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Karsten MühlenfeldEin Diplomat startet durch
Seit 100 Tagen ist der neue Chef des Berliner Flughafens im Amt. Er neigt nicht zu Panik. Und bereut seinen Einstieg in das Projekt trotz der zahlreichen Komplikationen bis heute nicht.
Berlin Viel mehr als Arbeit ist im Leben des Berliner Flughafenchefs momentan nicht angesagt. Sein Tag, erzählt Karsten Mühlenfeld, beginnt mit einem Frühstück mit der Familie: „Das ist mir heilig.“ Und donnerstags verschwindet er um 19 Uhr aus dem Büro: „Da gehe ich mit meiner Frau tanzen.“ Doch ansonsten verschlingt die Aufgabe, den Berliner Flughafen endlich fertig zu bauen, sehr viel Zeit. Er nehme auch mal einige Akten mit ins Bett, um noch etwas zu lesen und den vollständigen Überblick über die Baustelle zu bekommen, erzählt der 52-Jährige, seit gut 100 Tagen im Amt. Ja, das sei eine Menge Stoff, „aber ich neige nicht zur Panik in dieser Beziehung“.
Das sind die größten Flughäfen der Welt
Jakarta (Indonesien, CGK) Passagiere: 60,14 Millionen Zuwachs: + 4,1 Prozent
Dalls/Fort Worth (Texas, USA, DFW) Passagiere: 60,47 Millionen Zuwachs: + 3,2 Prozent
Paris (Frankreich, CDG) Passagiere: 62,05 Millionen Zuwachs: + 0,7 Prozent
Dubai (Abu Dhabi, DXB) Passagiere: 66,43 Millionen Zuwachs: +15,2 Prozent
Los Angeles (Florida, USA, LAX) Passagiere: 66,67 Millionen Zuwachs: + 4,7 Prozent
Chicago (Illinois, USA, ORD) Passagiere: 66,78 Millionen Zuwachs: + 0,2 Prozent
Tokio (Japan, HND) Passagiere: 68,91 Millionen Zuwachs: + 3,2 Prozent
London (Großbritannien, LHR) Passagiere: 72,37 Millionen Zuwachs: + 3,3 Prozent
Peking (China, PEK) Passagiere: 83,71 Millionen Zuwachs: + 2,2 Prozent
Atlanta (Georgia, USA, ATL) Passagiere: 94,43 Millionen Rückgang: - 1,1 Prozent
Wer mit dem Nachfolger von Hartmut Mehdorn redet, wer ihn bei seinen seltenen Auftritten in der Öffentlichkeit sieht, bei dem drängt sich der Eindruck auf, dass Gelassenheit eine der Eigenschaften ist, die man dem Berliner unbedingt zuschreiben sollte. Die Öffentlichkeit soll das Bild eines Mannes vermittelt bekommen, der beharrlich Punkt für Punkt die Probleme auf der Baustelle angeht – und dabei den Flughafen weitgehend aus den Schlagzeilen heraushält.
„Ich bin nicht aggressiv“
Auch die Aufsichtsratssitzung am vergangenen Freitag ging ohne großen Aufruhr über die Bühne. Das Gremium, jetzt mit Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) neu aufgestellt, ist milde gestimmt. Mühlenfeld mühe sich redlich um ein gutes Verhältnis zu seinen Kontrolleuren und den Gesellschaftern – Berlin, Brandenburg, dem Bund, heißt es. „Er ist ruhig, überlegt, souverän.“ Die Zusammenarbeit sei deutlich intensiver geworden. „Konfrontation hilft nicht weiter“, sagt Mühlenfeld dazu. „Wir haben eine schwierige Baustelle, die uns Probleme bereitet, das ist ja bekannt. Nur mit der notwendigen Transparenz und Akzeptanz untereinander können wir konstruktiv miteinander arbeiten.“
Man neigt dazu, den Mann, der in seinen mitunter etwas zu groß geratenen Anzügen wie ein zurückhaltender Student daherkommt, zu unterschätzen. Er sei einer, der die leisen Töne pflegt, so wurde er vor seinem Amtsanritt am 16. März beschrieben. Mühlenfeld, viele Jahre Manager beim Triebwerksbauer Rolls-Royce, muss darüber lachen. Seine Kinder zögen ihn heute noch damit auf. „Ich bin nicht aggressiv“, sagt der studierte Ingenieur, „aber ich mach’ schon meinen Punkt und setze meine Themen durch.“
Dominant, aber gelassen, so charakterisiert sich Mühlenfeld selbst. „Alle haben dasselbe Interesse: den Flughafen fertig zu bauen“, sagt Mühlenfeld. Und das werde getan – bis zur Eröffnung irgendwann im zweiten Halbjahr 2017. Trotzdem: Er weiß, er muss sich auch mal zurücknehmen, mag der Druck noch so groß sein. Genervt sei er so gut wie nie: „Niemand stellt ja Fragen, um mich zu ärgern, sondern, weil es ein Informationsbedürfnis gibt und jeder Zwängen unterliegt.“
„Hauptsache, man lässt sich nicht aus der Bahn werfen.“
Er bereue keinesfalls, zum Flughafen gewechselt zu sein. Es gab Freunde, die haben ihn gewarnt: „Mensch, Karsten, du bist ja irre, warum tust du dir das an?“ Andere haben gesagt: „Junge, das passt zu dir. Auf Dauer in einem Großkonzern, wo man ständig alle möglichen Leute befrieden musst, wirst du nicht glücklich. Du brauchst mehr Freiraum.“ Jetzt macht er den „härtesten Job Deutschlands“, wie ein früherer Kollege sagt.
Seine Mitarbeiter lässt er machen, aber natürlich, er ist der Chef. Mitunter ist er bei dem einen oder anderen Termin dabei, um zu zeigen: „Da steht Technikchef Jörg Marks nicht allein da, und wenn ihr nicht macht, was er will, habt ihr es nicht nur mit ihm zu tun.“ Natürlich, Mühlenfeld braucht Marks – der ehemalige Siemens-Manager, noch von Mehdorn geholt, scheint die wirkliche Übersicht auf der Baustelle zu haben.
Langsam festigt sich der Eindruck, aus der Baustelle könnte doch noch ein funktionierender Flughafen werden. Angeblich habe die australische Investmentbank Macquarie Interesse an einem Einstieg beim BER, berichtet „Bild am Sonntag“. Und wenn doch noch etwas schiefgeht? Mühlenfeld will gelassen bleiben: „Die einen Krisen sind ein bisschen kleiner, die anderen ein bisschen größer und die nächsten ein bisschen teurer. Hauptsache, man lässt sich nicht aus der Bahn werfen.“
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