Immobilieninvestor X+Bricks: Käufer der Real-Immobilien plant wohl Börsengang

Der Immobilien-Investor X+Bricks hat sich Immobilien im Wert von rund einer Milliarde Euro gesichert.
Frankfurt Die durch den Kauf von Immobilien der Metro-Supermarktkette Real bekannt gewordene Firma X+Bricks plant Finanzkreisen zufolge einen Börsengang. Das Immobilienunternehmen bereite eine Platzierung von neuen Aktien für rund 500 Millionen Euro an der Frankfurter Börse vor, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das Eigenkapital der Firma könne nach dem Deal mit rund einer Milliarde bewertet werden.
Bei einem günstigen Marktumfeld könne der Börsengang ab dem ersten Quartal stattfinden, ansonsten später. Goldman Sachs und Jefferies organisieren nach Angaben der Insider die Transaktion, Rothschild agiere als sogenannter IPO-Berater.
Ein Sprecher von X+Bricks erklärte, man prüfe derzeit strategische Optionen zur Finanzierung der Real-Akquisition. In diesem Zusammenhang sei es üblich, externe Berater zu mandatieren. Es sei allerdings aktuell noch keine Entscheidung getroffen. „Wir werden unsere Optionen in den kommenden Monaten weiter evaluieren.“ Die Banken lehnten Stellungnahmen ab.
Hinter X+Bricks steht der Immobilienmanager Sascha Wilhelm, der von 2015 bis 2018 der Firma Corestate vorstand. Unter seiner Führung vervierfachte das Unternehmen das verwaltete Vermögen auf über 20 Milliarden Euro. Wilhelm hat bereits Erfahrung mit Börsengängen: 2016 führte er Corestate an die Börse, zeitweise notierte die Firma im SDax.
Der Handelskonzern Metro hatte im vergangenen Jahr seine Supermarktkette Real inklusive 80 selbst gehaltener Immobilien an die SCP Group verkauft, wobei X+Bricks als Partner auftrat. Hinter SCP steht die russische Investmentgesellschaft Sistema PJSFC, die auch die Finanzierung der Übernahme sicherstellte. Sistema ist an Unternehmen wie der Telekommunikationsfirma MTS, der Immobilienfirma Etalon, der E-Commerce-Gruppe Ozon und der Holz- und Papierfirma Segezha beteiligt
Eine schlechte Geschäftsentwicklung bei Real hatte zu einem Wertverlust und hohen Abschreibungen geführt, wodurch sich der Mittelzufluss für Metro nur auf 300 Millionen Euro belief, obwohl der Immobilienwert schon damals auf über 900 Millionen taxiert wurde.
Real-Transaktion verdoppelt den Wert des Immobilienportfolios
Metro richtet sein Geschäft seit mehreren Jahren ganz auf den Großhandel aus, Real hatte deshalb keinen Platz mehr unter dem Dach des Düsseldorfer Konzerns. Auch vom Mehrheitsanteil am China-Geschäft hatte der Konzern sich getrennt.
SCP verkaufte den Betrieb des größten Teils der 275 Real-Märkte an Konkurrenten wie Kaufland und Edeka und hatte erklärt, nur einen kleinen Teil von rund 50 Läden für eine Übergangszeit von zwei Jahren weiterzuführen, dabei hart zu restrukturieren.
Im Sommer dieses Jahres erwarb X+Bricks dann die exklusive Option, von SCP ein Portfolio von 34 vorwiegend in Westdeutschland gelegenen ehemaligen Real-Immobilien für rund eine Milliarde Euro zu übernehmen. Damit würde X+Bricks sein Portfolio auf einen Gesamtwert von über zwei Milliarden Euro verdoppeln. Die Gebäude mit einer Gesamtmietfläche von rund 425.000 Quadratmetern haben den Angaben von Juli zufolge langfristige Mietverträge von im Schnitt 16 Jahren mit Handelsketten wie Kaufland, Edeka und Globus.
Falls sich das Marktumfeld für einen Börsengang als ungünstig erweisen sollte, könnten andere Optionen wie die Hereinnahme von Familieninvestoren realisiert werden, hieß es in den Kreisen.
Zuletzt hatten sich Immobilienfirmen mit Börsengängen in Europa schwergetan. Anfang des Monats hatten die französische Icade Santé und die britische Responsible Housing REIT ihre geplanten IPOs abgesagt. Manche Investoren sind wegen der Befürchtung steigender Zinsen in den USA vorsichtig, was Investments in Börsenneulinge gerade im Immobiliensektor angeht.
X+Bricks und SCP hatten bei Real eine Übernahmeschlacht mit dem Immobilieninvestor Redos geführt. Metro hatte ein halbes Jahr exklusive Gespräche mit Redos geführt, die dann aber ergebnislos endeten. Der Deal mit SCP und X+Bricks ermöglichte Metro die komplette Trennung, während Redos verlangte, dass Metro mindestens drei Jahre mit 24,9 Prozent am operativen Geschäft von Real beteiligt bleibt.
Außerdem boten SCP/X+Bricks an, das Paket an Real-Märkten zunächst komplett zu übernehmen und in einem nachgelagerten Schritt Märkte an andere weiterzureichen. Damit konnte Metro den Verkauf schneller abwickeln und das Kartellrisiko abgeben.
Supermärkte haben in der Corona-Pandemie an Attraktivität gewonnen, wie Zahlen von Marktforschern belegen. Angesichts geschlossener Restaurants und Kantinen gaben die Deutschen so viel Geld für Lebensmittel aus wie nie zuvor – aber bevorzugt in den Läden von Rewe und Edeka. Lidl oder Aldi konnten ihren Umsatz deutlich weniger steigern. Ein großes Problem für die Discounter: Kunden wollen vermehrt in der Nachbarschaft einkaufen, statt mit dem Auto zu großen Geschäften oder Fachmarktzentren am Stadtrand zu fahren.
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