Benachrichtigung aktivierenDürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafftErlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviertWir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
Anzeige
Flightradar24Die Allsehenden über den Wolken
Nach dem Verschwinden der Egypt-Air-Maschine war Flightradar24 eine der ersten Anlaufstellen für Redaktionen und Flugsicherungsbehörden. Wer steckt hinter dem schwedischen Start-up, das Flugzeugdaten weltweit abbildet?
Auf der Internetseite Flightradar24 ist die Flugroute bis zum Abbruch der Kommunikation nachgezeichnet. Diese endet abrupt über dem Mittelmeer zwischen Kreta, Zypern und dem ägyptischen Festland.
Stockholm Es dauerte nur wenige Minuten nach dem Verschwinden der Egypt-Air-Maschine vom Radarschirm bis in einem relativ kleinen Büro in der Stockholmer Innenstadt die Telefone heiß liefen. Redaktionen und einige Flugsicherungsbehörden wollten wissen, ob es Erkenntnisse zum Verschwinden des Airbus 320 über dem Mittelmeer gab. Es gab sie.
In dem kleinen Innenstadtbüro konnten die rund 20 Mitarbeiter des Stockholmer Start-ups Flightradar24 schnell die letzte bekannte Position der Maschine und die Daten zu den letzten Minuten bis zum Verschwinden liefern. Flightradar24 wertet die eingehenden Daten von Flugzeugen auf der ganzen Welt aus. So auch von der Egypt-Air, die am Donnerstag über dem Mittelmeer verschwand.
Flightradar24 hat sich binnen weniger Jahre zu der Informationsquelle entwickelt, wenn es um die derzeitige Position von Flugzeugen geht. Mit Hilfe von mehr als 10.000 Smartphone-kleinen Empfängern, die überall auf der Welt von Flug-Enthusiasten auf Dächern, Masten und Hügeln installiert wurden, wertet Flightradar24 Position, Höhe, Geschwindigkeit und viele weitere Daten von Flugzeugen aus. Was 2006 als Hobby begann, hat sich heute zu der erfolgreichsten Echtzeit-Flugradar-Seite auf der Welt entwickelt – mit mehr als 1,5 Millionen Nutzern täglich.
Das ist die Fluggesellschaft Egypt-Air
Egypt-Air ist die staatliche Fluggesellschaft Ägyptens. Die Airline ist seit 2008 Teil des internationalen Luftfahrtbündnis Star Alliance, zu dem auch die Lufthansa gehört.
Die Gesellschaft betreibt eine Flotte aus rund 80 Maschinen und fliegt vor allem mit modernen Flugzeugen der großen Hersteller Boeing und Airbus.
Das Durchschnittsalter der Flieger lag laut Egypt-Air zuletzt bei rund 10 Jahren. Damit liegt die Airline im üblichen Rahmen, bei der Lufthansa sind die Maschinen im Schnitt ein wenig älter, bei Emirates etwa deutlich jünger.
Das häufigste Muster ist die Boeing 737 mit 20 Flugzeugen, gefolgt vom Airbus A320 mit 13 Maschinen.
Die Fluglinie wurde im Mai 1932 gegründet und war nach eigenen Angaben damit die erste Airline im Nahen Osten und in Afrika.
In die Schlagzeilen geriet Egypt-Air Ende März, als ein Mann mit der Attrappe eines Sprengstoffgürtels einen Flieger nach Zypern entführte – die Tat hatte keinen terroristischen Hintergrund, niemand wurde verletzt.
Quelle: dpa
Ob beim Verschwinden der Malaysia Airlines MH 370 im März 2014, dem Abschuss der MH 17 über der Ostukraine ein paar Monate später, dem vom Co-Piloten absichtlich herbeigeführten Crash des Germanwings Airbus 4U9525 in den französischen Alpen – immer wird auf Daten des Stockholmer Start-ups zurückgegriffen.
