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Fluggesellschaft Insolvente Alitalia soll 900 Millionen Euro zurückzahlen

Die Airline hat laut der EU-Wettbewerbshüter rechtswidrige Staatsbeihilfen erhalten. Es ist das nächste dunkle Kapitel in der Geschichte Alitalias – und das kurz vor dem geplanten Neustart.
10.09.2021 Update: 10.09.2021 - 19:00 Uhr Kommentieren
Italien hat die seit Jahren auf Staatshilfe angewiesene Fluggesellschaft immer wieder mit Finanzspritzen gestützt. Quelle: Reuters
Alitalia-Maschinen am internationalen Flughafen in Rom

Italien hat die seit Jahren auf Staatshilfe angewiesene Fluggesellschaft immer wieder mit Finanzspritzen gestützt.

(Foto: Reuters)

Rom Noch knapp einen Monat, dann soll Ita in die Lüfte starten. Schon jetzt prangt das neue Airline-Kürzel auf einigen alten Alitalia-Maschinen, fürs Umlackieren aber bleibt keine Zeit mehr. Auch die Homepage von „Italia Trasporto Aereo“ – die ersten Flüge sind schon buchbar – erinnert sehr stark an den Vorgänger, selbst die Schriftart ist die gleiche. Dabei sollte Ita eigentlich ein kompletter Neuanfang sein.

Kurz vor dem Neustart wird die italienische Airline nun auch noch finanziell von der Vergangenheit eingeholt: Laut den Wettbewerbshütern der EU-Kommission soll Alitalia rechtswidrige Beihilfen in Höhe von 900 Millionen Euro erhalten haben. Jahrelang hat der italienische Staat immer wieder Geld in die dauerhaft kurz vor der Pleite schwebende Fluggesellschaft gesteckt.

Die Regierung müsse das Geld nun von Alitalia zurückfordern – zuzüglich Zinsen, wie die Brüsseler Behörde am Freitag erklärte. Nur so könnte zur Wiederherstellung von fairen Wettbewerbsbedingungen in Europas Luftverkehr beigetragen werden, erklärte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

Es geht demnach um Zahlungen aus Mai 2017. Damals soll Alitalia vom Staat ein 600 Millionen Euro schweres Darlehen bekommen haben, nur wenige Monate später kamen noch einmal 300 Millionen Euro dazu.

Monatelang hatte die italienische Regierung mit Brüssel um die Nachfolge-Airline gerungen. Eigentlich sollte sie schon im April starten, dann wurde wieder alles verschoben. Erst Mitte Juli gab die EU-Kommission grünes Licht für Ita, die den reinen Flugbetrieb übernimmt – ansonsten aber losgelöst ist von der Vorgängerin. Daher muss die neue Gesellschaft auch nicht die 900 Millionen aufbringen, sie gilt nicht als „wirtschaftlicher Nachfolger“ Alitalias. Trotzdem ist die Nachricht das nächste dunkle Kapitel einer jahrelangen Geschichte des Misserfolgs.

Alitalia macht seit dem Jahr 2008 Verluste

Seit 2008 soll Alitalia Verluste eingefahren haben, seit 2017 ist sie insolvent. 2019 schoss Italien weitere 400 Millionen Euro zu. In der Pandemie musste der Staat mit drei Milliarden Corona-Hilfen zur Seite springen.

Sterben lassen wollte aber keine von Italiens Regierungen den Carrier. Zu wichtig schien das Prestige einer nationalen Fluggesellschaft, eines fliegenden Symbols, mit dem seit 40 Jahren selbst der Papst durch die Welt kutschiert wurde – immer mit zwei Maschinen, falls mal eine ausfallen sollte.

Schon länger galt Alitalia unter Branchenkennern nicht mehr als allein überlebensfähig. Doch die nationalen Egoismen überwogen. Immer wieder galt die Lufthansa als potenzieller Käufer. Doch eine Übernahme aus Deutschland lehnte Rom bislang kategorisch ab.

Und selbst Etihad, die mit Staatsgeldern bestens ausgestattete Airline aus Abu Dhabi, konnte die Italiener nicht retten: 2015 übernahm die Fluggesellschaft aus dem Emirat 49 Prozent der Anteile, wollte damals mit anderen europäischen Airlines wie der deutschen Airberlin ein Zubringer-Netzwerk in die Wüste aufbauen, um ihre Großraumflugzeuge Richtung Asien zu füllen. Nur zwei Jahre später drehte Etihad den Geldhahn wieder ab, kurz darauf geriet Alitalia – ähnlich wie kurze Zeit später Airberlin – in die Insolvenz.

Ita wird vorerst nur 2800 Mitarbeiter haben

Ita, die neue Airline, vorerst auch zu 100 Prozent in Staatsbesitz, wird deutlich schlanker sein als der alte Koloss. 2800 Mitarbeiter wird Ita nur einstellen – Alitalia hatte zuletzt mehr als 10.000 Beschäftigte. Auf die neuen Stellen sollen sich fast 30.000 Kandidaten beworben haben.

Ita darf nicht automatisch altes Alitalia-Personal übernehmen, alle Stellen werden neu ausgeschrieben. Die meisten Alitalia-Mitarbeiter, von denen derzeit wegen Corona noch knapp 7000 in Kurzarbeit sind, werden daher bald ihre Kündigungen erhalten.

Anders als Alitalia bietet die neue Gesellschaft aber nicht den branchenüblichen Tarifvertrag an. Laut Brancheninsidern sollen die Löhne 15 bis 20 Prozent unter dem Alitalia-Niveau liegen. Immer wieder kam es zuletzt zu Demonstrationen von Alitalia-Mitarbeitern – bisher vergeblich: Es soll noch keine Einigung über den neuen Vertrag mit den Gewerkschaften geben.

Auch fast die Hälfte der Flugzeuge wird Ita aufgeben. Alitalia betreibt heute 89 Maschinen, Itas Flotte wird gerade einmal 52 umfassen – davon 45 Flieger für die Mittelstrecke und nur neun für die Langstrecke. Schon im nächsten Jahr soll die Flotte aber auf 78 Maschinen wachsen, bis 2025 soll auch die Belegschaft auf mindestens 5500 ausgebaut werden. Was wohl bleiben wird: die Mitgliedschaft in der Airlineallianz Skyteam, zu der auch die US-Gesellschaft Delta sowie Airfrance/KLM gehören.

Das letzte Alitalia-Kapitel ist das indes noch nicht. Auch die 400 Millionen Euro Staatshilfe aus 2019 sind gerade noch in der Prüfung durch die EU-Kommission. Auch hier könnten Vestagers Leute am Ende eine Rechtswidrigkeit sehen. „Die Untersuchung ist im Gange“, sagte die EU-Kommissarin. „Wir gehen davon aus, in Kürze eine endgültige Entscheidung zu treffen.“

Mehr: Alitalia-Nachfolgerin Ita erhält Lizenzen – Ticketverkauf kann starten

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