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Kaufhof und Karstadt Was die Warenhäuser retten könnte

Mit Rabatt-Orgien retten sich die deutschen Kaufhaus-Konzerne über die Zeit. Es ist ein Versuch von Notwehr. Dabei zeigt ein Blick ins Ausland, was Karstadt und Kaufhof machen müssten, um ihre Zukunft zu sichern.
18.09.2017 - 10:54 Uhr 6 Kommentare
Die Hudson's-Bay-Filiale in Amsterdam: Kunden können hier einen Personal Shopper buchen, der sie durch den Laden führt und berät. Quelle: Reuters
Neue Warenhaus-Konzepte

Die Hudson's-Bay-Filiale in Amsterdam: Kunden können hier einen Personal Shopper buchen, der sie durch den Laden führt und berät.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf In ihrem Haus in Amsterdam probiert die Kaufhof-Schwester Hudson's Bay aus, was das Warenhaus wieder attraktiv machen könnte. Innerhalb von nur zwei Stunden liefert der Händler die in der Filiale gekaufte Ware nach Hause, Kunden können einen Personal Shopper buchen, der sie durch das Haus begleitet. Selbst Betten für einen Powernap gibt es, wenn der Einkauf zu anstrengend war.

In den deutschen Kaufhof-Filialen sucht man einen solchen Service noch vergebens. Ein Blick auf die Website von Galeria Kaufhof zeigt, was die Kunden locken soll. „Sale Finale“ schreit es auf rotem Grund, mit Nachlässen von „bis zu 70 Prozent“. Neben Mondscheinangeboten und Sommer Sale gibt es bis zu 40 Prozent auf ausgewählte Küchenartikel.

Auch Konkurrent Karstadt bewirbt angebliche „Topseller“ mit massiven Rabatten. Minus 55 Prozent für die Waschmaschine von Bauknecht, gar 59 Prozent Nachlass gibt es auf die Carrera-Bahn. Und den Badewannenlift gibt es 249 Euro statt für 699 Euro.

Die Rabatt-Orgie ist ein Versuch von Notwehr. Angesichts der immer schwächer werdenden Besucherzahlen in den Innenstädten stehen die Warenhauskonzerne enorm unter Druck. Karstadt und Kaufhof reagieren darauf mit Discounts in Serie. Eine riskante Strategie. „Das zieht zwar kurzfristig Kunden in die Läden, aber die Unternehmen zahlen dafür einen hohen Preis in Form von sinkenden Gewinnen“, warnt Michael Hauf, Geschäftsführer der renommierten Branchenberatung Hachmeister + Partner.

In der Tat hat Galeria Kaufhof im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben. Und auch Karstadt hat unter dem Strich einen Verlust erzielt. Schon geistern wieder Gerüchte über einen möglichen Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt zu einer Deutschen Warenhaus AG durch die Branche. Das aber würde höchstens helfen, überflüssige Flächen und unrentable Häuser schneller stillzulegen. Ein Zukunftskonzept wäre das noch nicht.

Doch welche Maßnahmen sichern tatsächlich den Fortbestand von Karstadt und Galeria Kaufhof? Wie müsste ein Entwurf für das Warenhaus der Zukunft aussehen?

Was hilft ist ein Blick über die Landesgrenzen. Hachmeister + Partner hat sich in einer Studie weltweit Warenhäuser angesehen und Erfolgsfaktoren für Kaufhäuser identifiziert. Und dabei eine ernüchternde Erkenntnis gewonnen. „Karstadt und Kaufhof sind weit weg von dem, was nach internationalen Maßstäben möglich wäre“, resümiert Hachmeister-Geschäftsführer Hauf.

Das sind Deutschlands beliebteste Einkaufsmeilen
Platz 10: Schadowstraße
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Aufgrund von langen Baumaßnahmen schafft es die Düsseldorfer Einkaufsmeile mit 8.465 Passanten pro Stunde gerade noch in die Top Ten. Jahrelang wurde in der Stadt eine 3,6 Kilometer lange U-Bahn-Strecke mit sechs neuen Bahnhöfen, unter anderem an der Schadowstraße, gebaut. Kaum ist die U-Bahnstrecke fertiggestellt wird oberirdisch eines der größten Bauprojekte der Stadt begonnen – „Ingenhoven-Tal“, ein 600 Millionen schweres Shopping- und Bürocenter mit 30.000 Quadratmeter Nutzfläche.

Quelle: JLL, Stand Mai 2017, Die Passantenfrequenz-Zählung ist und bleibt lediglich eine Momentaufnahme. Ziel der Erhebung ist der bundesweite Vergleich der Spitzenfrequenzen und die Entwicklung im Laufe der Jahre festzuhalten.

