Kommentar Der Konzernumbau bei Airbus ist riskant, aber alternativlos

Betriebsrat und Gewerkschaften fürchten eine Zerschlagung des Airbus-Ablegers.
Frankfurt Die Aufregung im Airbus-Reich ist groß. Der Luftfahrtkonzern will sein Lieferkettensystem umbauen. Das hat Folgen, auch für die deutsche Tochter Premium Aerotec. Während der Bau großer Komponenten wieder enger an die Prozesse des Mutterkonzerns angebunden werden soll, spricht vieles dafür, dass die vorgelagerte Fertigung von Einzelteilen intern an Bedeutung verlieren wird.
Das schürt Sorgen bei Mitarbeitern und Arbeitnehmervertretern, die eine Trennung von der Einzelteilproduktion und die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland kommen sehen. Auszuschließen ist das tatsächlich nicht.
Ohne Frage wird es für das Konzernmanagement und die Arbeitnehmervertreter nicht einfach werden, hier einen Kompromiss zu finden. Fest steht aber: Die Analyse von Airbus-Chef Guillaume Faury trifft zu. Airbus hat eine zu komplexe Struktur – für die Bewältigung sowohl der Durststrecke nach dem Ende der Pandemie als auch der Herausforderung des nachhaltigen Fliegens.
Es gibt ein bedrückendes Beispiel dafür, was passiert, wenn man seine Lieferketten nicht im Griff hat: den US-Rivalen Boeing. Die Gründe für viele der Probleme des amerikanischen Luftfahrtriesen sind natürlich auch jenseits der Lieferketten zu finden – etwa im überzogenen Fokus auf das Aktionärsinteresse oder einer schlechten Fehlerkultur.
Dass der US-Konzern immer noch mit Fertigungsproblemen zu kämpfen hat, liegt aber auch daran, dass etwas in der Lieferkette nicht zu funktionieren scheint. Dabei hat Boeing schon zum Teil vorweggenommen, was Airbus zumindest von der groben Richtung her nun auch vorhat: die Bündelung und Konsolidierung der Zulieferstruktur.
Entwicklung und Fertigung müssen zusammen gedacht werden
Dennoch zeigt Boeing, wie wichtig es ist, das Thema Teile- und Komponentenfertigung als ein zentrales Thema zu verstehen. Geschieht das nicht, bekommt man früher oder später nicht nur erhebliche Qualitätsprobleme in der laufenden Fertigung. Auch die Innovationskraft leidet. Es fällt auf, wie sehr Airbus aktuell das Thema Wasserstoff vorantreibt, während davon im Boeing-Reich kaum etwas zu hören ist.
Airbus-Chef Faury liegt richtig, wenn er sagt, dass der Bau großer Komponenten unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung völlig neuer Flugzeuge hat. Eine neue Idee am Rechner zu entwickeln ist etwas anderes, als sie später in der Produktion so zu realisieren, dass alle Anforderungen erfüllt werden und die Fertigung gleichzeitig wettbewerbsfähig ist.
Je enger und früher das Thema Fertigung beim Design neuer Produkte eingebunden wird, desto besser. Die Autoindustrie beschäftigt dieses Thema schon länger. Auch sie ist dabei, im Zuge der Elektrifizierung ihr Verhältnis zu den Zulieferern neu zu definieren. Auch hier hat das Folgen für die Arbeitsplätze und ist eine Herausforderung für Management und Belegschaftsvertreter gleichermaßen. Sie muss bewältigt werden, und sie kann gemeinsam bewältigt werden. Eine Alternative gibt es nicht.
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Alternativlos an die Franzosen verkauft!
Schon wieder "Alternativlos". Das heißt doch nur daß die Oberphysikerin das Ganze jetzt alternativlos an die Franzosen verkauft-oder?