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Gastronomie Fünf Neueröffnungen pro Woche: Eat Happy rollt seine Sushi-Inseln in Europa aus

In fast 1000 deutschen Supermärkten bereitet Eat Happy Sushi zu. Nun übertragen die Kölner das Konzept auf orientalische und andere Speisen.
10.11.2021 - 13:43 Uhr Kommentieren
Fast 1000 Sushi-Inseln von Eat Happy gibt es bereits in deutschen Supermärkten. Quelle: Eat Happy Group
Eat Happy

Fast 1000 Sushi-Inseln von Eat Happy gibt es bereits in deutschen Supermärkten.

(Foto: Eat Happy Group)

Köln Wer den Rewe am Kölner Ring betritt, fühlt sich ein klein bisschen wie in einem japanischen Supermarkt. Die Kühltheke von Eat Happy ist voll mit Sushi-Boxen, Sashimi, Seetang-Salaten und Gyoza-Teigtaschen. Die Gerichte werden von Mitarbeitern hinter dem Tresen tagesfrisch zubereitet und gerollt. „Wir bieten authentisches Sushi zum Mitnehmen in hoher Qualität“, sagt Gründer Christian Kraft. „Würstel-Sushi wird man bei uns nicht finden.“

Aus der Tiefkühltruhe nebenan können sich Kunden Mochi-Eis zusammenstellen – von Mango bis Matcha. Die Eisbällchen in der süßen Reishülle sind momentan der Renner. Bezahlt wird an der Supermarktkasse.

Eat Happy Sushi-Inseln gibt es allein in Deutschland schon in fast 1000 Supermärkten, von Rewe über Hit bis Edeka. 2021 finden fünf Neueröffnungen pro Woche statt. In weiteren 220 Märkten gibt es Sushi-Kühltruhen, die täglich frisch befüllt werden. In acht Ländern Europas hat das Kölner Unternehmen insgesamt rund 2000 Verkaufsstellen. Mehr als 4000 Mitarbeiter produzieren Sushi. Der Umsatz soll in diesem Jahr 370 Millionen Euro erreichen. Zwei Jahre zuvor waren es erst 180 Millionen Euro.

Die Eat Happy Group will europaweit kräftig expandieren – auch mit anderen Frischekonzepten: „Wir können mehr als nur Sushi“, betont Kraft. Mochi sowie Waffeln und Frozen Yoghurt der Marke Sunnysu und veganen Porridge von Supersu gibt es bereits. Ende Oktober kamen Supermarkt-Inseln mit Hummus, Mezze und Bulgur-Salaten hinzu. „Lovante“ bietet größtenteils vegane levantinische Küche zum Mitnehmen. Das Konzept wurde mit einem arabisch-deutschen Gastronomenpaar aus Köln entwickelt.

Vom Investmentbanker zum Gastronom

Dabei kam der Eat-Happy-Gründer nur durch Zufall zur Gastronomie. Der Kölner und Halbiraner studierte Wirtschaft in Passau und Frankreich und arbeitete viele Jahre in der Londoner City: als Investmentbanker bei Morgan Stanley und bei einem Finanzinvestor. Während einer Auszeit half er einer befreundeten Gründerin, Wachstumskapital für ihre Kaffeehauskette zu finden.

Orientalische Spezialitäten wie Hummus und Mezze werden von Lovante im Supermarkt frisch zubereitet. Quelle:  Eat Happy
Lovante

Orientalische Spezialitäten wie Hummus und Mezze werden von Lovante im Supermarkt frisch zubereitet.

(Foto:  Eat Happy)

Dabei kam er auf den Geschmack. In den USA hatte er Sushi zum Mitnehmen in Kühltruhen von Supermärkten gesehen. Mit einem Studienfreund und einem Sushi-Koch platzierte er 2003 als Erster in Deutschland Sushi im Supermarkt. „Wir waren früher als Natsu Foods & Co.“, betont Kraft. Das Neusser Familienunternehmen gilt heute als Europas größter Sushi-Fabrikant. Jedoch produziert Natsu nicht direkt im Markt, sondern beliefert Truhen.

Das war auch das Geschäftsmodell von Krafts erster Firma Wakame. Er baute damals in Kerpen Produktion und Logistik für frischen Fisch selbst auf. Rewe war der erste Kunde, später die Nordsee. „Große Firmen hätten viel bessere Strukturen gehabt als wir, aber glaubten nicht an den Sushi-Markt“, sagt der Gründer, der anfangs selbst die Sushi-Boxen ausfuhr.

2007 stieg der französische Wettbewerber Marco Polo Foods mit 51 Prozent bei Wakame ein, Kraft erhoffte sich so mehr Schlagkraft. 2010 verkaufte er ganz: „Das Geschäft mit 150 Mitarbeitern war schön profitabel, aber es wurde mir zu frankreichzentriert.“

Drei Jahre hatte Kraft nichts mit Sushi zu tun. Wakame und Marco Polo gingen pleite. „Klares Missmanagement“, so Kraft. 2013 rief er Eat Happy ins Leben und kaufte sein früheres Sushi-Werk aus der Insolvenz zurück – mit etwa 60 Mitarbeitern.

