Flugzeugzulieferer Der umstrittene Michael Tojner steckt hinter dem Börsenkandidaten Montana Aerospace

Der Unternehmer hat die deutsche Batterie-Ikone wieder auf Kurs gebracht.
Frankfurt Wenn der Name Michael Tojner fällt, zuckt der eine oder andere schon mal zusammen. Der österreichische Unternehmer spaltet. Die einen sehen in dem 55-Jährigen eine „Heuschrecke“, die anderen betonen seine unternehmerischen Erfolge. Tojner selbst sieht sich am liebsten als industriellen Entrepreneur.
Fest steht: Tojner kann nicht lockerlassen, muss immer irgendeinem Ziel hinterherjagen. Das aktuelle: Mit dem Flugzeugzulieferer Montana Aerospace will der in Steyr geborene Unternehmer die dritte Firma seiner Holding Montana Tech Components an die Börse bringen. Der deutsche Batteriehersteller Varta und die Aluflexpack sind es bereits.
An der Schweizer Börse SIX soll die Notierung erfolgen, wenn alles klappt wahrscheinlich schon in drei bis vier Wochen. Mit dem Schritt will Tojner endgültig beweisen, dass seine Kritiker falsch liegen. Tojner – dieser Name soll für unternehmerischen Erfolg stehen.
Den gibt es in der Geschichte des Österreichers tatsächlich. Vor allem Varta gilt hier als gutes Beispiel. 2007 kaufte er der Deutschen Bank und der Industriellenfamilie Quandt die deutsche Firma ab. 30 Millionen Euro zahlte er, auch weil sonst keiner das in eine schwere Krise geratene Unternehmen haben wollte.
Tojner sanierte Varta und brachte es zurück in die Gewinnzone. Ein erster Versuch, die Firma an die Börse zu bringen, scheiterte 2016 zwar wegen des Marktumfelds. 2017 glückte das Vorhaben aber. Seitdem ist der Kurs der Aktie um fast 500 Prozent gestiegen.
Erfolgsgeschichte Varta
Der aktuelle Plan von Varta, an dem Tojner über die Montana Tech Components immer noch knapp 56 Prozent hält: der Einstieg in das Geschäft mit Batterien für E-Autos. Tojner hat ein Gespür für Opportunitäten. Dass diese dann in der Regel zu seinem eigenen Vorteil sind, gehört zu dieser Geschichte. Der Aufbau der Zellproduktion bei Varta wird zum Beispiel mit Steuergeldern unterstützt.
Es hat ihm allerdings auch das Image einer Heuschrecke eingebracht. Vor der Gründung von Montana Tech Components baute Tojner die Risikokapitalfirma Global Equity Partner auf. In rund 50 Firmen investierte er über Fonds. Für viele Kritiker war das Private Equity in Reinkultur. Tojner selbst blickt anders auf diese Zeit zurück, spricht etwa gegenüber der österreichischen Zeitung „Der Standard“ von seiner Rolle als Venture-Capital-Legende.
An Selbstbewusstsein fehlte es dem sechsfachen Vater und leidenschaftlichen Kitesurfer wohl noch nie. Tojner ist ein Kämpfer – nicht zuletzt für seine eigene Sache. Dabei berührt er zuweilen Grenzen, die ihm mächtig Ärger einbringen. In Österreich steht er wegen umstrittener Immobiliengeschäfte unter Beschuss. Es wird gegen ihn wegen des Verdachts auf Abgabenbetrug ermittelt.
Tojner wehrt sich vehement gegen einen solchen Verdacht. Doch das verhindert nicht, dass der Unternehmer von vielen trotz seiner unternehmerischen Erfolge mit Misstrauen betrachtet wird. Das mag auch daran liegen, dass der quirlige Unternehmer in seiner Laufbahn auch schon mal in Bereiche investiert hat, die nicht gerade den besten Ruf genießen.

Mit den Einnahmen aus dem Börsengang will das Unternehmen andere Zulieferer kaufen.
So war Tojner Mitgründer des Wettanbieters Bwin. Nach seinem Ausstieg dort startete er kurze Zeit später mit Starbet einen zweiten Wettspezialisten und scheiterte krachend. 2011 wurde die Firma liquidiert. Tojner sah sich heftigen Vorwürfen von Anlegern gegenüber, die sich geprellt fühlten. Auch ermittelte die Staatsanwaltschaft, doch das Verfahren wurde eingestellt.
Wie so eine „Heritage“ in der äußerst sicherheitsbewussten Luftfahrt ankommt, bleibt abzuwarten. In der Branche ist jedenfalls zu hören, dass der Unternehmer bei seinen Besuchen kürzlich in Berlin auf wenig Begeisterung gestoßen sein soll. Der 55-Jährige wollte dort angeblich für Montana Aerospace als ideale Plattform für eine Konsolidierung in der Zulieferindustrie werben.
Es wäre nicht das erste Mal, dass der Österreicher so einen Rückschlag aussitzt und am Ende sein Ziel doch erreicht. Sonst wäre Montana Tech Components heute nicht das, was es ist: eine Holding mit einem konsolidierten Umsatz von 1,3 Milliarden Euro im Vorkrisenjahr 2019 und einem Gewinn in Höhe von 198 Millionen Euro.
Und ohne diese Hartnäckigkeit wäre aus dem Unternehmer, der angeblich mit dem Verkauf von Eis startete, nicht ein Milliardär geworden. Auf 2,6 Milliarden Euro wird sein Vermögen geschätzt.
Auch auf das, was er unter anderem über Zukäufe bisher mit seinem Luftfahrtableger Montana Aerospace aufgebaut hat, schaut der eine oder andere in der Branche hinter vorgehaltener Hand durchaus mit Respekt. „Tojner hat hier einen relevanten Zulieferer geschaffen“, sagt ein Luftfahrtmanager.
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