Ende der US-Einreisesperre Nach Aufhebung des Travel Bans: Buchungen für Flüge in die USA legen rasant zu

Die USA heben den Einreisestopp Anfang November auf.
Düsseldorf Nach der angekündigten Aufhebung des Einreiseverbots werden die USA binnen weniger Stunden zu einem der beliebtesten Flugziele der Deutschen. Für die Monate November und Dezember liege nur noch Spanien beim deutschen Ticketverkauf vor den Vereinigten Staaten, berichtet das Online-Reiseunternehmen Skyscanner, das zum chinesischen Touristikriesen Trip.com gehört. Bereits unmittelbar nach der Ankündigung aus Washington am Montag seien die deutschen Flugbuchungen für die USA um 767 Prozent zum Vortag nach oben geschnellt.
Zum Wochenstart hatte US-Präsident Joe Biden die Rücknahme des sogenannten „Travel Bans“ ab Anfang November in Aussicht gestellt, der 18 Monate zuvor von Donald Trump wegen der Corona-Pandemie verhängt worden war. Seither durften nur US-Bürger und Besitzer einer Green Card sowie deren Familienmitglieder aus der EU oder Großbritannien in die USA einreisen. Alle anderen brauchten eine spezielle Erlaubnis. Reisen von US-Amerikanern nach Deutschland und in andere EU-Länder sind dagegen seit Sommer 2021 schon wieder gestattet.
Am Montag gab die US-Regierung dem Drängen der Europäer nach. Allerdings müssen US-Reisende zukünftig vor dem Flug einen Impfnachweis und einen negativen PCR-Corona-Test vorlegen, der nicht älter als drei Tage sein darf, wie es aus dem Weißen Haus hieß. Unklar ist zudem, ob auch Impfungen etwa mit dem Vakzin von Astra-Zeneca anerkannt werden, das in den USA nicht zugelassen ist.
Deutsche Urlauber und Geschäftsreisende schreckt dies offenbar kaum. An der Spitze der Reiseziele – sowohl bei den Suchen wie bei den Buchungen – steht nach Angaben von Skyscanner New York, das in den Monaten November und Dezember zum Christmas-Shopping lockt.
Auf Rang zwei landet Miami, unter Urlaubern ein beliebtes Ziel für den Winter. „Aus den Daten geht hervor“, präzisiert eine Skyscanner-Sprecherin, „dass Familien und größere Gruppen Orlando als Reiseziel bevorzugen, während Einzelreisende und Paare sich eher für US-Städtereiseziele entscheiden.“ Flüge von München nach New York gebe es derzeit schon ab 318 Euro, von Frankfurt nach Miami seien Tickets ab 424 Euro erhältlich, berichtet Skyscanner.
„Großer Nachholbedarf bei Geschäftsreisen in die USA“
Unter den deutschen Reiseveranstaltern sorgte die Entscheidung aus Washington am Montagabend für Erleichterung. „Dieser Schritt war lange erwartet und erhofft worden“, sagte Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV). „Dass Geimpfte aus der EU und aus Großbritannien von November an wieder auch zu touristischen Zwecken in die USA einreisen können, ist eine sehr erfreuliche und hoffnungsvolle Nachricht – sowohl für Kunden als auch für die Reiseanbieter.“
Die USA sind als Urlaubs- und Geschäftsreiseziel für die deutsche Reisewirtschaft von enormer Bedeutung. Das Land ist mit jährlich über zwei Millionen Besuchern aus Deutschland das wichtigste Fernreiseziel für den deutschen Markt. Zahlreiche Reiseveranstalter und Reisevermittler haben sich auf Nordamerika spezialisiert, ihr Geschäft liegt seit über anderthalb Jahren brach.
Ein Tui-Sprecher bestätigte dies gegenüber der Fachpresse. „Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren die USA für unsere beiden größten Märkte UK und Deutschland ein wichtiges Fernreiseziel: Für die Briten die Nummer zwei hinter Cancun (Mexiko) und für den deutschen Markt sogar das mit Abstand beliebteste Fernreiseziel (Florida).“
Mindestens ebenso groß ist die Erleichterung unter den Geschäftsreiseanbietern. „Unter unseren Kunden gibt es einen großen Nachholbedarf für transatlantische Geschäftsreisen“, erklärt Andrew Crawley, Chief Commercial Officer von American Express Global Business Travel (GBT). „Wir erwarten einen anhaltenden Anstieg der Buchungszahlen.“
Aktien der Reiseanbieter im Höhenflug
Die bevorstehenden Lockerungen im US-Urlaubs- und -Geschäftsreisegeschäft beflügeln längst die Aktien der Anbieter. Papiere des deutschen Airline-Marktführers Lufthansa legten unmittelbar nach der Ankündigung um 7,3 Prozent zu, die Aktien von Air France-KLM notierten knapp neun Prozent über dem Stand vom vergangenen Montagnachmittag, die British-Airways-Mutter IAG legte in einem ansonsten schwachen Marktumfeld zeitweise um bis zu zehn Prozent zu.
Und auch der Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport schaffte seither ein Kursplus von 10,2 Prozent. Beim angeschlagenen Reisekonzern Tui reichte es immerhin für einen Kursgewinn von 4,3 Prozent.
„Die Rücknahme von Restriktionen für Reisen in die USA stellt nicht nur für unsere Airlines einen großen Schritt aus der Krise dar, sondern sie ist auch eine hervorragende Nachricht für die transatlantische Partnerschaft“, lobt Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Kehrtwende der Biden-Regierung. „Ab November können sich Familien und Freunde endlich wiedersehen und Geschäftspartner ihre Beziehungen wieder persönlich weiterentwickeln.“
Zusammen mit der beschlossenen Kapitalerhöhung zur vorzeitigen Rückzahlung der staatlichen Stabilisierung habe es für seine Airline innerhalb von 24 Stunden gleich zwei wesentliche Weichenstellungen für den Weg aus der Krise gegeben, freute sich Spohr.
Deutlich Rückenwind durch die US-Entscheidung erhält nun ebenfalls die Kreuzfahrtbranche. Denn sie musste bislang um einen großen Teil ihres Wintergeschäfts fürchten. Die meisten ihrer zur Winterzeit angebotenen Schiffsreisen in die Karibik starten nämlich in US-Häfen wie Miami oder Fort Lauderdale. Im Fall eines Einreisestopps für Briten und Europäer wäre ihnen dieses Geschäft zu einem erheblichen Teil weggebrochen. Der börsennotierte Marktführer Carnival konnte den eigenen Aktienkurs bislang dennoch nur leicht verbessern.
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