Gesamtkosten über 6 Milliarden Euro: Mehdorn will noch mehr Geld für BER
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Gesamtkosten über 6 Milliarden EuroMehdorn will noch mehr Geld für BER
Showdown am neuen Hauptstadtflughafen: Seit dem Morgen tagt der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft. BER-Chef Mehdorn will offenbar mehr Geld als gedacht. Außerdem sind verdächtige Abrechnungen aufgetaucht.
Düsseldorf Geld her oder ich bau nicht weiter: Für den neuen Hauptstadtflughafen will sich Hartmut Mehdorn an diesem Montag zusätzliche 1,1 Milliarden Euro bewilligen lassen. Der Aufsichtsrat berät in Schönefeld über diese Summe, die der Geschäftsführer nach eigenen Angaben braucht, um den Flughafen zu vollenden. Die Gesamtkosten stiegen damit auf 5,4 Milliarden Euro. Ob das Kontrollgremium zustimmt, ist offen.
Nach einem Bericht des „Tagesspiegels“ hat es sich damit aber nicht. Mehdorn wolle 779 Millionen Euro zusätzlich, berichtet die Zeitung. Damit solle kurzfristig die Kapazität des schon vor der Eröffnung zu kleinen Flughafens erweitert werden. Für allein 200 Millionen Euro solle demnach das alte Terminal des Flughafens Schönefeld saniert werden. Das geht laut „Tagesspiegel“ aus Eil-Vorlagen Mehdorns für die Sitzung des Aufsichtsrats hervor. Damit würden die Gesamtkosten auf mehr als 6 Milliarden Euro steigen.
Bestätigt ist die Summe jedoch noch nicht, genehmigt auch nicht. Denn vor allem die Vertreter Brandenburgs im Aufsichtsrat treten auf die Bremse – sie müssen im September eine Landtagswahl überstehen. Mit noch mehr Geld für den Flughafen lässt sich da nicht punkten. Brandenburgs Vertrauter wollen laut „Tagesspiegel“ eine weitere Sondersitzung zu den Finanzen beantragen.
So stiegen die Kosten des neuen Hauptstadtflughafens
Schon in der 15-jährigen Planungsphase stiegen die Kosten für den neuen Hauptstadtflughafen in Schönefeld. Nach Baubeginn war es nicht anders. Ein Überblick über die Entwicklung:
Erster Spatenstich für den Airport mit einer Jahreskapazität von 22 Millionen Passagieren. Der Betreiber gibt die Kosten mit 2 Milliarden Euro an, die Bruttogeschossfläche des Terminals mit 220.000 Quadratmetern.
Die Kapazität steigt auf 25 Millionen Passagiere, die Investitionssumme erreicht 2,2 Milliarden Euro. Die Fläche wächst auf 300.000 Quadratmeter.
Der Flughafen wird erneut größer – und teurer: 27 Millionen Passagiere, 2,5 Milliarden Euro Investitionskosten. Für die Kredite von 2,4 Milliarden Euro bürgen Berlin, Brandenburg und der Bund.
Nach der Absage der für Juni geplanten Eröffnung sickert durch, dass der Bau in Wirklichkeit mindestens 3 Milliarden Euro kostet. Dazu tragen Umbauten nach geänderten Sicherheitsbestimmungen bei, aber auch Beschleunigungsversuche auf der Baustelle. Die Terminalfläche erreicht 340.000 Quadratmeter.
Erste Finanzspritze: Bund und Länder wollen 1,2 Milliarden Euro nachlegen, so für Baukosten, Betriebskosten des leeren Terminals und den falsch veranschlagten Schallschutz. Neuer Finanzrahmen: 4,3 Milliarden Euro.
Die zweite Finanzspritze steht bevor: Der Flughafen benötigt nach eigenen Angaben weitere 1,1 Milliarden Euro, um den Bau und den Schallschutz für die Anwohner fertigzustellen. Geben die Gesellschafter das Geld frei, dehnen sie den Finanzrahmen damit auf über 5,4 Milliarden Euro aus.
Mehdorn will auf der Aufsichtsratssitzung außerdem einen Zwischenbericht zur Korruptionsaffäre vorlegen. Er ließ dazu die Auftragsvergaben untersuchen, an denen der entlassene Technikchef Jochen Großmann beteiligt war. Dem Ingenieur wird Bestechlichkeit vorgeworfen.
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Nach Berichten von „Bild“ und „BZ“ haben die internen Flughafen-Ermittler einen weiteren verdächtigen Fall entdeckt. Nach Informationen der Zeitungen soll die verantwortliche Baumanagement-Firma studentische Hilfskräfte mit bis zu 9270 Euro monatlich entlohnt haben. Die Studenten seien möglicherweise als Fachkräfte geführt worden, um höhere Monatssätze abrechnen zu können, mutmaßen „Bild“ und „BZ“.
Der Flughafen fordere daher eine Millionen Euro von dem Unternehmen zurück, dass seit zehn Jahren im Auftrag der Flughafengesellschaft tätig sei. Der verantwortliche Projektleiter habe das Projekt unterdessen verlassen – „auf eigenen Wunsch“ hieß es in einer Pressemitteilung von Freitag. Die Zeitungen sprechen von einem Rauswurf.
Thema im Aufsichtsrat ist zudem der Jahresabschluss der staatlichen Flughafengesellschaft für 2013. Mehdorn betont, dass sie mit dem Betrieb der bestehenden Flughäfen Tegel und Schönefeld Gewinn macht. Jedoch dürften die Belastungen durch die Baustelle die Gesellschaft insgesamt auch 2013 in die roten Zahlen gedrückt haben.
Mit schnellen Ergebnissen ist bei der Aufsichtsratssitzung nicht zu rechnen: Es ist wahrscheinlich, dass die Aufseher um Chefkontrolleur Klaus Wowereit (SPD) bis in die Nacht tagen.
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