Henkel-Chefaufseherin Bagel-Trah „Das wird kein ‚Weiter so‘“

„Langweilig wird es bei Henkel bestimmt nicht.“
Henkel-Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah klingt am Telefon energisch. Die Vertreterin der Familie Henkel will einige offene Fragen klären.
Frau Bagel-Trah, wie sehr schmerzt Sie der Abschied von Kasper Rorsted?
Wir haben sehr gut und erfolgreich zusammengearbeitet. Herr Rorsted hat Umsatz, Marge und Börsenwert gesteigert. Dafür sind wir ihm sehr dankbar. Umgekehrt hat er viele seiner Talente bei uns einbringen und weiterentwickeln können.
Seit wann wissen Sie, dass Herr Rorsted einen neuen Job sucht?
Er hat mich frühzeitig darüber informiert, dass er seinen bis 2017 laufenden Vertrag nicht verlängern möchte. Wir sind übereingekommen, dass wir zügig einen Nachfolger benennen - und haben uns für Herrn Van Bylen entschieden.
Die Adidas-Aktie ist deutlich gestiegen, Henkel hat verloren. Die Börse sieht Sie als Verliererin, Adidas als Gewinner des Personalwechsels...
Die Anleger bilden sich ihre eigene Meinung - und die Kursreaktion bei Adidas will ich nicht kommentieren. Langfristig pendelt sich das ein.
Ist Hans Van Bylen eine Übergangslösung?
Nein, er ist seit 30 Jahren bei Henkel, seit zehn Jahren im Vorstand. Er hat somit langjährige internationale Erfahrung und repräsentiert die Henkel-Werte. Herr Van Bylen ist stark darin, Führungskräfte zu entwickeln. Und er hat die Herausforderung der Digitalisierung als einer der Ersten erkannt. Er ist das Gesicht von Henkel in der Zukunft.
Dennoch: Bedeutet diese interne Ernennung ein bloßes Weiter-so?
Herr Van Bylen ist lange bei Henkel, das ist richtig. Aber er ist agil und leistungsorientiert. Das werden Sie an der neuen Strategie sehen: Wir werden uns Ende des Jahres neue Ziele für die drauffolgenden vier Jahre setzen. Das wird bestimmt kein reines „Weiter so“.
Herr Rorsted hatte größere Zukäufe angekündigt. Zu einer Übernahme von Wella, die Analysten befürwortet hätten, ist es nicht gekommen.
Im Fall Wella hat die Käuferseite ein steuerbegünstigtes Konstrukt angeboten, das nur ein Käufer bieten konnte, der in den USA börsennotiert ist. Das sind wir nicht und hätten daher gar kein entsprechendes Angebot machen können Aber Henkel hat in den vergangenen Jahren über zwei Milliarden Euro für Zukäufe in allen drei Bereichen investiert.
Wurde ihm trotzdem langweilig?
Nein, langweilig wird es bei Henkel bestimmt nicht. Die Herausforderungen in diesen unruhigen Zeiten sind und bleiben sehr hoch.
Welche Aufgaben stehen jetzt an?
Wir haben mehrere Projekte, die uns über längere Zeiten begleiten. Eine Frage ist die Integration unserer globalen Produktion und Logistik über alle Unternehmensbereiche hinweg – ein Projekt, das über mehrere Jahre läuft. Dazu kommen die großen Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Wie stark kann Henkel seine Rendite noch verbessern?
Wir haben uns sehr gut entwickelt. Mit welchem Schwerpunkten und konkreten Zielen es bis 2020 weitergeht, wird unter der Leitung von Hans Van Bylen in den nächsten Monaten erarbeitet.