Fluggesellschaften Air-Berlin-Insolvenz eröffnet – Lufthansa beantragt Übernahme

Für Air Berlin startet nun das Insolvenzverfahren.
Frankfurt Die Lufthansa hat die geplante Übernahme großer Teile des Konkurrenten Air Berlin zur kartellrechtlichen Überprüfung in Brüssel angemeldet. Die entsprechenden Unterlagen seien am Dienstag bei der EU-Kommission eingereicht worden, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch in Frankfurt. Man rechne noch im Dezember mit einer Entscheidung.
Lufthansa will mit den Teilgesellschaften LG Walter und Niki für 210 Millionen Euro einen beträchtlichen Teil des Air-Berlin-Flugbetriebs mit 81 Jets und den dazugehörigen Verkehrsrechten übernehmen. Wegen der Dimension des Geschäfts müssen die Folgen für den Wettbewerb auf europäischer Ebene überprüft werden. Neben der Lufthansa will auch die britische Easyjet einen Teil der insolventen Air Berlin erwerben.
Zuständig auf EU-Ebene ist Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Sie hat bereits angedeutet, dass Lufthansa möglicherweise einige Strecken abgeben muss. Das deutsche Kartellamt wird das Brüsseler Verfahren begleiten.
Die EU-Kommission prüft auf Grundlage der europäischen Fusionskontrollverordnung, ob ein Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung erlangt. Nach der offiziellen Anmeldung von Übernahmeplänen hat die Kommission erst einmal 25 Arbeitstage Zeit, das Geschäft abzuklopfen. Haben die Experten wettbewerbsrechtliche Bedenken, können sie vertieft prüfen. Dann wären noch einmal 90 Arbeitstage Zeit. Bis zum Abschluss liegt das Geschäft auf Eis.
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Das Amtsgericht Charlottenburg hat am Mittwoch das Insolvenzfahren über die einzelnen Gesellschaften von Air Berlin eröffnet. Das Gericht habe ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angeordnet, teilte die Fluggesellschaft mit. Das Gericht habe festgestellt, dass die Kommanditgesellschaft zahlungsunfähig und zugleich überschuldet sei.
Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft hatte am 27. Oktober den Betrieb eingestellt, nachdem Mitte August mangels weiterer Finanzspritzen vom Großaktionär Etihad Airways die Pleite bei Gericht gemeldet werden musste.
Mit einem Überbrückungskredit vom Staat über 150 Millionen Euro im Rücken konnte sich das Unternehmen so lange in der Luft halten, bis für einen großen Teil des Flugbetriebs Kaufverträge mit der Lufthansa und dem britischen Billigflieger Easyjet geschlossen waren. Einen Teil des Wartungsgeschäfts übernimmt die Bietergemeinschaft Zeitfracht/Nayak.
Damit haben gut 4.300 der rund 8.000 Beschäftigten gute Aussichten auf einen neuen Arbeitsplatz. Etwa 1.750 Beschäftigte des Bodenpersonals und der Technik können in Transfergesellschaften nach neuen Arbeitgebern suchen. Hunderte Mitarbeiter verließen Air Berlin bereits in den vergangenen Monaten. Ein kleines Team wird die Insolvenz abwickeln, was mehrere Jahre dauern kann.
Der bisher vorläufige Sachwalter Lucas Flöther werde das Insolvenzverfahren weiterführen, so Air Berlin. Gläubiger könnten ihre Forderungen schriftlich bis zum 1. Februar bei ihm anmelden. Der Gläubigerausschuss, der über die Verträge mit Lufthansa und Easyjet zu entscheiden hatte, bleibt bis zur ersten Gläubigerversammlung am 24. Januar im Amt.
Air Berlin hat unterdessen eine ausstehende Gebühr am isländischen Flughafen Keflavik am Montag beglichen, erklärte ein Sprecher des Flughafens. Damit kann ein in Island festgehaltener Jet jetzt nach Hause geholt werden. Am Abend wurde die Maschine am Flughafen Berlin Schönefeld zurückerwartet.
Der Airport in Island hatte vor knapp zwei Wochen wegen der unbezahlten Rechnung den Flieger nicht in Richtung Düsseldorf abheben lassen, die Passagiere mussten mit einer anderen Maschine nach Deutschland fliegen.
Air Berlin wurde 1978 gegründet und feierte am 28. April 1979 den Erstflug von Berlin nach Mallorca. Kritiker machten eine zu schnelle Expansion und ein verfehltes Geschäftsmodell für das Scheitern der Fluggesellschaft verantwortlich. Demnach wurde Air Berlin im Konkurrenzkampf mit Billigfliegern auf der einen Seite und Premium-Airlines wie der Lufthansa auf der anderen Seite zerrieben.
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