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Flughafen Kassel Regional-Airport bleibt im Winter ohne Flüge

Der Flughafen Kassel will einfach nicht flügge werden. Im kommenden Winter wird wohl kein einziger Linienflug in Nordhessen abheben. Derweil tobt das politische Intrigenspiel rund um den kriselnden Regionalairport.
09.06.2016 - 12:40 Uhr

Regionalflughäfen schreiben Verluste

Kassel Vom umstrittenen Regionalflughafen Kassel werden im Winter keine regelmäßigen Ferienflieger mehr starten. Der Flughafen habe in Verhandlungen mit mehreren Fluggesellschaften das geforderte finanzielle Risiko nicht tragen können, sagte Flughafenchef Ralf Schustereder am Donnerstag. Einzelne Sonderflüge sowie Frachtflüge seien aber ganzjährig geplant.

Die von der hessischen Landesregierung geforderte Reduzierung des Defizits von zehn Prozent pro Jahr werde dennoch erreicht, da das Soll für 2015 übererfüllt worden sei. Nach 8,1 Millionen Miesen im Jahr 2014 war das Minus im vergangenen Jahr auf rund 6,1 Millionen Euro zurückgegangen. Im Sommer bietet die Fluggesellschaft Germania noch regelmäßige Flüge nach Kreta, Antalya und Palma de Mallorca an.

Schon seit einiger Zeit läuft das politische Intrigenspiel rund um den Airport auf Hochtouren. Gegen den Flughafenchef Schustereder ermittelt die Staatsanwaltschaft nach einer Anzeige, er habe als Airport-Chef einer früheren Assistentin aus seiner Zeit in Kairo eine Reise nach Deutschland finanziert. Schustereder will sich auf Anfrage nicht zum laufenden Verfahren äußern, aber in Kreisen der hessischen Landesregierung vermutet der eine oder andere eine gezielte Kampagne gegen den Manager.

Denn der hat klargemacht, dass die hochfliegenden Pläne mit dem 2013 eröffneten Flughafen nur noch Makulatur sind. 600.000 Fluggäste sollten in Kassel starten, 2015 waren es gerade einmal 65.000. Viele Regional- und Lokalpolitiker wollen das aber nicht hören. Sie kämpfen für einen Erhalt des Flughafens.

Doch die schwarz-grüne Landesregierung hat sich vorgenommen, den Betrieb 2017 zu evaluieren und Kassel im Zweifel zum einfachen Verkehrslandeplatz zurückzustufen. Ein Sprecher des hessischen Finanzministers Thomas Schäfer (CDU) bestätigte auf Anfrage, dass eine Entscheidung über die Zukunft des Airports noch vor der Landtagswahl 2018 fallen soll. Mit Investoren werde derzeit aber nicht gesprochen.

Wo Deutschland fliegt
Flughafen Frankfurt-Hahn
1 von 16

Fluggäste 2015: 2,6 Millionen

2014: 2,38 Millionen

Zuwachs: ca. 9 Prozent

Noch ein Ryanair-abhängiger Flughafen: Der Hunsrück-Airport Frankfurt-Hahn hat nach eigener Prognose 2015 bei den Passagieren wieder zugelegt. Unter dem Strich bleiben die Ergebniszahlen für den krisengeschüttelten Regionalflughafen dennoch wohl tiefrot. In seiner Hochphase hatte der Hahn mehr als vier Millionen Passagiere. Jetzt übernimmt ein Investor aus China hier das Ruder.

(Foto: dpa)
Flughafen Tegel (Berlin)
2 von 16

Fluggäste 2015: 21,01 Millionen

2014: 20,69 Millionen

Zuwachs: 1,5 Prozent

Der neue Hauptstadtflughafen BER lässt weiterhin auf sich warten. Die zwei aktuellen Berliner Airports arbeiten daher seit Jahren an der Kapazitätsgrenze – und können sich kaum weiter steigern. Der Stadt-Flughafen Tegel legt 2015 gegenüber dem Vorjahr dennoch leicht zu. Doch viel mehr Passagiere sind kaum möglich.

(Foto: Reuters)
Flughafen Schönefeld (Berlin)
3 von 16

Fluggäste 2015: 8,53 Millionen

2014: 7,29 Millionen

Zuwachs: 16,9 Prozent

Auch der frühere DDR-Zentralflughafen Schönefeld boomt: 2015 wurden rund 1,2 Millionen Fluggäste mehr abgefertigt. 2016 soll die Passagierzahl an den Altflughäfen Tegel und Schönefeld insgesamt erstmals über 30 Millionen liegen. Das stellt den BER vor ein Problem, denn das sind deutlich mehr, als der noch nicht eröffnete Airport zunächst bewältigen kann. Der neue Hauptstadtflughafen soll Ende 2017 in Betrieb gehen und fasst in seiner jetzigen Form zum Start 22, später 27 Millionen Passagiere pro Jahr. Anders als ursprünglich geplant sollen daher die benachbarten alten Schönefelder Terminals ausgebaut und über 2017 hinaus zunächst in Betrieb bleiben.

