Elektrogeräte Verleih-Start-up Grover sammelt 60 Millionen Euro ein – Dreifach-Abo soll Kunden binden

Das Start-up Grover bietet über den Elektronikhändler die Vermietung von Elektronikgeräten an.
Hamburg Smartphones, Spielkonsolen oder Elektroroller mieten, statt sie zu kaufen: Das ist die Idee hinter dem Start-up Grover. Gründer Michael Cassau will das Konzept jetzt internationalisieren. Dafür habe das Unternehmen 60 Millionen Euro bei Investoren und Kreditgebern eingesammelt, sagt er dem Handelsblatt. Es ist die zweite größere Wachstumsrunde seit der Gründung des Start-ups vor sechs Jahren.
„Wir wollen langfristig die neue Zugangsform für Technologie weltweit werden“, sagt Cassau. Dazu will er 2021 nach Spanien und in die USA expandieren. Zudem kommen etwa vernetzte Fitnessgeräte und Haushaltsgeräte neu ins Angebot. Cassau will die Kunden enger binden, indem sie ein Dreifach-Abo für wechselnde Geräte abschließen können. So will er Grover als Alternative zum Kauf oder zur Ratenzahlung etablieren.
Ein Selbstläufer ist das nicht: Die deutlich umsatzstärkere Otto-Gruppe hatte ihr ähnliches Angebot „Otto Now“ Ende Januar 2021 nach vier Jahren eingestellt. Auch Tchibo ist aus dem Geschäft mit dem Verleih von Kinderkleidung ausgestiegen. „Die Produktvermietung ist in Deutschland nach wie vor ein Nischenmarkt, Konsumenten bevorzugen meist den Kauf eines Produkts“, erklärte Otto-Manager Marc Opelt. Der Hamburger Händler wolle seine Energie auf den Umbau zu einem Marktplatz konzentrieren.
Cassau sieht im mangelnden Fokus eine Ursache für das Ausscheiden des Konkurrenten. Grover dagegen könne sich ganz auf das Mietmodell konzentrieren. Dabei kauft Grover Geräte, um sie anschließend zu verleihen. Über die Lebensdauer soll der Gewinn abfallen.
Vor dem Abzug von Abschreibungen (Ebitda) sei das Unternehmen im vergangenen Jahr operativ profitabel gewesen – bei 37 Millionen Euro Umsatz und 160 Mitarbeitern. Mittelfristiges Ziel könne ein Börsengang sein, sagt Cassau. Noch sei unklar, ob dafür vorher weitere Finanzierungsrunden nötig seien. Bis Mitte 2022 will er das Mietvolumen fast verdreifachen.
Grovers Bewertung bleibt ein Geheimnis
Die aktuelle Finanzierungsrunde besteht aus 45 Millionen Euro von Eigenkapitalinvestoren wie dem Investor Jonathan Schneider, der auch bei der Berliner Gesundheits-App Ada engagiert ist. 15 Millionen Euro Kreditfinanzierung kommen vom Londoner Wachstumsfinanzierer Kreos Capital. Mit dabei sind auch Altinvestoren wie Samsung Next.
Bereits 2020 hatte sich Grover eine Kreditlinie von 250 Millionen Euro über die Varengold-Bank gesichert. Damit finanziert das Unternehmen unter anderem die 160.000 Produkte, die aktuell verliehen sind. Insgesamt biete Grover 2500 verschiedene Artikel an, sagt Cassau. Otto Now hatte zuletzt knapp 1700 verschiedene Produkte im Sortiment.

Die Krise hat seine Haltung zum Thema Homeoffice verändert.
Wie hoch Grover mit der Finanzierungsrunde bewertet wird, wollte Cassau nicht beziffern. Es handle sich aber um eine Bewertung im „hohen dreistelligen Millionenbereich“. Cassau arbeitete vor der Gründung bei der Investmentbank Goldman-Sachs und einige Monate bei Rocket Internet, wo er ein Selfstorage-Start-up aufbaute.
Er studierte Wirtschaft und Recht in Heidelberg – zeitgleich. Ihm sei damals klar geworden, dass ein Wirtschaftsstudium nur auf 40 Wochenstunden ausgerichtet gewesen sei, sodass Zeit für 40 weitere Stunden Jura geblieben sei, sagte er kürzlich in einem Podcast.
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