Containerreederei: Die Aktie von Hapag-Lloyd stürzt ab
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GewinnwarnungHohe Kosten und schwache Frachtraten belasten Hapag-Lloyd – Aktie bricht ein
Die Containerreederei korrigiert ihren Ausblick nach unten. Steigende Treibstoffkosten und Charterraten vermiesen das Geschäft. Die Aktie stürzt ab.
Düsseldorf Im vergangenen Monat erst überzeugte der Niederländer Rolf Habben Jansen Hapag-Lloyds Aufsichtsrat, ihm den Vorstandsvorsitz bei Deutschlands größter Containerreederei um weitere fünf Jahre anzubieten. „Die Verlängerung seines Vertrags sorgt für Kontinuität in der Unternehmensführung“, lobte Chefaufseher und Amtsvorgänger Michael Behrend. „Dadurch haben wir beste Voraussetzungen für die Fortführung des Erfolgskurses von Hapag-Lloyd geschaffen.“
Kaum sieben Wochen später sieht die Lage bei der mit 215 Schiffen und zehn Milliarden Euro Umsatz fünftgrößten Containerreederei der Welt weitaus düsterer aus. Von seinem bisherigen Ausblick, nach dem der Betriebsgewinn (Ebit und Ebitda) 2018 „deutlich steigen“ soll, will Habben Jansen nun nichts mehr wissen. „Auf Basis der Entwicklung der ersten fünf Monate des Geschäftsjahres 2018 und des erwarteten weiteren Geschäftsverlaufs“ habe der Vorstand beschlossen, die Prognose „anzupassen“.
Danach werde es nun voraussichtlich nur noch für einen Ertrag vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 200 bis 450 Millionen Euro reichen. Im vergangenen Jahr hatte Hapag-Lloyd knapp 411 Millionen Euro verdient.
Auch vor Abschreibungen (Ebitda) werde das Betriebsergebnis nur noch in einer Bandbreite zwischen 900 Millionen und 1,15 Milliarden Euro liegen. 2017 waren 1,05 Milliarden zusammengekommen, was den Konzern veranlasste, erstmals seit Jahren wieder eine Dividende zu zahlen. Sie allerdings war selbst in dem Rekordjahr 2017 durch den Gewinn nicht vollständig gedeckt.
Nach Ankündigung der geänderten Prognose rauschte der Kurs am Morgen nach unten, die Papiere brachen um 21,7 Prozent auf ein Jahrestief von 28,12 Euro ein. Am Mittag stand nach einer kurzen Erholung ein Verlust von mehr als 15 Prozent bei einem Kurs von 30,30 Euro zu Buche. Dabei hatte die Investmentbank Goldman Sachs schon im Mai gewarnt, die Aktie sei wegen der aktuellen Branchenentwicklung deutlich zu hoch bewertet. Ihre Analysten rieten deshalb zum Verkauf und senkten das Kursziel auf 30 Euro. Auch Warburg Research warnte vor Übertreibungen.
Die Preise für den Seecontainertransport sinken weltweit
Zum Verhängnis wird Hapag-Lloyd nicht nur, dass die Hamburger Reederei auf Druck der US-Regierung – und womöglich auch des Großaktionärs Saudi-Arabien – Anfahrten nach Iran stoppen will. Mehr noch belasten negative Entwicklungen in der Seefracht den Konzern, zu dessen Hauptaktionären die Hansestadt Hamburg, der Speditions-Milliardär Klaus-Michael Kühne und die chilenische CSAV gehören.
So sinken derzeit wieder weltweit die Preise für den Transport von Seecontainern. Laut Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) liegen die durchschnittlichen Frachtraten zehn Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Gleichzeitig aber wird es für die Linienreedereien wie Hapag teurer, Schiffe hinzu zu mieten. Die Charterraten für Containerschiffe, das geht aus einem Index des Schiffsmaklers Harper Petersen hervor, rangieren aktuell rund 45 Prozent über dem Wert von Ende Juni 2017.
Die größten Container-Reedereien der Welt
Yang Ming Marine Transport (China): 100 Schiffe
Antong Holdings (China): 108 Schiffe
Pacific International Line (PIL, China): 138 Schiffe
Evergreen Line (Taiwan): 200 Schiffe
Hapag-Lloyd (Deutschland): 222 Schiffe
Ocean Network Express (ONE, Japan): 231 Schiffe
COSCO Shipping (China): 466 Schiffe
CMA CGM Group (Frankreich): 508 Schiffe
Mediterranean Shipping Company (MSC, Schweiz): 518 Schiffe
A.P. Møller-Maersk (Dänemark): 720 Schiffe
Quelle: Alphaliner, August 2018
Zudem dürften die gestiegenen Kosten für Schiffsdiesel den Hamburgern das Geschäft verleiden. Kostete eine Tonne vor einem Jahr durchschnittlich 302 US-Dollar, wird sie aktuell für 465 Dollar verkauft – ein Aufschlag von 55 Prozent.
Unter Druck steht das Unternehmen auch wegen Stellenstreichungen. Wie in dieser Woche bekannt wurde, werden in der Hamburger Zentrale rund 160 Arbeitsplätze abgebaut. Bereits seit gut einem Jahr gebe es einen Einstellungsstopp.
Ob es bei Hapag-Lloyd wie im Vorjahr für eine Dividende reichen wird, ist spätestens seit der heutigen Gewinnwarnung überaus fraglich.
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