Fintech Exporo-Gründer Simon Brunke will den Immobilienbesitz demokratisieren

Exporo ist bereits sein zweites Start-up.
Düsseldorf Die Immobilienbranche gilt bislang als kaum digitalisiert – davon will Simon Brunke, Gründer der Immobilieninvestmentplattform Exporo, profitieren. Das Fintech hat mit „Propvest“ eine neue Marke für seine Investment-Plattform gestartet, auf der Privatpersonen ihr Geld in Immobilien automatisiert anlegen können.
„Ich möchte das Verhalten der Menschen, wie sie in Immobilien investieren, verändern“, sagt Brunke. Der 41-Jährige will mit seinem Geschäftsmodell dafür sorgen, dass auch Menschen, die ansonsten nicht das Geld für eine Immobilie hätten, ihr Geld in Häuser oder Wohnungen anlegen können. Er wolle nicht weniger als den „Immobilienmarkt demokratisieren“, sagt der Unternehmer. Gemeinsam zum Großinvestor werden – das ist Brunkes Idee.
Exporo gehört zu den Crowdinvesting-Plattformen, die mit hohen Zinsen, festen Laufzeiten und niedrigen Mindestanlagen Kleinanleger ermuntern wollen, in Immobilien zu investieren. Eine Beteiligung sei schon ab einem Euro möglich. Damit unterscheiden sich die Plattformen vom traditionellen Immobilienmarkt mit seinen hohen Markteintrittsbarrieren: Wollen Anleger in einzelne Objekte investieren, müssen sie diese entweder kaufen oder zumindest einen größeren Betrag in einem geschlossenen Fonds unterbringen.
Bei Crowdinvesting-Plattformen wie Exporo, Klickown oder Bergfürst ist das anders. Der Markt für Schwarmfinanzierungen wächst seit Jahren: Lagen die Immobilien-Crowdinvestments in Deutschland im Jahr 2012 noch bei rund einer Million Euro, kamen sie 2019 bereits auf 314 Millionen Euro, wie das Branchenportal Crowdinvest.de errechnet hat. Zwar sanken die Investments im vergangenen Jahr coronabedingt auf 254 Millionen Euro, doch die Anbieter blicken angesichts neuer Produkte zuversichtlich in die Zukunft. Der Immobilienboom hält anscheinend weiter an – und die Preise klettern entsprechend in die Höhe.
Exporo-Gründer Brunke will mit zwei verschiedenen Marken seines Unternehmens antreten: „Propvest“ soll es Anlegern ermöglichen, in vermietete Bestandsimmobilien zu investieren und – ähnlich wie ein Eigentümer – von den Mieteinnahmen und der Wertsteigerung zu profitieren. Darüber hinaus können die Anleger – das ist das andere Angebot von Exporo – Geldbeträge automatisiert mithilfe eines Algorithmus in einen Immobilien-Sparplan anlegen. Das führt zu weniger Rendite, verringert aber auch das Risiko.
Propvest setzt auf tokenisierte Wertpapiere
„Propvest ist der erste Roboadvisor für Immobilienanlagen“, wirbt Brunke für sein Unternehmen. Dabei agiert Propvest komplett digital und setzt auf tokenisierte Wertpapiere. Über eine Blockchain zeichnen Anleger digitale Wertpapiere, die sie auf den Plattformen der Anbieter speichern können – ohne zwischengeschaltete Banken oder Verwahrstellen. Das spart Papier und Kosten.
„Um sicherzustellen, dass den Anlegern ein breites Angebot zur Verfügung steht, wollen wir mittelfristig bis zu zehn neue Bestandsimmobilien monatlich auf die Plattform bringen“, kündigt er an. Brunke spürt die Folgen der Coronakrise auch auf der Nachfrageseite – und macht aktuell einen Bogen um Hotel- und Gewerbeimmobilien.
Die bisherige Bilanz: Laut Website sind es aktuell 432 Bauprojekte, für die Exporo in den vergangenen sieben Jahren rund 823 Millionen Euro digital vermittelt hat. Das Geld stammt von insgesamt 31.000 Anlegern.