(Foto: dpa)
Flughafen Düsseldorf
4 von 16

Fluggäste 2015: 22,45 Millionen

2014: 21,85 Millionen

Zuwachs: 3,2 Prozent

Auch der Düsseldorfer Flughafen kann bei den Passagierzahlen zulegen. Er ist der drittgrößte Flughafen Deutschlands und der größte von Nordrhein-Westfalen. 1996 kam es in Folge von Schweißarbeiten zu einem Großbrand, bei dem 17 Menschen starben und 88 verletzt wurden. Nach der Brandkatstrophe wurde umfangreichen neugebaut und saniert.

(Foto: dpa)
Flughafen Köln-Bonn
5 von 16

Fluggäste 2015: 10,3 Millionen

2014: 9,5 Millionen

Zuwachs: 9,4 Prozent

Der Flughafen Köln-Bonn ist die Heimat der neuen Lufthansa-Billigtochter Eurowings. Von hier aus bietet die Airline seit November 2015 auch Low-Cost-Langstreckenflüge an. 2015 legte Köln-Bonn noch einmal ordentlich zu und durchbrach die Zehn-Millionen-Marke bei den Passagieren. Besonders groß war der Zuwachs im letzten Quartal. „Wir setzen sehr konsequent auf Low-Cost-Verkehre. Ich denke, der Erfolg gibt uns Recht“, sagte Flughafenchef Michael Garvens. 2016 soll die Zahl der Fluggäste erstmals über elf Millionen steigen.

(Foto: dpa)
Flughafen Hamburg
6 von 16

Fluggäste 2015: 15,6 Millionen

2014: 14,76 Millionen

Zuwachs: 5,8 Prozent

Der Flughafen Hamburger steigert sich weiter und profitiert dabei vor allem vom Trend zu größeren Flugzeugen. Die Zahl der Starts und Landungen lag laut Airport 2015 unter dem Niveau des Jahres 2000. Damals seien jedoch lediglich zehn Millionen Fluggäste in der Hansestadt abgefertigt worden. 2016 soll die Passagierzahl weiter steigen, aber langsamer als bisher. Der Flughafen setzt dabei auf neue Verbindungen von Eurowings, Easyjet, Ryanair, Blue Air, Germania, Sunexpress und VLM.

(Foto: dpa)
Flughafen Memmingen
7 von 16

Fluggäste 2015: 883.000

2014: 750.000

Zuwachs: 17,8 Prozent

Starkes Wachstum auf niedrigem Niveau: Der „Allgäu Airport“ legt dank des Osteuropa-Billigfliegers Wizz Air deutlich zu. Langfristig gibt der Flughafen Memmingen eine Million Passagiere als Ziel aus. Der Airport ist nicht unumstritten, Kritiker bemängeln die Nähe zum internationalen Großflughafen in München. Doch zwei Bürgerentscheide geben Rückenwind: Das Geld aus Grundstücksverkäufen an die Stadt Memmingen und den Landkreis Unterallgäu soll in die Modernisierung des Airports fließen. Die Vergrößerung des Terminals wird in Betracht gezogen, falls die Passagierzahlen weiter wachsen.

(Foto: Imago)

Der Flughafen Kassel ist damit für alle Parteien zu einer heiklen Angelegenheit geworden. Für die CDU wäre ein Aus als Regional-Airport ein Gesichtsverlust, war es doch Hessens früherer Ministerpräsident Roland Koch (CDU), der mit ihm im Norden des Landes punkten wollte.

Und Oppositionsführer Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD) hat zwar kürzlich nach Bekanntwerden eines Rechnungshofgutachtens, das Fehler bei der Bauvergabe festgestellt hat, mit 50 Fragen den Druck auf die Landesregierung erhöht. Einen Untersuchungsausschuss will aber auch er nicht beantragen, schließlich ist Nordhessen traditionell in der Hand der SPD. Und bei den Grünen wurden jüngst bislang nicht bestätigte Gerüchte gestreut, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir wolle seinen Staatssekretär, der auch Aufsichtsrat des Flughafens ist, loswerden.

  • jkn
  • dhs
  • dpa
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