Kneipenwirte fürchten um Existenz Kampf um die Spielautomaten

Mit den Geräten fallen für Kneipenwirte wichtige Einnahmen weg.
Düsseldorf Michael Huppertz hat sich in den vergangenen Jahren durchaus als zäher Bursche bewiesen: Rauchverbot, rasant steigende Gebühren für das Sky-Abo, höhere Vergnügungssteuer, Mindestlohn, erweiterte Dokumentenpflicht – all das hat Huppertz in seiner typischen Vorstadtkneipe im Düsseldorfer Norden mit braun-grünen Butzenfenstern und Schlösser-Alt-Markise stoisch ausgesessen. Doch nun plagen ihn existenzielle Ängste. „Wenn jetzt noch die Spielautomaten verboten werden, müsste ich eigentlich schließen – oder mir was ganz anderes einfallen lassen“, sagte er am Dienstag. Was Huppertz und Tausende weitere Kneipenwirte auf die Palme bringt, sind immer wieder neue Vorstöße der Politik, die Daddelautomaten aus den Schankräumen zu verbannen.
Schon die 2014 beschlossene Verordnung zur Änderung der Spielverordnung ist für den Düsseldorfer Kneipenwirt ein Zumutung. So darf er künftig nur noch zwei statt drei Münzautomaten aufstellen und muss eine Spielerkarte herausgeben, ohne die der Gelegenheitszocker den Apparat nicht mehr ins Laufen bringen kann. Zudem müssen neue technische Sicherungen in die Geräte eingebaut werden, um den Jugendschutz zu gewährleisten.
Mit den letzten der drei Punkte kann sich Huppertz noch anfreunden. Ein Automat weniger heißt für ihn aber schon eine schmerzhafte Umsatzeinbuße. „Geldspielgeräte sind für Gastwirte eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle“, sagte Kießling vom Fachverband Gastronomie-Aufstellungsunternehmer. „Zeiten, in denen es nicht so gut läuft, können mit Einnahmen aus den Automaten überbrückt werden.“
Schließlich teilen sich Aufsteller und Kneipier den Gewinn der Daddelmaschine, der nach Auskunft des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes durchschnittlich bei rund 500 Euro pro Gerät liegen dürfte. Das klingt nicht nach viel Geld, spiegelt aber die finanziellen Dimensionen wider, in denen sich die Betreiber von kleinen Kneipen bewegen. Der durchschnittliche Jahresumsatz liegt bei 150.000 Euro, der daraus gezogene Gewinn liegt zwischen zwölf und 15 Prozent. „Da geht es um jeden Euro, sie müssen sparen, wo es nur geht“, sagt Huppertz.
Viele Wirte haben das nicht durchgehalten und schon in den vergangenen Jahren aufgegeben. Nach Einschätzung von Rainer Spenke, Dehoga-Geschäftsführer in Nordrhein-Westfalen, haben bundesweit rund ein Viertel der Kneipen seit 2001 dicht gemacht. Zudem sei der Umsatz im gleichen Zeitraum um 30 Prozent geschrumpft – es wird weniger Bier getrunken, und auch regelmäßige Kneipenbesuche sind eher ein Relikt der Vergangenheit.
Sollten jetzt bei diesem engen Korsett noch die Einnahmen aus den Automaten wegfallen, werde sich das Kneipensterben beschleunigen, so die Befürchtungen von Gastrogewerbe und Automatenaufsteller. Vielleicht ist aber auch die Zeit einfach nur abgelaufen, als der Opa mit seinen Enkeln zum Frühschoppen ging und jedem von ihnen zwei Mark für den Daddelapparat in die Hand drückte, um in Ruhe sein Bier zu trinken.
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