Der Gründer der Eat Happy Group will in Europa mit Frischekonzepten im Supermarkt expandieren: „Wir können mehr als nur Sushi.“ Quelle: Eat Happy Group
Christian Kraft

Der Gründer der Eat Happy Group will in Europa mit Frischekonzepten im Supermarkt expandieren: „Wir können mehr als nur Sushi.“

(Foto: Eat Happy Group)

Neben Sushi-Truhen setzt er nun auf Sushi-Inseln, wie er sie aus den USA kannte. Die Supermärkte stellen die Fläche zur Verfügung. Neben einer fixen Grundmiete erhalten diese eine umsatzabhängige Vergütung. Rewe hat rund 440 Sushi-Inseln von Eat Happy. „Mit der Entwicklung von Eat Happy sind wir außerordentlich zufrieden. Die Frische der Produkte, die Authentizität und die gläserne Produktion in unseren Märkten treffen den Zeitgeist und den Geschmack unserer Kunden“, heißt es bei Rewe.

2000 Sushi-Köche gesucht

Die „Gastronomisierung der Supermärkte“ bekam im Lockdown weiteren Schub. „Der Lebensmitteleinzelhandel konnte während der Gastronomieschließungen starke Marktanteile gewinnen, die er wohl nicht mehr hergeben wird“, meint Branchenexperte Axel Weber von der Beratung Soda Group. Sushi hat dabei für Weber eine Sonderstellung, die wesentlich für den Erfolg sei. „Die Produkte sind hochspeziell in Sachen Zutaten und Fertigung und werden so gut wie gar nicht zu Hause zubereitet.“

Je nach Shopgröße rollen zwei bis acht Sushi-Köche in zwei Schichten Sushi. „Alle 4000 Mitarbeiter sind fest angestellt und werden vor Ort selbst ausgebildet“, so Kraft. Die meisten haben asiatischen Hintergrund und eine hohe Affinität zu Reis und Fisch. 2000 neue Kräfte sucht Eat Happy in diesem Jahr.

Im März wurde das Sushi-Werk von Wakame in Kerpen mit 65 Mitarbeitern geschlossen – zum großen Bedauern von Kraft: „Die Pandemie-Arbeitsbedingungen ließen keinen produktiven Betrieb zu, und es gingen Aufträge von Discountern verloren.“ In Rosbach wurde kürzlich ein moderneres Werk für die Belieferung von Truhen eröffnet.

Nachholbedarf hat Eat Happy in Sachen Arbeitnehmervertretung. „Eat Happy wird in elf Filialen im Frankfurter Raum erstmals einen Betriebsrat bekommen – trotz des anfänglichen Widerstands der Geschäftsleitung“, sagt Peter-Martin Cox, Geschäftsführer der Gewerkschaft NGG Rhein Main. Das Unternehmen sei rasant gewachsen. Bei rund 4000 Mitarbeitern sei eine Arbeitnehmervertretung überfällig.

Kraft, der die Mehrheit an Eat Happy hält, will weiter expandieren. Mit Sushi-Inseln sind die Kölner hierzulande bereits mit Abstand Marktführer vor Sushi Daily und Sushi Circle. In Europa sehen sie sich gleichauf mit Sushi Daily, Sushi Gourmet und Snowfox, die teilweise Franchising nutzen oder Finanzinvestoren gehören. Mit Eat Happy ist die Gruppe zudem bereits in Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, Luxemburg, den Niederlanden und in Österreich aktiv. Forschung und Entwicklung sitzen in London.

Ehrgeizige Expansion in Europa

Einen „Vapiano-Effekt“ – überambitioniertes Wachstum, das in der Insolvenz endet – fürchtet Kraft nicht. Das Unternehmen habe die Liquidität, um die Expansion zu stemmen. „Wir sind seit Langem profitabel und fast schuldenfrei.“ Wachstumsschmerzen sieht er allerdings beim Aufbau der Organisation. Zwei Geschäftsführer aus Großunternehmen gingen nach kurzer Zeit wieder. „Strategisch lagen wir zu weit auseinander.“

Nicht alle Pläne glückten, wie etwa die für Pokébay-Shops oder einen eigenen Lieferdienst. Kraft sieht jedoch viel Potenzial, den Erfolg der Sushi-Inseln auf Food-Konzepte wie die Levante-Küche zu übertragen. Für Branchenkenner Weber liegt die Herausforderung darin, sich von gelernten Angeboten der türkischen und griechischen Küche zu differenzieren. Supermarkt-Konkurrenz gibt es bereits, wie Green Kebab. Ex-Eat Happy-Geschäftsführer Hartwig Retzlaff startete die Kette Babacous mit Hummus und Mezze.

Kraft sieht genügend Chancen im Markt und hat ein ambitioniertes Ziel: „In fünf Jahren will die Eat Happy Group die Nummer eins für ultrafrische Food-Konzepte in Supermärkten in Europa sein.“

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