Gegründet hat Brunke, der an der privaten Fachhochschule für die Wirtschaft Hannover „Europäische Unternehmensführung“ studiert hat, das Unternehmen Exporo im Jahr 2014 mit seinen zwei Schulfreunden Julian Oertzen und Björn Maronde. Es war nicht sein erster Versuch in der Gründerwelt.
Während seines Studiums hatte Brunke eine klassische Versicherungsmakleragentur gestartet. Aus dem Betrieb entstand die Wirtschaftskanzlei AG (Wika AG) – ein Maklervertrieb mit rund 600 Mitarbeitern. 2011 verkaufte Brunke seine Anteile und schied zwei Jahre später aus dem Vorstand aus.
Exporo ist nun sein aktuelles Unternehmen. 2015, ein Jahr nach der Gründung, bekam Exporo erstes Wagniskapital: Ein privater Freund habe eine halbe Million Euro in die Firma gesteckt, erzählt Brunke. Später kamen weitere professionelle Investoren dazu, darunter e.ventures und Holtzbrinck Venture, die Summe addierte sich auf bislang 80 Millionen Euro an Venture-Capital.
Umsatzrückgang im Corona-Jahr 2020
Das Unternehmen zählt aktuell 150 Mitarbeiter und erzielt rund 19 Millionen Euro im Jahr. Nach einem Rückgang im Umsatz 2020 peilt Brunke die 19-Millionen-Umsatzhöhe von 2019 wieder an. Profitabel ist das Unternehmen bis heute nicht. Eine Zäsur markiert das laufende Jahr: Oertzen, einer der Mitgründer, hat das Unternehmen verlassen. Über die genauen Beweggründe schweigen die Unternehmer.
Das Geschäftsmodell von Exporo hat auch seine Kritiker. Vereinzelt kommt es bei den Bauvorhaben zu Pleiten, wie in diesem Sommer bei dem Immobilieninvestment „Wohnduo Rhein-Main“. Sechs Prozent jährliche Verzinsung ab einer Einlage von 100 Euro – das sollte Anleger anlocken. Das vorläufige Insolvenzverfahren wurde im August aufgehoben. Für die Anleger ein ungewünschter Nervenkitzel.
„Wir versuchen, Risiken zu minimieren, aber wir können sie nicht ganz ausschließen“, sagt Brunke. Von den mehr als 400 Bauvorhaben befänden sich aktuell drei in einer drohenden Insolvenz. „Natürlich war das für die Anleger nicht zufriedenstellend“, sagt der Firmenchef. Er stellt klar: 70 Prozent der Investments würden vorzeitig zurückgezahlt werden, ein kleiner Teil „on the date“, und der Rest verspätet – oder er falle ganz aus.
Als Hilfestellung für Anleger bewertet Exporo die Fundings mit einer Art Rating. Die Exporo-Klasse reicht von einem „AA“ als beste Einstufung bis zu einem „F“. Mit einem „C“ landete das Wohnduo Rhein-Main damals in der Mitte. „Noch ist die Insolvenzquote von Exporo bei mehr als 400 finanzierten Projekten vertretbar“, schreibt Fondanalyst Stefan Loipfinger auf der Plattform Investmentcheck.de.
Nachdem Brunke im schwierigen Corona-Jahr die Marketingkosten zurückfuhr, hat er nun mit Matthias Meusel einen renommierten Werber als Chief Growth Officer an Bord geholt. Der frühere Geschäftsführer der Werbeagentur Grey soll die Produkte in der breiten Massen bekannt machen. Meusel, der zuvor mehrere Jahre den Markenaufbau bei der Quirin-Privatbank verantwortet hat, sieht einige Parallelen zu seinem neuen Arbeitgeber. Auch er spricht von einer Demokratisierung der Geldanlage, die Exporo vorantreiben wolle.
Brunke will nicht nur das Marketing polieren, sondern auch bei der Technologie mehr Tempo machen. Eine App sei bis Ende des Jahres geplant. Das Unternehmen will die Plattform zudem bedienerfreundlicher gestalten. „Airbnb hat auf seiner Plattform beispielsweise eine ganz hohe Nutzerfreundlichkeit – da wollen wir auch hinkommen“, sagt Brunke.
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