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Kaiser's Tengelmann Rewes vergiftetes Angebot

Rewe-Chef Alain Caparros erteilt der Einigung mit Kaiser's Tengelmann eine brüske Absage – und macht dem Eigentümer Karl-Eriwan Haub gleichzeitig ein Angebot, das zu verlockend ist, um wahr zu sein.
13.10.2016 - 19:05 Uhr 5 Kommentare

Hamburg Rewe-Chef Alain Caparros ist, das kann man wohl so sagen, ein gerissener Taktiker. Gerade noch hatte er signalisiert, eine friedliche, einvernehmliche Einigung mit allen Beteiligten beim Verkauf der Kaiser's-Supermärkte an Edeka finden zu wollen. Dabei hatte er während des gesamten, sich elendig hinziehenden Verfahrens die Rolle des Rumpelstilzchens gespielt. Jetzt sah es so aus, als wolle er sich mit einigen Filialen zufriedengeben – und den Weg für den Verkäufer Tengelmann freigeben. Bis zum Donnerstagabend.

Seitdem ist klar: Caparros denkt gar nicht daran. Stattdessen unterbreitet er dem Kaiser's-Tengelmann-Eigentümer Karl-Eriwan Haub erneut ein Angebot – und bessert sogar nach. Er wolle Tengelmann als Ganzes übernehmen, schreibt er, samt Fleischwerken und Verwaltung. Und alle Arbeitsplätze erhalten. Rewe würde ab sofort alle Verluste der Kette auf sich nehmen – obwohl das Kartellamt erst langwierig prüfen würde. Schließlich war es die Bonner Behörde, die den Verkauf zunächst gestoppt hatte. Rewe ist zwar kleiner als Edeka, aber als Marktzweiter immer noch eine Macht. Laut aktuellen Studien gäbe es auch bei dem Kölner Händler Kartellprobleme – vor allem in NRW.

Caparros schreckt das nicht ab. Dies ist sein letzter Versuch, Haub in die Ecke zu drängen. Der wäre, würde er dem Lockangebot nachgeben, zunächst alle Sorgen los. Unternehmer Haub hat über zwei Jahre alle Räder gedreht, die sich drehen lassen – ja, sogar Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auf seine Seite gezogen. Der erteilte eine Ministererlaubnis für die Übernahme – die aber vor Gericht wohl keinen Bestand hat. Erst die Richter brachten Haub dazu, Einigungsgesprächen zuzustimmen. Er hätte wohl zugestimmt, einzelne Filialen an Rewe und andere abzugeben, um den Deal mit Edeka in letzter Minute zu retten.

Doch Caparros wird er nicht zusagen. Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt bereits über wütende Reaktionen von Haub: Caparros habe sich nur auf Gespräche eingelassen, um Daten von einzelnen Filialen aufzusaugen. Jetzt wolle Haub die Zerschlagung verkünden. Bei Tengelmann in Mülheim heißt es, eine Erklärung komme noch am Donnerstagabend.

Eine Einigung auf einen anderen Frieden als auf sein Angebot schließt der lautstarke Rewe-Chef Caparros aus: Weil die Gerichte ihm Recht geben würden, wäre ein Kompromiss eine Treuepflichtverletzung gegen die Rewe-Gruppe und ihre Mitarbeiter, poltert er – und weint Krokodilstränen: „Ich hatte wirklich gehofft, dass die Mahnung von Bundeswirtschaftsminister Gabriel und der Beschäftigten von Kaiser's Tengelmann – Eigentum verpflichtet – beim Eigentümer von Kaiser's Tengelmann die Bereitschaft zu einem Kompromiss befördern würde“, schreibt er.

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5 Kommentare zu "Kaiser's Tengelmann: Rewes vergiftetes Angebot"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • @Herr Manfred Zimmer
    "Ob Gabriel etwas richtig oder falsch gemacht hat, ist nicht die Frage."
    Genau das ist die Frage. Das Kartellamt hat die Übernahme verboten, die Monopolkommission war auch dagegen. Der Minister kann nach $ 42 GWB die Erlaubnis trotzdem erteilen, wenn gesamtwirtschaftliche Vorteile überwiegen. Die Filialen, die wirtschaftlich betrieben werden können, werden sicherlich einen Abnehmer finden. Die anderen hätte Edeka auch geschlossen. Nicht gleich, aber man kann ja auch mit anderen Mitteln Personal abbauen. Für den einzelnen Mitarbeiter ist es bestimmt schlimm, wenn sein Arbeitsplatz wegfällt. Aber ein gesamtwirtschaftliches Interesse kann man doch wohl nicht unterstellen. Die Richter müssen nach dem Gesetz urteilen und müssen nichts beweisen. Wenn das anders sein soll, muß man die Gesetze ändern. Soll es jetzt eine "Lex Tengelmann" geben?

  • Dieser Artikel beruht offensichtlich nicht auf investigativer Arbeit sondern auf einer Meinungsäußerung des Artikelverfasser, der wohl sypathiemäßig auf der Seite von Edeka u.Tengelmann steht.

    In diesem Poker kann man nicht unterscheiden zwischen den/dem Bösen auf der einen Seite und den Guten auf der anderen Seite. Beschämend ist vor allem, wie bei der ganzen Angelegenheit von Seiten Tengelmann die Mitarbeiter skrupellos als Geisel in dem Verhandlungspoker benutzt werden.

    Dabei ist der drohende Verlust der Arbeitsplätze von einem Teil der Mitarbeiter sicher für die Betroffenen tragisch, gesamt gesehen ist es aber das kleinere Problem.

    Wenn Edeka hier so wie Edeka es wünscht zum Zuge kommt hat das große Nachteile für die Lieferanten (und hier arbeiten insgesamt viel mehr Leute, als bei Tengelmann) und in der Folge große Nachteile für die Verbraucher (auch hier ist eine größer Zahl von Menschen betroffen, als die Tengelmannbelegschaft ausmacht).

  •  Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.http://www.handelsblatt.com/netiquette

  • Herr Trantow, Sie haben vergessen die Richter aufzuzählen, die entscheidenden Anteil an der Zerschlagung haben.

    Während diese Richter weiterhin Gehälter und später Pensionen beziehen müssen andere Familien um's Überleben kämpfen.

    Ob Gabriel etwas richtig oder falsch gemacht hat, ist nicht die Frage. Wenn Richter nicht nachweisen können, dass sie etwas "Fotokopierbares" gesehen haben, dann sollte man auch sie zur Rechenschaft ziehen.

    Ich weiß, es wird nicht gemacht. Aber haben wir es dann nicht mit einem Systemfehler zu tun, den es abzustellen gilt?

  • Die armen Kaisers-Mitarbeiter werden jetzt bedauert. Es ist die falsche Nachricht. Warum werden die Manager, Führungskräfte nicht angeklagt wegen Totalvernichtung, Totalversagen, Klage wegen nicht erfüllung des Arbeitsvertrages: " Zum Wohl der Firma" zu arbeiten? Dies schließt natürlich auch zum Wohl der Mitarbeiter ein. Aber so ist Deutschlands neue, erfolgreiche Managergeneration. Versagen wird belohnt, wie z.B. Banker.

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