Kakao wird knapp Brasilien und die Schokoladenhersteller

Die weltweite Nachfrage nach Schokolade steigt, die Produktion der Kakaobohnen stagniert.
Ilhéus Ilhéus im Nordosten Brasiliens war fast ein halbes Jahrhundert der wichtigste Exporthafen für Kakao weltweit. In den besten Jahren exportierten die Händler aus dem Anbaugebiet Bahia mehr als 400.000 Tonnen Kakaobohnen nach Europa. Doch von der einstigen Pracht ist nicht mehr viel übrig: Der malerisch gelegene Hafen ist heute heruntergekommen. Nur selten legen noch Frachter an. Exportiert wird von dort schon lange kein Kakao mehr – dafür aber aus Westafrika oder Indonesien importiert.
Das liegt einerseits an einem Pilz, dem sogenannten Hexenbesen, der 1989 die Plantagen attackierte und deren Produktion zeitweise auf ein Zehntel reduzierte. Andererseits ist der Schokoladenkonsum der Brasilianer gewaltig gewachsen. Brasilien ist heute zum drittgrößten Kakaokonsumenten weltweit aufgestiegen. Alleine seit 2006 hat der Konsum pro Brasilianer um 25 Prozent zugelegt, ähnlich wie in China oder Indien.
Dennoch ist nicht ganz Ilhéus im Dornröschenschlaf versunken: Am Stadtausgang Richtung der Kakaoplantagen riecht es stark nach Schokolade. Hunderte von LKW warten dort vor Fabrikanlagen mit rauchenden Schornsteinen darauf, ihre Fracht zu löschen.
Dort produzieren die drei großen Schokoladenhersteller, die nach mehreren Fusionen und Übernahmen in der Branche übriggeblieben sind: Es sind Cargill aus den USA, Barry Callebaut aus der Schweiz und Olam aus Singapur, die gerade von ADM die Kakaosparte übernommen hat. Diese drei Konzerne beliefern die Lebensmittelkonzerne weltweit mit den Kakaoprodukten Rohmasse, der Butter und sowie dem Pulver. In Bahia produzieren sie derzeit mit Volldampf – weil die Ernte aus Westafrika knapp werden könnte, dem wichtigsten Anbaugebiet weltweit.
Die Schokoladenhersteller setzen nun auf Brasilien, um dort die Produktion wieder zu erhöhen: Denn ihr Rohstoff, der Kakao, droht knapp zu werden. Die weltweit wachsende Nachfrage nach Schokolade trifft auf ein stagnierendes Angebot an Kakao. Vor allem die Bevölkerung in Fernost und Lateinamerika konsumiert mit wachsendem Wohlstand jährlich mehr Schoko-Produkte. Doch die Produktion hat sich bei mehr oder weniger vier Millionen Tonnen Bohnen im Jahr stabilisiert.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.