Flugbegleitergewerkschaft Die UFO kämpft gegen viele Probleme – Jetzt kommt auch der Verdacht der Untreue dazu

Die Flugbegleitergewerkschaft UFO gerät zunehmend in Turbulenzen.
Frankfurt Die Flugbegleitergewerkschaft UFO gerät zunehmend in Turbulenzen. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue gegen Verantwortliche der Spartengewerkschaft aufgenommen, wie eine Justizsprecherin am Montag bestätigte. Nähere Einzelheiten oder Namen von Beschuldigten nannte sie nicht. Zuerst hatte die „Welt am Sonntag“ über die Ermittlungen berichtet.
Bei der UFO gibt es seit Monaten einen internen Führungsstreit, in dessen Verlauf der damalige Vorsitzende Alexander Behrens sein Amt räumen musste. Ihm waren unter anderem überhöhte Spesenabrechnungen sowie die Nutzung von UFO-Kreditkarten für private Zwecke vorgeworfen worden.
Der wieder an die Spitze der Gewerkschaft zurückgekehrte Nicoley Baublies erklärte am Montag, dass man mitten in der Aufarbeitung der finanziellen Vorgänge und Abschlüsse stecke. Er wisse nicht, ob auch er zu den Beschuldigten gehöre, sagte Baublies, der selbst seit 2012 dem UFO-Vorstand angehört.
Er gehe aber davon aus, dass sich das Ermittlungsverfahren um das Fehlverhalten der früheren Führung drehe: „Wir haben keine Anhaltspunkte für andere Verdachtsmomente.“ Die Gewerkschaft liegt auch mit der Lufthansa im Clinch. Der Dax-Konzern hatte von der Gewerkschaft wie auch von mehreren Funktionären persönlich einen hohen sechsstelligen Betrag zurückgefordert, der in den vergangenen vier Jahren als Gehalt gezahlt wurde.
Es geht um Zahlungen von insgesamt mehr als 800 000 Euro an die hauptamtlich bei der Gewerkschaft Angestellten Behrens und Baublies sowie an den Tarifexperten Daniel Flohr. Lufthansa hat nach eigenen Angaben interne Ermittlungen aufgenommen, aber noch nicht über das weitere Vorgehen berichtet.
Der Untreueverdacht ist nicht das einzige Problem
Für die UFO kommt es damit gerade richtig dick. Denn die Spartengewerkschaft hat zudem noch mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Ein Controlling gab es viele Jahre bei der als Verein organisierten Gewerkschaft nicht. Es herrschte Wildwuchs bei den Ausgaben. Die Folge: 2017 betrug das Minus laut Unterlagen, die dem Handelsblatt vorliegen, gut 570.000 Euro, für 2018 wird sich der Fehlbetrag wohl sogar auf 700.000 Euro summieren.
„Wenn die UFO finanziell einfach so weitergemacht hätte wie in der jüngsten Vergangenheit, wäre es für uns irgendwann allerdings eng geworden“, hatte Baublies kürzlich gegenüber dem Handelsblatt eingeräumt. Aber man sei nicht unterfinanziert.
Es seien auch viele Sondereffekte, die die Bilanz belastet haben – etwa Aufwendungen für viele Kündigungsschutzklagen im Zuge der Pleite von Air Berlin oder auch zur Beilegung des internen Konflikts im Vorstand. „Wir haben Gegenmaßnahmen ergriffen und sind in jeder Hinsicht handlungsfähig.“
Doch auch der Streit mit Lufthansa um Gehälter, die während der Freistellungen weitergezahlt wurden, ist ein heikles Thema für einzelne Ufo-Funktionäre und die Lufthansa. Denn der Fall könnte den Verdacht wecken, Lufthansa habe bei der Gewerkschaft an der einen oder anderen Stelle für Wohlverhalten sorgen wollen. Bei Lufthansa untersucht deshalb eine fünfköpfige Kommission die Vorgänge.
Mitglieder sind Stephan Zilles, General Counsel des Konzerns, Janna Schumacher, die Leiterin Arbeitsrecht, Dietmar Silbernagel von der Konzernrevision sowie die beiden externen Anwälte Malte Cordes und Thomas Ubber von Allen Overy.
Baublies hatte kürzlich gegenüber dem Handelsblatt jeglichen Verdacht der Korruption vehement dementiert. „Die Ufo wurde niemals bestochen, Lufthansa hat das auch niemals versucht, ganz im Gegenteil“, sagte er und ergänzte: „Vielmehr hat uns die Lufthansa jahrelang mit immer neuen Forderungen und abgesagten Schlichtungen geärgert, was uns und die Kollegen eher geschadet und auch viel Geld gekostet hat.“
Auch bei Lufthansa wird dem Verdacht widersprochen. „Aus unserer Sicht haben die Gehaltszahlungen an Lufthansa-Kabinenmitarbeiter, die zugleich ein Amt als Funktionäre der Ufo ausüben, die Unabhängigkeit der Gewerkschaft zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt“, erklärte der Konzern jüngst auf Anfrage des Handelsblatts.
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