(Foto: Picture Alliance)
Platz 9: Westenhellweg
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Die Dortmunder Einkaufsstraße, die zur mittelalterlichen Heer- und Handelsstraße Hellweg gehört, ist einer der Konstanten der Konsummeilen in Deutschland – mit 8.750 Passanten pro Stunde. Sie beginnt nahe der Reinoldkirche und erstreckt sich als Fußgängerzone etwa einen Kilometer lang. Da der Westenhellweg mit 10 Metern Breite recht schmal ist, soll sich die Gastronomie vornehmlich in den Seitenstraßen angesiedelt haben, so dass auf ihr vornehmlich die Mode-, Parfümerie- und Elektronikketten zu finden sind.

(Foto: Picture Alliance)
Platz 8: Mönckebergstraße
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Die Hamburger Straße ist eine der Haupteinkaufsstraßen der Hansestadt. Mit 9.475 Passanten belegt sie den achten Platz. Auf der Mönckebergstraße dürfen nur Busse und Taxis fahren. Die Gehwege wurden in den 1980er für die Passanten verbreitert. Laut der Studie sollen Einkaufsstraßen mit ausschließlichen Fußgängerzonen allgemein eine höhere Besucherzahl als jene mit Fahrstraßen aufweisen.

(Foto: Picture Alliance)
Platz 7: Weinstraße
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München ist die erste Metropole Deutschlands mit drei Einkaufsstraßen in den Top Ten – die Weinstraße ist die erste der drei Einkaufmeilen und belegt mit 10.035 Passanten den siebten Platz. Die Straße zielt auf Kunden im mittleren Preissegment ab, weshalb dort Ketten wie Tommy Hilfiger, Cos, H&M und WMF angesiedelt sein sollen.

(Foto: dpa)
Platz 6: Neuhauser Straße
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Die zweite Münchener Einkaufsstraße gehört zur Altstadt und erstreckt sich mit 350 Meter von der Kreuzung Färbergraben beziehungsweise Augustinerstraße bis zum Karlsplatz, zu dem man durch das Karlstor gelangt. An der Neuhauser Straße, die von 11.745 Passanten pro Stunde besucht wird, befinden sich neben zahlreichen Läden auch die Klosterkirche St. Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist aus dem 13. Jahrhundert, die von den Passanten bewundert werden kann.

(Foto: Picture Alliance)
Platz 5: Georgstraße
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Die Straße in Hannover soll nach Georg III., einem britischen König, der 1814 auch König von Hannover wurde, benannt und ursprünglich bereits 1787 mit schmucken Häusern zu Repräsentationszwecken gebaut worden sein. Heute, im 21. Jahrhundert, ist sie mit 11.905 Passanten auf dem fünften Rang der meistbesuchten Einkaufsmeilen Deutschlands.

(Foto: Picture Alliance)
Platz 4: Schildergasse
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Kölns Haupteinkaufsstraße verlor im Vergleich zum Vorjahr (16.835 Passanten) 2017 mit 13.505 Passanten deutlich und büßte damit ihren ersten Platz ein. Insgesamt soll sich aber die Zahl der Passanten auf Deutschlands Einkaufsmeilen von 708.54.5 auf 722.780 erhöht haben. Die Befürchtung, dass Innenstädte in Zeiten des Onlinehandels veröden, soll sich laut der Studie nicht bestätigen. Im Gegenteil: Die Städte sollen wieder vielfältiger werden und das Kauf- und Genusserlebnis stehe im Vordergrund.

(Foto: Picture Alliance)

Was möglich wäre, zeigt beispielsweise ein Blick nach Großbritannien. Da macht etwa die Kette Selfridges mit nur vier Filialen einen Umsatz von umgerechnet 1,54 Milliarden Euro und einen Gewinn von knapp 180 Millionen Euro. Neben einem schlanken, sehr hochwertigen Sortiment und einer spektakulären Inszenierung der Ware ist es vor allem die konsequente Verknüpfung von E-Commerce und stationärem Geschäft, die Wachstum bringt. So ist der Onlineumsatz im vergangenen Jahr um 38 Prozent gewachsen.

Davon profitiert auch das stationäre Geschäft. Während Kaufhof und Karstadt verzweifelt versuchen, ihre Verkaufsflächen zu reduzieren, baut Selfridges selbstbewusst aus. In diesem und dem kommenden Jahr will das Unternehmen die Verkaufsfläche um ein Viertel erweitern. Investitionsvolumen: Rund 300 Millionen Pfund (332 Millionen Euro).

Einen guten Lauf haben in Großbritannien nicht nur die Edel-Kaufhäuser. Als Vorbild für die deutschen Kaufhauskonzerne haben die Experten beispielsweise das Unternehmen John Lewis ausgemacht, das beweist, dass man auch in der Mittelklasse mit dem richtigen Konzept Erfolg haben kann. „Die Läden sind gut strukturiert, das Unternehmen hat ein sensationelles Onlinegeschäft“, lobt Handelsexperte Hauf. Davon könnten sich Kaufhof und Karstadt „sicherlich einiges abgucken“.

