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Flugausfälle Piloten-Revolte bedroht „Existenz der Air Berlin“

Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin streicht rund 100 Flüge „aus operativen Gründen“. Viele Piloten haben sich offenbar krankgemeldet. Die Airline fürchtet einen Millionenschaden – und bangt um ihre Existenz.
12.09.2017 Update: 12.09.2017 - 14:25 Uhr 3 Kommentare

Kundenvertrauen im Sturzflug – Flugausfälle nach Krankmeldungen

Düsseldorf Air Berlin sieht ihre Rettung durch Krankmeldungen vieler Piloten in Gefahr. Denn mitten im Verkaufsprozess musste die insolvente Fluggesellschaft am Dienstag rund 100 Flüge streichen und dürfte damit weiteres Vertrauen bei ihren Kunden verloren haben. „Heute ist ein Tag, der die Existenz der Air Berlin bedroht“, schrieb Flottenchef Oliver Iffert in einem Brief an die Belegschaft, der der Nachrichtenagentur Reuters vorlag.

Tausende von Passagieren würden vergeblich auf ihren Abflug warten. Viele Kunden machten ihrem Ärger in den Sozialen Netzwerken Luft. „In einem schlechteren Licht kann ein Unternehmen gar nicht dastehen als die Air Berlin am heutigen Tage“, schrieb Iffert. Am Freitag läuft die Frist für Angebote für die insolvente Fluglinie aus.

Der Grund für die Flugstreichungen sei eindeutig, erklärte Air Berlin: „Es gibt heute rund 200 Krankmeldungen im Cockpit, vor allem von Kapitänen.“ Die „Bild“-Zeitung berichtete, Hintergrund sei, dass am Montag Verhandlungen zum Übergang von 1200 der 1500 Air-Berlin-Piloten auf den potenziellen neuen Käufer von der Geschäftsführung abgebrochen worden seien.

Die spektakulärsten Airline-Pleiten
2017: Air Berlin
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Mit Air Berlin hat die zweitgrößte Airline Deutschlands Insolvenz angemeldet. Die Pleite bahnte sich seit längerem an: Das Unternehmen mit rund 8.600 Beschäftigten schrieb seit Jahren Verluste und hielt sich hauptsächlich durch Finanzspritzen ihres Großaktionärs Etihad noch in der Luft. Am Freitag drehte die nationale Airline der Vereinigten Arabischen Emirate den Berlinern aber den Geldhahn zu. Mit dem Kredit von 150 Millionen Euro stellt nun der Bund den Flugbetrieb vorerst sicher.

(Foto: dpa)
Harter Wettbewerb
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Air Berlin ist kein Einzelfall. Die goldenen Zeiten der Luftfahrt sind seit der Liberalisierung des Marktes, die in den 1980er-Jahren einsetzte, vorbei. Seitdem regiert ein knallharter Wettbewerb die Lüfte. Auch die Branchenkrise nach den Anschlägen des 11. September 2001 und das Aufkommen der Billigflieger sorgen dafür, dass viele bekannte Airlines in die Pleite gerutscht sind.

(Foto: dpa)
1991: Pan American Airways
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Wie kein zweites Unternehmen stand „Pan Am“ für das glamouröse Jet-Zeitalter. 1927 flogen die ersten Postflugzeuge unter dem Namen zwischen Florida und Havanna. Schnell wurde das Unternehmen zu einer der größten US-Fluggesellschaften. Die Airline war eine der ersten, die Interkontinentalflüge anbot, und setzte zahlreiche Standards in der zivilen Luftfahrt. Das blau-weiße „meatball“-Logo von Pan American genießt bis heute Kultstatus.

(Foto: Imago)
1991: Pan American Airways
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In den 1980er-Jahren begann der Stern von Pan Am zu sinken. Durch die Deregulierung des US-Marktes kamen zahlreiche Konkurrenten auf. 1988 wurde über dem schottischen Lockerbie eine Maschine durch einen Terroranschlag zum Absturz gebracht, was das Vertrauen der Öffentlichkeit erschütterte. 1991 folgte die Übernahme durch Delta Air Lines.

(Foto: Imago)
1992, 1995 und 2001: Trans World Airlines
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Auch TWA gehörte zu den Pionieren der Luftfahrt. Gegründet 1930 als „Transcontinental and Western Air“, machte der exzentrische Milliardär Howard Hughes („The Aviator“) das Unternehmen zur zeitweise größten Airline der Welt. Hinter Pan Am war TWA die inoffiziell zweite Flaggschiff-Gesellschaft der USA. 1985 kaufte der Investor Carl Icahn TWA.

