Hans Peter Haselsteiner Westbahn fährt ab Dezember nach München – Bahn-Abenteuer des Strabag-Gründers geht weiter

Der Strabag-Gründer zählt zu Österreichs bekanntesten Unternehmern.
Wien Wer im Dezember von Deutschland aus die stark beworbenen Wiener Weihnachtsmärkte besuchen will, der hat bis dahin eine neue Reisealternative: Ab dem 12. Dezember fährt die private Westbahn von Wien bis zum Münchener Hauptbahnhof. Zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens werden dessen Züge eine Grenze überqueren – und sechsmal täglich zwischen den beiden Städten pendeln.
Hinter der Westbahn steht der Österreicher Hans Peter Haselsteiner. Über eine Privatstiftung hält er 49,9 Prozent an der Rail Holding, die die Züge betreibt. Als Gründer der Baufirma Strabag zählt der 77-Jährige Haselsteiner zu Österreichs bekanntesten Unternehmern. Er hat nicht nur in der Wirtschaft Spuren hinterlassen, sondern auch in der Politik – und sogar in der Kultur der Alpenrepublik.
Als die Baumarktkette Baumax des Unternehmers Karlheinz Essl vor zehn Jahren in finanzielle Probleme geriet, übernahm Haselsteiner mehrheitlich dessen Kunstsammlung. Heute befindet sie sich in der Albertina in Wien. Zudem zählt Haselsteiner zu den maßgeblichen Unterstützern von Neos: Die liberale Partei ist vor allem für diejenigen Österreicher eine Alternative, denen die FPÖ gesellschaftlich zu konservativ und die von ihr gepflegte Rhetorik zu grobschlächtig ist.
Seine liberale Gesinnung lebt Haselsteiner auch im Bahngeschäft aus, wobei seine Ambitionen über München hinausreichen. Er träumt davon, seine Züge eines Tages noch weiter in Richtung Westen fahren zu lassen: Die Westbahn soll von München über Bregenz bis in die Schweizer Wirtschaftsmetropole Zürich verkehren. „Wir würden in diesem Fall dem Namen unseres Unternehmens vollends gerecht“, sagt er.
Die Westbahn hat vor fast genau zehn Jahren den Betrieb aufgenommen. Damals setzte Haselsteiner auf die rasche Liberalisierung des Eisenbahnverkehrs in der EU. Theoretisch ist der Schienenzugang mittlerweile frei, gewisse Staatsbahnen unternahmen aber manches, um den Newcomern das Leben schwer zu machen.
Dem Monopolisten ÖBB Konkurrenz machen
So richtig Fahrt aufgenommen hat die Liberalisierung der Fernstrecken deshalb in nur wenigen Ländern. Vor allem Haselsteiners Traum, Wien über München mit Zürich zu verbinden, dürfte sich vorerst kaum verwirklichen lassen. In Eigenregie darf die Westbahn nicht in die Schweiz fahren, die der EU nicht angehört. Es wäre eine große Überraschung, wenn sich daran in den kommenden Jahren etwas änderte.
Bereits in Österreich hat der Monopolist dem Bahnunternehmer Haselsteiner das Leben schwer gemacht. Als die Westbahn den Betrieb aufnahm, konterte die ÖBB und warf Tickets zu sehr günstigen Preisen auf den Markt. Die Bahninvestoren hatten den Kampfwillen des Monopolisten unterschätzt. Die ÖBB wollte die Westbahn offensichtlich möglichst rasch wieder aus dem Markt drängen.
Kein Wunder, hat diese in den vergangenen Jahren immense Verluste angehäuft. Schwarze Zahlen schrieb das Unternehmen nur ganz vorübergehend. Das zwang Haselsteiner und seine Mitstreiter wiederholt, frisches Kapital ins Unternehmen einzuschießen.
Die Westbahn sei eben eine Investition mit einem Horizont von 25 Jahren, sagt der Unternehmer heute – und das tönt ein wenig danach, als hätte er sich dieses Argument im Nachhinein zurechtgelegt. Um Kapital zu beschaffen, hat die Westbahn jüngst alle Züge an die Deutsche Bahn verkauft. Die neuesten Garnituren, die wie die bisherigen vom Schweizer Hersteller Stadler Rail stammen und derzeit den Betrieb aufnehmen, sind nur noch geleast. Das entlastet die Bilanz der Westbahn.
Westbahn kauft Züge bei chinesischer CRRC
Mehr als die staatlichen Eisenbahngesellschaften muss diese eben auf die Kosten achten. Diesem Ziel dient auch eine aufsehenerregende Transaktion, die jüngst bekannt wurde: Die Westbahn beabsichtigt, beim staatlichen chinesischen Eisenbahnhersteller CRRC vier Elektrotriebzüge zu mieten. Das Angebot der Chinesen war angeblich um einiges günstiger als die sonst üblichen Offerten.
Obwohl es sich beim Auftrag der Westbahn um eine verhältnismäßig kleine Bestellung handelt, hat er Signalcharakter. Bisher war es der CRRC nämlich nur gelungen, in Osteuropa Passagierzüge zu verkaufen. Mit dem Auftrag der Westbahn stoßen die Chinesen zum ersten Mal in den Westen des Kontinents vor.
Ob die Züge von CRRC dereinst auch nach München fahren werden, sagt Haselsteiner nicht. Sie würden aber in diesem Fall sozusagen bis vor die Haustür des deutschen CRRC-Konkurrenten Siemens Mobility verkehren.
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