Flughafenbetreiber Fraport schreibt erstmals seit 20 Jahren Verlust

Der Flughafenbetreiber Fraport musste 2020 den ersten Verlust seit rund 20 Jahren verkraften.
Frankfurt Der Flughafenbetreiber Fraport ist erstmals seit rund 20 Jahren in die Verlustzone gerutscht. Das Konzernergebnis betrug wegen der Folgen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr minus 690 Millionen Euro. Der Umsatz halbierte sich auf 1,45 Milliarden Euro. Das teilte Fraport am Dienstagmorgen vor Börsenöffnung mit. Das Desasterjahr 2020 wird auch Folgen für die Aktionäre haben. Eine Dividende gibt es nicht.
„Es ist die größte Krise für die Luftfahrt. Und dennoch: Wir sehen Licht am Ende des Tunnels“, sagte CEO Stefan Schulte am Dienstagvormittag bei der Präsentation der Bilanz. Mit dem Fortschreiten der Impfprogramme und den Testmöglichkeiten könne der Luftverkehr spätestens ab dem Sommer wieder anlaufen. „Wir glauben, dass wir trotz des aktuellen Rückschlags beim Impfen im Sommer wieder in Richtung eines normaleren Lebens gehen werden.“
Fraport leidet wie alle Flughafenbetreiber unter der seit nunmehr einem Jahr andauernden Coronakrise. Im abgelaufenen Geschäftsjahr brach die Zahl der Passagiere am größten deutschen Drehkreuz in Frankfurt um gut 73 Prozent auf 18,8 Millionen Fluggäste ein. Auch bei den internationalen Beteiligungen etwa in Peru, Brasilien, Griechenland, der Türkei oder in China musste der Konzern einen teils heftigen Rückgang bei den Kunden verkraften.
Seit dem ersten Lockdown vor fast genau einem Jahr sind 80 Prozent der gut 22.500 Mitarbeiter von Fraport in Kurzarbeit. 1300 Vollzeitstellen sind durch Fluktuation und das Auslaufen von Zeitverträgen abgebaut worden. Weitere rund 800 Beschäftigte haben sich zudem bereit erklärt, das Unternehmen zu verlassen.
Hinzu kommen schätzungsweise noch mal 1600 Mitarbeiter, die bis Sommer von der Möglichkeit, mit Abfindungen auszuscheiden, oder von Altersteilzeitregelungen Gebrauch machen werden. Damit werden bis Ende dieses Jahres 4000 Arbeitsplätze bei Fraport wegfallen. „Wir haben den Personalaufwand um rund 25 Prozent reduzieren können. Das zeigt, wie hart hier eingegriffen wurde“, sagte Schulte.
Investitionen wurden verschoben
Doch trotz all dieser traurigen Zahlen dürfte Fraport zu den Flughafenbetreibern gehören, die gestärkt aus der Krise kommen werden. Das Unternehmen hat alleine schon durch die Größe mehr Hebel, die Kosten zu drücken, als ein kleinerer Regional-Airport.
So hat Finanzchef Matthias Zieschang zum Beispiel auf der Investitionsseite für eine deutliche Entlastung gesorgt. Die Modernisierungsprojekte in Griechenland und Brasilien wurden im Corona-Jahr 2020 abgeschlossen, dieser Aufwand entfällt im laufenden Jahr.
In Lima wiederum wurden die Verträge für den Bau einer zweiten Startbahn neu verhandelt, die Kosten dadurch gedrückt. Die Inbetriebnahme eines zweiten Terminals wurde zeitlich nach hinten geschoben. Das Gleiche geschieht beim dritten Terminal in Frankfurt, das nun statt 2023 erst 2026 in Betrieb gehen wird.
Diese Maßnahmen und der Personalabbau haben dazu beigetragen, dass Fraport im vergangenen Jahr beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mit 48,4 Millionen Euro leicht positiv abschließen konnte. Dabei sind allerdings Einmalaufwendungen etwa für den Personalabbau herausgerechnet. Werden diese berücksichtigt, lag auch das Betriebsergebnis (Ebitda) bei minus 250,6 Millionen Euro – gegenüber plus 1,18 Milliarden Euro im Vorkrisenjahr 2019.
Gutes Liquiditätspolster
Die Fraport-Spitze hat sich für den Neustart in der Luftfahrt finanziell gewappnet. Das Unternehmen nahm im vergangenen Jahr rund 2,9 Milliarden Euro am Kapitalmarkt auf. Damit verfügt die Betreibergesellschaft über liquide Mittel sowie zugesagte Kreditlinien und andere Finanzierungen von mehr als drei Milliarden Euro.
Fraport werde auch weiterhin den Kapitalmarkt nutzen, um das hohe Liquiditätsniveau zu halten, erklärte das Management. So hat sich das Unternehmen seit Jahresbeginn bereits weitere 500 Millionen Euro sichern können.
Das Drehkreuz Frankfurt dürfte zudem wegen seiner Größe und der zahlreichen Verbindungen in alle Welt vom Neustart in der Luftfahrt profitieren. Viele Fluggesellschaften werden erst mal ihr Angebot an den größeren Flughäfen hochfahren, um dort auch ihre Langstreckenjets wieder gut zu füllen.
Das ist auch wichtig für das Thema Luftfracht, dessen Bedeutung durch die Pandemie gewachsen ist. 50 Prozent der Luftfracht werden in Normalzeiten in den Bäuchen von Passagier-Jets transportiert. Frankfurt ist ein zentraler Flughafen für diese sogenannte „Belly-Fracht“, auch wegen der guten Anbindung an das Straßennetz.
Für das laufende Jahr rechnet Fraport-Chef Schulte in Frankfurt gleichwohl nur mit einem Passagieraufkommen von 20 bis 25 Millionen. Die Erholung wird also langsam gehen. Dennoch soll ab Juni das vorübergehend stillgelegte Terminal 2 in Frankfurt wieder in Betrieb gehen. Schulte ist zuversichtlich, dass der Luftverkehr zurückkommen wird: „Wir werden mittelfristig das Vorkrisenniveau wieder erreichen und sogar überschreiten.“
Für den Umsatz prognostiziert das Management einen Wert von rund zwei Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern soll sich zwar verbessern, aber dennoch negativ bleiben.
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