„Die französische Flugsicherung BEA rief uns an, und wir lieferten natürlich alle wesentlichen Daten dieses Germanwings-Fluges“, sagt Flightradar24-Chef Fredrik Lindahl. Aufgrund der Daten konnten die Ermittler schnell herausfinden, dass der Co-Pilot den Autopiloten manipuliert hatte und den Airbus mit 150 Menschen an Bord absichtlich in ein Bergmassiv stürzen ließ.
Die Idee zu Flightradar24 kam den beiden Schweden Mikael Robertsson und Olov Lindberg vor zehn Jahren. Damals betrieben beide eine Reise-Preisvergleichsseite. „Wir überlegten, wie wir mehr Leute auf unsere Seite locken konnten“, erinnert sich Robertsson. Die beiden Flug-Enthusiasten kamen auf die Idee, Ankunfts- und Abflugzeiten des Stockholmer Flughafens Arlanda auf ihrer Seite zu veröffentlichen.
Absturz, Anschlag, Entführung – Dramen in Ägyptens Luftverkehr
Ein Airbus der ägyptischen Gesellschaft Egyptair wird auf einem Inlandsflug von Alexandria nach Kairo entführt und landet auf dem Flughafen von Larnaka auf Zypern. Stunden später lässt der ägyptische Luftpirat alle Geiseln frei und gibt auf. Unklarheit herrscht bis zuletzt über das Tatmotiv. Zyprische Regierungsvertreter schließen einen Terrorhintergrund aus.
Ein russischer Airbus stürzt nach dem Start vom Badeort Scharm el Scheich über der Sinai-Halbinsel ab. Alle 224 Insassen kommen ums Leben. Eine ägyptische Untersuchungskommission erklärt im Dezember, sie sehe keine Hinweise auf einen Terrorakt. Russland geht jedoch weiterhin von einem Anschlag aus. Auch Regierungen im Westen erklären, ein Attentat sei wahrscheinlich. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekennt sich zu einem Anschlag.
Beim Absturz einer militärischen Transportmaschine nahe der Oase Al-Fajumin südöstlich von Kairo werden sechs Soldaten getötet. Als Ursache nennt ein Armeesprecher technische Defekte.
Sicherheitskräfte am Flughafen Kairo finden an Bord eines libyschen Flugzeuges eine Gasbombe. Der Sprengsatz wird entschärft. Wäre er explodiert, hätte es eine „Katastrophe“ gegeben, sagt ein Flughafensprecher. Die Maschine war mit der Bombe im Handtuch-Fach der Bordtoilette von Tripolis nach Kairo geflogen.
Beim Absturz einer Boeing 737 der ägyptischen Gesellschaft Flash Airlines über dem Roten Meer vor Scharm el Scheich kommen alle 148 Insassen ums Leben, darunter 135 Urlauber aus Frankreich. Als Ursachen für das Unglück gelten eine technische Panne kurz nach dem Start und Sicherheitsmängel der Billig-Airline.
Vor der US-Ostküste wird eine Boeing 767 der Egyptair mit 217 Menschen an Bord vermisst. Radardaten ergeben, dass die Maschine aus 10 000 Metern auf die halbe Höhe absackte, wieder auf 7300 Meter hochkam und schließlich in die See stürzte. US-Ermittler vermuten, dass der ägyptische Ersatzpilot die Maschine in Selbstmordabsicht abstürzen ließ. Niemand überlebt.
Dazu bastelten sie sich zwei recht einfache ADS-B-Empfänger, die sie auf den Dächern ihrer Häuser im Norden und Süden der schwedischen Metropole installierten. So konnten sie – noch in einem sehr kleinen Umfang – die Positionsdaten von Flugzeugen von und nach Stockholm empfangen. ADS-B (Automated Dependent Surveillance-B) ist ein System, das in immer mehr Flugzeugen installiert ist und das Rufzeichen, die Position, Höhe und einige Instrumentendaten sendet. Auch Abflug- und Ankunftsflughäfen werden übermittelt. Derzeit können die Fluggesellschaften noch selbst entscheiden, ob sie das System in ihren Maschinen installieren, doch ab 2020 wird es obligatorisch. Und schon heute sind über 80 Prozent aller Flugzeuge in Europa mit dem System ausgerüstet.