Fehler bei Marketplace Amazon stürzt Händler in Existenznot

Viele Händler treffen die technischen Probleme des Onlinemarktplatzes gerade im Vorweihnachtsgeschäft empfindlich.
Düsseldorf Weil Amazon einen technischen Fehler bei der Auszahlung von Guthaben nicht in den Griff bekommen hat, sind zahlreiche Händler in schwere finanzielle Probleme geraten. Nach einer Umfrage des Branchenverbands „Händlerbund“, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt, haben einzelne Marktplatzhändler zum Teil Außenstände von bis zu 450.000 Euro.
Amazon versucht seit Tagen, das Problem zu verharmlosen. Ein Sprecher sagte zunächst auf Nachfrage, Amazon arbeite „schnellstmöglich an einer Lösung“ des bereits seit Oktober bestehenden Problems. Es handele sich jedoch nur um ein „kleinen Teil an betroffenen Händlern“. Am Sonntag dann kam von Amazon der Hinweis, dass der Fehler bereits am Donnerstag behoben worden sei. „Alle Zahlungen an die betroffenen Verkäufer wurden durchgeführt“, teilte das Unternehmen mit. Allerdings dürfte es noch etwas dauern, bis das Geld überall auf den Konten der Händler eingetroffen ist.
Dass es sich nur um einen „kleinen Teil an betroffenen Händlern“ gehandelt haben soll, können die Betroffenen nicht nachvollziehen: Auf einen Aufruf des Händlerbundes meldeten sich spontan 660 Händler, 94 Prozent von ihnen waren betroffen. Im Schnitt schuldete ihnen Amazon einen Betrag von rund 22.000 Euro. Insgesamt ging es allein bei den Händlern, die an der Umfrage teilgenommen hatten, um mehr als zehn Millionen Euro. „Die Ergebnisse haben uns überrascht, da im aktuellen Fall offenbar sehr viele Amazon-Händler betroffen sind und es sich zudem um enorm hohe Beträge handelt, die über mehrere Tage nicht abgerufen werden konnten“, sagt Franziska Ulbricht vom Händlerbund, der rund 70.000, meist kleine Onlinehändler vertritt. Probleme werden auch von Händlern in Großbritannien oder Frankreich berichtet.
„Wir machen uns große Sorgen“, sagt Mike Michael vom Werkzeughandel „Schraube & Co.“ aus Heidenau in Sachsen. „Wir haben seit dem 30. Oktober keine Zahlung mehr bekommen, Amazon schuldet uns 63.000 Euro.“ Immerhin habe er jetzt nach massivem Drängen eine E-Mail bekommen, dass das Geld in den nächsten drei bis fünf Tagen überwiesen werde.
„Die Gebühren zieht Amazon sofort ein, aber wenn es ein Problem gibt, unterstützen sie uns nicht“, schimpft Michael. Sie hätten Amazon aufgefordert, die mehr als 1000 Euro an Überziehungszinsen zu ersetzen, die in der Zwischenzeit aufgelaufen seien, aber der Marktplatzbetreiber habe sich geweigert.
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Die "Big Player" können es sich eben leisten, sich wie Popanz aufzuführen (und tun es offenbar leider auch).
Schon, damit die Dinge endlich einigermaßen ins Gleichgewicht kommen, wird es deshalb höchste Zeit, dass die g e s a m t e Bevölkerung in solchen Angelegenheiten ein Wörtchen mitzureden hat.