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Hapag-Lloyd in Bedrängnis FBI nimmt Reederei-Treffen hoch

US-Ermittlern sind die Allianzen zwischen den Reedereien suspekt, sie vermuten Preisabsprachen. Nun hat das FBI ein Treffen in San Francisco gestürmt – und überreichte eine Vorladung. Auch Hapag-Lloyd muss sich erklären.
22.03.2017 - 18:47 Uhr Kommentieren
Ende des Wettbewerbs auf den Weltmeeren? Quelle: Bloomberg
Container-Schiffe im Hafen von Hamburg

Ende des Wettbewerbs auf den Weltmeeren?

(Foto: Bloomberg)

Düsseldorf Weder Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen noch Søren Skou beim Wettbewerber Maersk dürften einen solchen Vorfall in ihrer Karriere jemals erlebt haben. Am Mittwoch vergangener Woche, so wurde jetzt erst bekannt, stürmte die US-Bundespolizei FBI einen Sitzungsraum in San Francisco, wo die beiden mit 18 weiteren Reederei-Chefs konferierten. Den erstaunten Versammlungsteilnehmern überreichten die Ordnungshüter eine Vorladung mit dem Hinweis, das US-Justizministerium ermittle ab sofort gegen sie wegen möglicher Preisabsprachen.

An dem Treffen selbst dürfte es nicht gelegen haben. Im International Council of Containership Operators (ICCO), wegen ihrer Stahlcontainer „Box Club“ genannt, treffen sich die Chefs der 20 weltgrößten Container-Reedereien zweimal jährlich – und das seit Mitte der 70er-Jahre, als der damalige Hapag-Lloyd-Chef Hans Jakob Kruse den Verein ins Leben rief. Der Grund ist offenbar ein anderer. Zum 1. April verbünden sich die Reedereien zu drei neuen Allianzen, die dann laut OECD 88 Prozent der weltweiten Containerfracht unter sich aufteilen.

Marktführer auf dem Pazifik wird die „Ocean Alliance“, geführt von Frankreichs CMA CGM. Die Hamburger Hapag-Lloyd kooperiert dagegen mit Yang Ming aus Taiwan und den drei japanischen Reedereien MOL, NYK und K-Line. Ortsnachbar Hamburg Süd wird mit der Übernahme durch Maersk Mitglied in der Allianz „2M“, gemeinsam mit der Schweizer MSC und der koreanischen Hyundai Mercant Marine.

Die Zusammenschüsse sollen den Ertrag verbessern. Ähnlich den Allianzen der Luftfahrt will man sich Fahrtrouten teilen und gegenseitig Fracht austauschen. Schon lange vor dem 1. April 2017 schlossen sich Reedereien zu solchen Allianzen zusammen, zu diesem Stichtag aber reduziert sich ihre Zahl von zuletzt vier auf drei – was nun dem US-Justizministerium zu weit geht.

In einem Schreiben aus Washington vom 22. September 2016, das dem Handelsblatt vorliegt, äußerte eine Vertreterin gegenüber der federführenden Schifffahrtsbehörde FMC schwere Bedenken. Die von Hapag-Lloyd geführte Allianz schaffe „ernsthafte Wettbewerbsbedenken“, schrieb Renata B. Hesse, „insbesondere weil sie gleichzeitig mit der ebenfalls genehmigten Ocean Alliance startet“. Dies mache die Branche noch anfälliger für Preisabsprachen, warnte Hesse und fügte hinzu: „Sobald die Freigabe durch die FMC in Kraft tritt, wäre das wettbewerbsschädliche Verhalten vor Antitrust-Gesetzen geschützt.“

Den FBI-Einsatz in San Francisco werten Insider deshalb als letzten Versuch, die Reederei-Zusammenschlüsse zu stoppen. Entsprechend reagierten gestern die Aktienkurse der Beteiligten. Bei Hapag-Lloyd ging es zeitweilig um mehr als sieben Prozent nach unten, Marktführer Maersk verlor über fünf Prozent.

Anleger fürchten, dass durch den Eingriff der Amerikaner die zuletzt überraschend konsequente Preisdisziplin in der Branche ein Ende findet. Um die ins Bodenlose gefallenen Frachtraten zu stabilisieren, hatten Reeder Schiffe außer Dienst gestellt. Fast sieben Prozent von ihnen liegen derzeit auf Reede, was Kapazitäten verknappt. Zum Jahresanfang kostete ein durchschnittlicher Containertransport 950 Dollar, 200 mehr als Anfang 2016.

Die Abstimmung von Preisen fällt Reedereien ohnehin leicht. Für Anläufe von EU-Häfen müssen Frachtraten 30 Tage zuvor veröffentlicht werden – was Wettbewerbern die Gelegenheit gibt gleichzuziehen. Wenn es über den Pazifik geht, stimmen Reedereien sogar auf der jährlich tagenden „Trans Pacific Maritime Conference“ ihre Preise ab. So beschlossen sie Ende Februar im kalifornischen Long Beach, den Doppelcontainer-Tarif für Fahrten aus Fernost an die US-Westküste auf 1.000 Dollar zu fixieren. Das wird bisher von den Behörden geduldet.

„Wir sind uns keiner Schuld bewusst“, sagte ein Sprecher von Hapag-Lloyd zum Vorgehen des FBI, „werden die Ermittlungen aber unterstützen.“ Analysten von BNP Paribas empfahlen sogar den Kauf der Reederei-Aktien. Die Kursreaktion nach unten sei übertrieben.

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