Kaffee, Nudeln, Suppe Ist Japans Automaten-Boom vorbei?

Fünf Millionen dieser „jido hambaiki“ stehen in Japan - auch in Deutschland wächst der Vending-Markt stetig.
Tokio/Berlin In Japan sind sie so allgegenwärtig wie Ampeln: Verkaufsautomaten. Mit fast fünf Millionen „jido hambaiki“ ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt gepflastert. Auf rund 25 Einwohner kommt ein Automat, womit die fernöstliche Hightech-Nation weltweit die höchste Dichte mit Verkaufsautomaten hat. Rund die Hälfte davon sind Getränkemaschinen.
Bis zu 30 verschiedene Getränke haben solche Maschinen im Angebot - Wasser, Softdrinks, grünen Tee, Suppen und heißen Kaffeedosen, von bitter bis süß, mit Milch oder ohne. Alles in ein einem Automaten. Praktischer geht es nicht.
Die Boomzeiten der „jido hambaiki“ aber scheinen vorüber. Convenience Stores, 24 Stunden-Supermärkte, machen den Automaten zunehmend Konkurrenz. Doch die Hersteller wollen den „kombini“ Paroli bieten.
„Früher habe ich Dosenkaffee getrunken“, erzählt ein Büroangestellter in Tokio. Doch inzwischen böten die Läden frisch gemahlenen Kaffee an. Und der sei nicht nur günstig, sondern schmecke auch besser als der Dosenkaffee aus den Automaten.
Das bekommen die Getränkehersteller zu spüren: Im vergangenen Jahr sank der Umsatz mit Getränkeautomaten auf zwei Billionen Yen (16 Milliarden Euro). 1995, als die „jido hambaiki“ ihren vorläufigen Zenit erreichten, waren es noch 3,1 Billionen Yen an Umsatz gewesen.
Neben den klassischen Getränkeautomaten gibt es noch einmal so viele Maschinen, die die unterschiedlichsten Produkte anbieten: Von Eis, Gemüse und Obst, Taschentüchern, Instant-Nudeln mit gekochtem Wasser, Batterien, Strümpfen bis hin zu Kondomen und Porno-Zeitschriften.
Kauften die Japaner Mitte der 1990er Jahre noch 48 Prozent ihrer Erfrischungsgetränke an Automaten, waren es im vergangenen Jahr nur noch 29 Prozent, wie aus Statistiken des Getränke-Forschungsinstituts Inryo Soken hervorgeht. Damit liegen die Automaten nur noch knapp vor den Kombini-Märkten, auf die 22 Prozent entfielen. Trotz der Konkurrenz hält die Branche an Automaten fest.
Die Gewinnmarge sei hoch, erklärt Kazuhiro Miyashita vom Institut Inryo Soken. Automaten benötigten zudem kein Personal. „Daher sind Automaten für viele Getränkehersteller wichtig“, so Miyashita. Und damit die Automaten für die Gesellschaft weiter attraktiv bleiben, lassen sich die Hersteller immer wieder Neues einfallen.
So gibt es Automaten, die sich mit den Kunden unterhalten und ihnen passende Getränke empfehlen. Kameras mit Gesichtserkennungssoftware „erkennen“ dann mit hoher Wahrscheinlichkeit das Geschlecht und Alter der Kunden, der Automat bezieht auch die Tageszeit und Außentemperatur in seine Empfehlung ein.
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