls erste Feldversuche: Das Handelsunternehmen Real startete mit dem Smart Store Emmas Enkel in Stuttgart. Vor wenigen Wochen hat die regionale Supermarktkette Tegut in Fulda den ersten Pilotladen unter dem Namen teo eröffnet. Beide Stores basieren auf einem voll automatisierten Einkaufskonzept.

Der Typy Store im Medienhafen in Düsseldorf will mehr bieten als ein digitales Einkaufskonzept: Mit Kaffee-Abos und auf die Düsseldorfer Kunden abgestimmten Produkten möchte der digitale Supermarkt seine Besucher direkter ansprechen. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz registriert die App, welche Produkte besonders gefragt sind. Unbeliebte Produkte werden aus dem Sortiment gestrichen. Zurzeit hat der digitale Supermarkt 750 Produkte im Sortiment – deutlich weniger als die meisten normalen Supermärkte.

Die Auswahl reicht von Kaffee einer regionalen Rösterei, gekühlten alkoholischen und nicht alkoholischen Getränken über frische Lebensmittel bis zu fertigen Mahlzeiten des lokalen Caterers Broich Catering. Snacks und Lebensmittel, die zu Hause zubereitet werden, gibt es ebenfalls.

Ihr Typy Store ist der erste digitale Selbstbedienungsladen in Düsseldorf. Quelle: Vanessa Müller
Carlo Caldi (links) und Maximilian Grönemeyer

Ihr Typy Store ist der erste digitale Selbstbedienungsladen in Düsseldorf.

(Foto: Vanessa Müller)

Hinter den Wänden des Typy Stores befinden sich ein Trockenlager sowie ein Kühlraum. Der gesamte Store wird zu 100 Prozent mit nachhaltig erzeugtem Strom versorgt, der über Wasserkraft gewonnen wird. Die Robotic-Systeme des Start-ups Smark arbeiten im Hintergrund. Mit der gleichen Technologie arbeitete auch der inzwischen wieder eingestellte Store Emmas Enkel von Real.

Roboter stellen die Waren zusammen

Die Smark-Systeme verwalten die Lagerräume und tätigen die Warenausgabe. Ein Roboter registriert die Bestellung, sucht das gewünschte Produkt aus dem Lager heraus, fotografiert und prüft es somit auf Schäden und legt es anschließend in das Ausgabe-Terminal.

Mit ihrem voll automatisierten Ladenkonzept möchten Caldi und sein Mitgründer Maximilian Grönemeyer, 42, innerhalb der nächsten drei Jahre deutschlandweit expandieren, rund 200 Läden sind geplant. Die Finanzierung läuft zunächst aus eigenen Mitteln der Gesellschafter. Für eine flächendeckende Expansion laufen Gespräche mit Finanzpartnern.

„Ich bin davon überzeugt, dass es die Zukunft des Einkaufens ist“, sagt Grönemeyer und erzählt, dass der Einkauf mithilfe eines Roboters für seine Kinder durch die Besuche im Typy bereits zur Normalität geworden ist.

Der automatisierte Laden von Tegut in Fulda funktioniert ganz ähnlich. Für das Einkaufskonzept „teo“, der ebenfalls rund um die Uhr geöffnet ist, verlieh der Handelsverband Deutschland dem Unternehmen gerade erst den Innovationspreis des Handels 2020.

Ein Bildschirm zeigt an, in welcher Abholstation die Bestellung ankommen wird. Quelle: Campo
Typy-Store in Düsseldorf

Ein Bildschirm zeigt an, in welcher Abholstation die Bestellung ankommen wird.

(Foto: Campo)

Auch beim Mini-Supermarkt teo laufen die meisten Prozesse über eine App ab. Man erhält durch einen QR-Code Zugang zum Laden. Anschließend bietet das Geschäft, ähnlich wie in einem herkömmlichen Supermarkt verschiedene Lebensmittel und Markenprodukte an, die mit der App oder an einem Selbstbedienungsautomaten eingescannt und bezahlt werden können. Auch hier gibt es keine Verkäufer oder Kassierer, da alles digital abgewickelt wird.

Das Ziel beider Konzepte ist klar: Einkaufen soll zur stressfreien Nebensächlichkeit werden. Je schneller, spontaner und einfacher, desto besser.

Mehr: Amazon Go für die Hosentasche: Trinh Le-Fiedler will das kassenlose Einkaufen vereinfachen

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