(Foto: Imago)
1992, 1995 und 2001: Trans World Airlines
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In den 1990er-Jahren musste TWA zwei Mal in kurzer Folge Gläubigerschutz beantragen. 1996 starben beim Absturz einer Boeing 747 über dem Atlantik 230 Menschen. Die stark geschrumpfte Airline kam 2001 wieder in finanzielle Schwierigkeiten und wurde von Konkurrent American Airlines übernommen.

(Foto: picture alliance)
2001: SwissAir
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1931 gegründet galt die Airline wegen ihrer finanziellen Stabilität lange als „fliegende Bank“. Aufgrund der politischen Neutralität der Schweiz konnte SwissAir zahlreiche lukrative Ziele in Afrika und im Nahen Osten anfliegen.

(Foto: picture alliance)

Ein Air-Berlin-Sprecher dementierte dies allerdings. Vielmehr gebe es am Dienstag Gespräche mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Die Gewerkschaft erklärte, sie habe Piloten nicht dazu aufgerufen, sich krankzumelden. Sozialplanverhandlungen über einen geregelten Übergang des Personals seien der einzige Weg, um viele Jobs zu erhalten.

In einer internen Mitteilung der Air Berlin, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, wählte Oliver Iffert, der den Flugbetrieb steuert, deutliche Worte: „Heute ist ein Tag, der die Existenz der Air Berlin bedroht.“ Für die Verhandlungen mit Interessenten über eine Übernahme von Teilen des Unternehmens seien die Ausfälle „pures Gift“, ebenso für das Ziel, dabei so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.

Flugausfälle kosten Millionen

Die „Bild“-Zeitung hatte zuvor über eine „Piloten-Revolte“ berichtet. Grund dafür soll dem Bericht zufolge eine Auseinandersetzung über den Übergang von Piloten der insolventen Airline auf den potenziellen neuen Käufer sein.

Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, weil der Großaktionär Etihad den Geldhahn zudrehte. Nun lotet der Sachwalter Lucas Flöther zusammen mit dem Management Lösungen für eine Sanierung aus. Interessenten können ihre Angebote bis zum 15. September abgeben. Eine Entscheidung über den Verkauf der Airline als Ganzes oder Teile davon könnte kurz danach fallen.

„Unser Ziel ist, dass wir bereits im Gläubigerausschuss am 21. September zu konkreten Entscheidungen kommen“, schrieb Chief Operations Officer (COO) Iffert. Deshalb seien die „heutigen Ereignisse pures Gift.“ Der Generalbevollmächtigte des Unternehmens, Frank Kebekus, ergänzte: „Wenn sich die Situation nicht kurzfristig ändert, werden wir den Betrieb und damit jegliche Sanierungsbemühungen einstellen müssen.

Die Flugausfälle könnte zu einem Verlust zwischen vier und fünf Millionen Euro führen, sagte ein Brancheninsider. Darüber hatten auch die B.Z. und „Bild“-Zeitung berichtet. Konzernchef Thomas Winkelmann sagte nur: „Der heutige Tag kostet uns mehrere Millionen Euro.“ Die Airline müsse nun schnellstmöglich wieder zu stabilen Betriebsabläufen zurückfinden, mahnte Flottenchef Iffert. „Das ist die zwingende Voraussetzung dafür, die laufenden Verhandlungen mit den Investoren zu einem positiven Abschluss zu bringen.“ Alles andere gefährde das Ziel, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.

Grüne kritisieren „Chaos“ bei Air Berlin
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3 Kommentare zu "Flugausfälle: Piloten-Revolte bedroht „Existenz der Air Berlin“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Bei 250 Krankmeldungen ist das Arbeitsverweigerung und "kein operativer" schön gefärbter Grund.

    Aber so funktioniert Deutschland zwischenzeitlich oder besser gesagt wie lange noch sind wir Weltmeister?

  • Bekanntes Spiel. Für mich ist das Arbeitsverweigerung zu Lasten der Passagiere, die eine Zahlung geleistet haben und dafür keine Leistung erhalten werden. Anscheinend gilt die Leistungsverweigung auch für andere Geschäftsbereiche der air berlin. Wir warten seit nunmehr 16 Tagen auf ein Gepäckstück. air berlin reagiert nicht auf Anfragen unsererseits. Und wer schreibt denn diese Piloten krank? Wie gesagt, bekanntes Spiel.

  • Es ist schrecklich aufreibend für die Mitarbeiter, wenn die Zukunft so unsicher ist.
    Und dann erfährt man auch noch von Spaß - Bietern wie Wöhrl, der bis zu 500 Mio bieten will und über Investoren erst gerade mal 50 Mio eingesammelt hat. Wie viel legt Herr Wöhrl aus eigener Tasche hin?

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