Handel Diese Unternehmen weigern sich, in der Coronakrise Ladenmiete zu zahlen

Die Händler mussten ihre Filialen wegen des Coronavirus schließen.
München, Düsseldorf Die Königsallee in Düsseldorf ist in diesen Tagen selbst zur besten Geschäftszeit wie ausgestorben. Und überall an den Schaufensterscheiben oder Ladentüren kleben ähnliche Hinweise: „Liebe Kunden, wir haben unsere Boutique wegen der Corona-Epidemie auf absehbare Zeit geschlossen.“
Die wochenlange Schließung der Geschäfte in bester Lage belastet die Modefirmen. Denn obwohl in diesen Tagen kein einziges Kleid, kein T-Shirt und keine Sneakers verkauft werden, läuft die Miete für die Ladenlokale weiter. Das bedeutet hohe Kosten bei null Umsatz.
Diese Belastung wollen immer weniger Konzerne tragen. Die beiden Sportartikel- und Lifestyle-Konzerne Puma und Adidas haben angekündigt, im April keine Mieten für ihre Läden zu bezahlen.
Durch die seit Mitte März behördlich angeordneten Schließungen der Shops habe Puma drastische Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, teilte eine Puma-Sprecherin auf Anfrage mit. Der stationäre Handel sei völlig zum Erliegen gekommen, und es sei noch nicht absehbar, wann Puma den Betrieb wieder aufnehmen könne.
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„Es bleibt der Umsatz aus, der nötig ist, um die Miete für unsere Ladenlokale bezahlen zu können“, so die Puma-Sprecherin. Ab April werde der Turnschuhhersteller daher die Mietzahlungen vorerst aussetzen.
Der Konzern aus dem fränkischen Herzogenaurach werde jedoch im Gespräch mit den Vermietern in Deutschland versuchen, eine tragfähige Lösung zu finden, um die schwierige Situation zu meistern. „Wir sind zuversichtlich, dass wir durch eine partnerschaftliche Vorgehensweise diese Krise überwinden werden“, sagte die Sprecherin.
Genauso begründete Adidas seine Weigerung, die Miete weiter zu leisten. Der Konzern ist von dem Coronavirus weltweit betroffen. So teilte Adidas mit, die Läden in ganz Amerika, in vielen Schwellenländern und Teilen Asiens seien geschlossen. Dort erziele der im Dax notierte Konzern 60 Prozent vom Umsatz.
Händler kämpfen ums Überleben
Auch die Elektronikketten Mediamarkt und Saturn kündigten an, die Miete nicht überweisen. Genauso gehen Deichmann mit seinen 1500 Schuhgeschäften sowie das schwedische Modelabel H&M mit 460 Filialen hierzulande vor. Der Modehersteller Gerry Weber prüft nach eigenen Angaben, ob er ähnliche Schritte gehen will.
Die erzwungene Schließung der Einzelhandelsläden trifft nicht nur die großen Konzerne, sondern auch mittelständische Unternehmen wie die Modefirma Marc O‘Polo aus Stephanskirchen bei München. Deren CEO Dieter Holzer betont die besondere Rolle des Modehandels für das Leben in der Stadt. „Es ist nicht allen in der Öffentlichkeit bewusst, welche wichtige Rolle der mittelständische Modehandel in den Innenstädten spielt“, sagte er dem Handelsblatt. „Wenn viele mittelständische Händler in der Coronakrise scheitern, ist der Attraktivitätsverlust in den Innenstädten groß“, ist er überzeugt.
Das German Fashion Council, der Lobbyverband der gesamten Modebranche, fordert deshalb von der Bundesregierung massive Hilfen, um das Ladensterben wegen der Corona-Epidemie zu verhindern.
In einem umfangreichen Forderungskatalog zur Krise schlägt die Organisation das Aussetzen und die Stundung von Mietzahlungen vor. Die könnten durch Bankbürgschaften gesichert werden, so der Vorschlag.
Immerhin haben Bundestag und Bundesrat jetzt beschlossen: Vom 1. April bis 30. Juni 2020 dürfen Vermieter das Mietverhältnis nicht kündigen, sofern die Mietschulden auf den Auswirkungen der Pandemie beruhen. Danach müssen die Händler aber ihre Mietschulden zurückzahlen.
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