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Fruchtsafthersteller Eckes-Granini will mit Innovationen die Lockdown-Zeit hinter sich lassen

Europas führender Fruchtsafthersteller leidet unter der Schließung der Gastronomie. Der neue Chef Tim Berger setzt auf Trend-Drinks und das Auslandsgeschäft.
04.05.2021 - 11:40 Uhr Kommentieren
Der Eckes-Granini-Chef will das Thema Nachhaltigkeit forcieren – bei Säften und Verpackung. Foto: Eckes-Granini
Tim Berger

Der Eckes-Granini-Chef will das Thema Nachhaltigkeit forcieren – bei Säften und Verpackung.

Foto: Eckes-Granini

Düsseldorf Kaum hatte Tim Berger im August 2020 den Chefposten bei Eckes-Granini übernommen, musste er sich schon als Krisenmanager beweisen. Aufgrund des Lockdowns brach das Geschäft von Europas größtem Fruchtsafthersteller in der Gastronomie 2020 um 42 Prozent ein. Da half es wenig, dass sich die Verbraucher in der Pandemie verstärkt im Supermarkt mit frischen Säften wie „Hohes C“ eindeckten. Dort steigerte das Familienunternehmen aus dem rheinhessischen Nieder-Olm den Umsatz um drei Prozent.

„Wir konnten Lieferkette und Produktion durchgängig aufrechterhalten und unsere Marktführerschaft in Europa ausbauen“, betont Berger. Allerdings ging der Gesamtumsatz 2020 um mehr als fünf Prozent auf 873 Millionen Euro zurück. Auch der operative Gewinn sank von 77 auf 71 Millionen Euro, die Ebit-Marge blieb aber mit 8,7 Prozent fast stabil.

Nun will der 46-Jährige die Corona-Durststrecke schnell hinter sich lassen und beim 1857 gegründeten, traditionsreichen Saftproduzenten Innovationen forcieren. „Da können wir uns noch steigern und neue Trends einfach mal testen“, sagt der Konsumgüterexperte, der zuletzt Vice President Western Europe beim Kosmetikkonzern L’Oréal war. Säfte mit Mineralien und Vitaminen sind populär. Zuletzt kam „Hohes C lernfit“ auf den Markt.

Innovationen sollen künftig 15 Prozent des Umsatzes ausmachen, bisher sind es 7,5 Prozent. Berger will deshalb auch neue Ideen von außen holen. Im März hatte sich Eckes-Granini mit 49 Prozent am schwäbischen Start-up Curameo beteiligt, das mit der Ingwer-Shot-Marke „Kloster Kitchen“ Marktführer in dem Segment ist. Auch Shots für Beauty-Zwecke oder gesunde Verdauung seien im Kommen. Am vermarktungsstarken Bonner Smoothie-Hersteller True Fruits ist Eckes-Granini ebenfalls beteiligt. Berger hält weiter nach Saft-Start-ups Ausschau. Auch Fruchtsirup zum Aufpeppen von Wasser werde immer beliebter. „Sodastream ist da Vorreiter.“

Immer herausfordernder wird indes die Rohstoffbeschaffung für die Säfte. „Die ist durch den Klimawandel viel volatiler geworden“, konstatiert Berger. In Brasilien etwa wechselten sich Phasen mit Dürre und Starkregen ab, was die Orangen-Ernte beeinträchtige. Eckes-Granini bleibe zwar weiter ohne Einschränkungen verfügbar. Doch durch Nachtfröste im April ist die Pfirsich- und Aprikosenernte in Frankreich stark geschädigt. Das könne zu steigenden Preisen führen.

Die Deutschen trinken weniger Saft

Große Sprünge kann Eckes-Granini nur noch im Ausland machen, wo zwei Drittel des Geschäfts laufen. Denn die Deutschen trinken immer weniger Fruchtsaft. 2013 waren es im Schnitt noch 42 Liter pro Kopf. Im Corona-Jahr 2020 sank der Konsum auf 30 Liter. Das ermittelte der Verband der Fruchtsaft-Industrie. Gleichwohl geht der Trend zu hochwertigen Direktsäften. „In der Pandemie wuchs das Bedürfnis nach vertrauten Marken – wie Hohes C“, sagt Berger.

Ab Mitte Mai besteht die Einliterflasche von Hohes C aus 100 Prozent recyceltem Plastik. Quelle: obs
Orangensaft Hohes C

Ab Mitte Mai besteht die Einliterflasche von Hohes C aus 100 Prozent recyceltem Plastik.

(Foto: obs)

In Afrika, dem Mittleren Osten, China und Ost- und Südosteuropa sieht Eckes-Granini noch Wachstumschancen. In Russland dagegen hatte sich das Familienunternehmen vor Jahren eine blutige Nase geholt und sich 2008 ganz vom Markt zurückgezogen. Der frühere Geschäftspartner Axel Hartmann hatte Eckes-Granini und ehemalige Manager daraufhin verklagt – er fordert Schadensersatz etwa wegen entgangenen Geschäfts von mehr als 57 Millionen Euro.

Eckes-Granini wehrt sich gegen das Urteil eines russischen Schiedsgerichts von 2019, das Hartmann recht gab. Zum laufenden Verfahren will sich Berger nicht äußern. „Das dauert sicher noch eine Weile. Aber wir gehen davon aus, dass wir eine gute Position haben“, sagt der Manager.

Im Inland will der Marketingexperte alternative Absatzkanäle nutzen. „Wir können unseren E-Commerce über Handelspartner, Direktvertrieb wie Flaschenpost oder Gorillas und Amazon noch weiter ausbauen“, sagt Berger. Bis 2025 will der Fruchtsafthersteller mit 1700 Mitarbeitern jeden zehnten Euro online verdienen.

Auch das Thema Nachhaltigkeit will Berger forcieren – bei Säften und Verpackung. Seit Januar wird in Deutschland klimaneutral produziert. Bis 2030 sollen alle Fruchtsäfte aus nachhaltiger Landwirtschaft stammen.

Mit seinen vielen PET-Einwegflaschen steht Eckes-Granini in der Kritik. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert, dass der Fruchtsafthersteller neben Coca-Cola, Danone und anderen die geforderte Mehrwegquote von 70 Prozent deutlich unterschreite. Die DUH fordert deshalb neben dem Einwegpfand eine Abgabe auf Einweg-Plastikflaschen von mindestens 20 Cent.

Ab Januar 2022 gilt auch auf Fruchtsäfte Flaschenpfand. Eckes-Granini setzt unter anderem auf einen Kreislauf recycelter Plastikflaschen. „Da ist die Ökobilanz nicht schlechter als bei Mehrweg-Glasflaschen“, sagt Berger. Bis Ende 2022 sollen alle Plastikflaschen aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff bestehen. „Rezyklat ist stark nachgefragt und deutlich teurer als Neuplastik. Die Umstellung kostet uns einiges.“

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