Ferran Reverter Was den Media-Markt-Chef an der Herausforderung beim FC Barcelona reizt

Der gebürtige Katalane führt künftig die Geschäfte des Fußballvereins FC Barcelona.
Düsseldorf Der Name „FC Barcelona“ hat immer noch einen legendären Klang. Doch ökonomisch betrachtet, gleicht der Sportklub einem Scherbenhaufen. Das Unternehmen drücken Schulden von rund 1,2 Milliarden Euro, allein im vergangenen Jahr hat es einen Verlust von knapp 100 Millionen Euro gemacht.
Doch Ferran Reverter sieht das als Herausforderung. Zum 1. Juli gibt der 48-Jährige sein Amt als Chef der Elektronikketten Media-Markt und Saturn auf und wechselt in die Rolle des CEOs beim wohl berühmtesten Fußballverein der Welt. Es war die erste Amtshandlung des am Montagabend neu gewählten Barca-Präsidenten Joan Laporta, diese Personalie zu verkünden.
Die Sanierung des Traditionsklubs ist eine Herkulesaufgabe, gerade in der Corona-Zeit. Und als wäre das alles nicht genug, sind gerade der Ex-Präsident des Klubs und der aktuelle CEO vorübergehend festgenommen worden, weil sie angeblich eine Firma beauftragt haben sollen, ihnen nicht genehme Spieler und Ex-Spieler im Netz zu diffamieren. Was bringt einen gestandenen Topmanager wie Reverter dazu, einen sicheren Job aufzugeben und sich in diese Untiefen zu begeben?
Der einfache Teil der Antwort lautet: Weil es buchstäblich naheliegend war. Reverter ist in Barcelona geboren, seine Familie wohnt dort, und er pendelt wöchentlich zwischen Ingolstadt und der katalanischen Hauptstadt. Außerdem ist er langjähriges Barca-Mitglied, einer seiner drei Söhne spielt in der Jugend des Vereins.
Da nimmt man es ihm schon ab, wenn er schwärmt: „Die Chance zu haben, die Zukunft des vielleicht größten und berühmtesten Vereins der Welt maßgeblich mitzugestalten, und das in meiner Heimatstadt, in der meine Familie lebt – diese Gelegenheit gibt es nur einmal im Leben.“
Aussicht auf weitreichende Freiheiten
Was ihm die Aufgabe leichter machen dürfte: Er kennt den neuen Präsidenten Laporta gut, der Anwalt hat ihn persönlich überredet, die Herausforderung anzunehmen. Damit ist er Kern eines Neuanfangs und dürfte weitreichende Freiheiten genießen, die Strukturen zu verändern, wie Laporte bereits andeutete.
Teil der Antwort ist aber auch: Nach mehr als 18 Jahren bei Media-Markt-Saturn sah der ehrgeizige Manager offenbar keine Chance mehr, bei dem Händler weiter aufzusteigen. Das Mutterunternehmen Ceconomy sucht schon seit Längerem einen neuen Konzernchef. Reverter war dabei nicht in der engeren Auswahl. Zugleich wird sein aktueller Job durch eine bevorstehende Umstrukturierung an Einfluss verlieren.
Dazu kam der Wechsel im Aufsichtsratsvorsitz: Jürgen Fitschen, der jahrelang bei allen internen Machtkämpfen die Hand über Reverter gehalten hatte, gab im Februar zur Hauptversammlung seinen Posten auf. Das Gremium führt jetzt der ehemalige Telekom-Finanzchef Thomas Dannenfeld, der sich direkt aktiv in die Suche nach einem neuen Konzernchef eingebracht hat.
Da war offenbar die Zeit für Reverter reif, einen Schnitt zu machen. „Jetzt freue ich mich auf einen neuen Abschnitt in meinem Leben“, sagte er. Doch eins wird sich wohl nicht ändern: Viel mehr Zeit dürfte er auch in seinem neuen Job nicht für die Familie haben.
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