Ernährungsindustrie Barry Callebaut stellt in Norderstedt nur noch vegane Schokolade her

Das Unternehmen, das zum Reich der Jacobs-Kaffee-Erben gehört, stellt seine Fabrik im schleswig-holsteinischen Norderstedt komplett auf die Produktion von veganer Schokolade um.
Zürich Früher warben Schokoladenhersteller mit glücklichem Milchvieh und dem Versprechen, dass in ihrer Ware nur beste Alpenmilch zu finden sei. Heute geht der Trend in eine andere Richtung: „Vegane Schokolade“ heißt das Zauberwort der Branche – ganz ohne Milch.
Auch der weltgrößte Schokoladenhersteller Barry Callebaut hat den Trend erkannt. Das Unternehmen, das zum Reich der Jacobs-Kaffee-Erben gehört, stellt seine Fabrik im schleswig-holsteinischen Norderstedt komplett auf die Produktion von veganer Schokolade um. „Wir erleben eine pflanzenbasierte Revolution in der Branche“, sagt Innovationschef Pablo Perversi.
Die Produktion in Norderstedt wird so umgestellt, damit kein Milchpulver die Schokolade verunreinigt. Das Werk mit seinen 50 Mitarbeitern soll den europäischen Markt bedienen.
Einst galten vegane Produkte als Fall fürs Reformhaus, nun werden sie zum Mainstream. Eine Studie im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zählt allein in Deutschland rund 42 Millionen „Teilzeitvegetarier“.
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Der Trend betrifft auch den Schokoladenmarkt, der für die Milchindustrie eine wichtige Rolle spielt: Die Süßwarenindustrie verarbeitet rund 175.000 Tonnen an Milcherzeugnissen im Jahr, zeigen Daten des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie. Im Schnitt isst jeder Deutsche dabei jährlich rund neun Kilogramm Schokolade.
Callebaut-Manager Perversi glaubt fest daran, dass vegane Schokolade an Bedeutung gewinnen wird. Mehr als 30 Prozent der sogenannten „Generation X“ ernährten sich vegetarisch oder vegan, rechnet er vor und sagt: „Dem können wir uns nicht verschließen.“
Provokanter Katjes-Spot
Auch andere Süßwarenfirmen haben den Trend erkannt: Im vergangenen Jahr sorgte die Firma Katjes mit ihrem Spot für vegane Schokolade für Furore. Darin marschiert eine finstere Armee aus Kühen im Gleichschritt zur Molkerei, und eine Stimme mahnt: „Kühe sind keine Milchmaschinen.“ Der Spot rief die Milchlobby auf den Plan, der bayerische Bauernverband beklagte gar Diskriminierung. Doch eine Beschwerde beim Werberat blieb erfolglos – und die Aufmerksamkeit für Katjes war enorm.
Dagegen dürfte die Revolution bei Barry Callebaut eher im Verborgenen ablaufen. Die Schweizer liefern ihre Rohschokolade an Nahrungsmittelfirmen wie Nestlé, Mondelez oder Unilever, aber auch an Konditoren oder Köche in Hotels und Restaurants.
Ein einträgliches Geschäft: Im abgelaufenen Geschäftsjahr machte Barry Callebaut bei einem Umsatz von 7,3 Milliarden Franken rund 369 Millionen Franken Gewinn. Größter Aktionär ist die Jacobs Holding, die der deutsch-schweizerische Unternehmer Klaus Jacobs gegründet hatte.
An ihrer veganen Schokolade namens „M_lk Chocolate“ haben die Schweizer rund zwei Jahre geforscht. Das Versprechen: Sie soll so gut schmecken wie normale Schokolade auch. Dazu kommen milchfreie und vegane Zutaten wie Schokolade, Kakaopulver und Nussprodukte für Dekorationen, die unter der Marke „Plant Craft“ vertrieben werden sollen.
Welchen Anteil die vegane Schokolade zum Geschäft beitragen soll, will Nachhaltigkeitschef Perversi zwar nicht verraten, aber man peile „Tausende Tonnen“ an produzierter Schokolade an.
Mehr: Der Druck auf die Brauereien steigt, denn in Deutschland wird immer weniger Bier getrunken. Nur alkoholfreie Varianten und regionale Spezialitäten wachsen.
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