Die Situation in den USA ist ein mahnendes Beispiel, was den Warenhauskonzernen droht, wenn sie nicht bald die Kurve bekommen. Dort sind die Umsätze in den Kaufhäusern seit der Jahrtausendwende um fast ein Drittel eingebrochen und liegen bei nur noch 155 Milliarden Euro. Hunderte Häuser mussten bereits schließen. Im Gegenzug macht der Onlineriese Amazon bereits einen Umsatz  von rund 64 Milliarden Euro – mehr als die traditionsreichen Warenhauskonzerne Nordstrom, Sears und Macy’s zusammen.

Bar, Beauty-Salon und Personal-Shopping-Erlebnis
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6 Kommentare zu "Kaufhof und Karstadt: Was die Warenhäuser retten könnte"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Nachtrag : Der Einzelhandel wird totberaten von Schaumschlägern !
    Wenn die wüsten wie es geht würden sie Läden aufmachen und sich tod und dämlich verdienen-

  • Jede Provinzkleinstadt , so auch meine , rühmt sich damit eine Umweltzone eingerichtet zu haben ! Und der Einzelhandel fährt voll drauf ab !
    Hat man denen in`s Gehirn ge...... ?
    -Öko - Bio - Autofrei und " Kundenfrei !!

  • @ Lana Ebsel
    Der einzige Ausweg für die darbenden Kaufhäuser ist back to the roots, d.h. es muss sich finanziell wieder lohnen, dass man den Weg zu ihnen auf sich nimmt

    Nicht weit von mir entfernt befindet sich ein großes Outlet-Center. Immer, wenn ich dort vorbeifahre, sind die Parkplätze gut gefüllt. Das expandierende Online-Shopping kann also nicht alleine daran Schuld sein, dass die Kaufhäuser darben.
    Diese befinden sich im Gegensatz zu den Outlet-Centern jedoch meistens in direkter City-Lage, und hier haben wir folgende Nachteile:
    1. oftmals unzureichende Parkplätze bzw. Wucher-Parkgebühren von Städten, über denen der Pleitegeier kreist
    2. Fahrverbote in den Cities und andere Restriktionen für Autofahrer
    3. Staus in den Innenstädten, die einem die An- und Abreise zum Shopping vermiesen
    4. oftmals exorbitante Mieten für die Kaufhaus-Konzerne (direkte Innenstadt-Lage)

    Sie sehen: an einigen dieser Punkte können die Kaufhäuser selbst gar nicht mal viel ändern...

  • Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte achten Sie auf unsere Netiquette: „Kommentare sind keine Werbeflächen“ http://www.handelsblatt.com/netiquette

  • Rabatte sind natürlich Kundentäuschung, aber das Problem der Warenhäuser ist sehr wohl ihr normalerweise viel zu hoher Preis, wenn man also schon Phantasiepreise nennt muss der Rabatt sein, besser wäre es von vorneherein einen realistischen Preis anzugeben.
    Den persönlichen Berater hatte ich früher auch wenn ich zu Karstadt ging, das war der Verkäufer dem ich nur sagen musste was ich wollte und er zog nach einem Blick auf mich das mir passende aus dem Regal, z.B. eine Hose in richtiger Grösse weil er damals noch erfahren und fair bezahlt war statt Sklave im Zeitarbeitsjob, insofern ist der persönliche Berater kein Fortschritt sondern bloss die Wiederherstellung alter Gewohnheiten. Lieferservice ist vor allem bei sperrigen Artikeln (Möbel, Matratzen...) notwendig und sollte im Preis inbegriffen sein, das war früher ebenfalls üblich und wurde nur im Zuge der Gier gestrichen und zum Problem eines jeden Kunden gemacht.
    John Lewis macht sicher viel richtig, aber Mittelklasse sind die Preise von 30$ pro NoName T-Shirt bestimmt nicht, selbst wenn man die derzeit doppelte Überbewertung des Dollars miteinrechnet. Edel-Outlets die billigen Plastik-Schund verkaufen haben wir in Hülle und Fülle.
    Gute Preise hat man inzwischen eher bei kleinen Läden die Öko oder zumindest lokal produzierte Waren verkaufen, gerade einen imprägnierten Baumwoll-Anorak mit Innenfutter für 95 EUR gekauft der tausendmal besser ist als die 300 EUR Polyamidklamotten der Marken.

  • "Ein persönlicher Berater, der mich durch das Kaufhaus führt." Wie verzweifelt muss man sein, um an so etwas zu glauben? Es grenzt bereits an Verblödung. Der einzige Ausweg für die darbenden Kaufhäuser ist back to the roots, d.h. es muss sich finanziell wieder lohnen, dass man den Weg zu ihnen auf sich nimmt. Alles andere ist das sich etwas Vormachen von Beratern, die sich zu fein dafür sind die Wahrheit beim Namen zu nennen.

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